Sächsische Zeitung Mittwoch, 1. Oktober 2003

Investor Füsslein: Die Finanzierung ist gesichert
Sachsenbau-Chef zu Risiken und Chancen seines Großvorhabens im Herzen der Stadt

Die SZ sprach mit Sachsenbau Chemnitz-Geschäftsführer Dieter Füsslein über die Umbaupläne.

Herr Füsslein, es gibt heftigen Widerstand gegen ihr Projekt. Eine Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des Kulturpalasts.

Diesen Leuten kann ich nur empfehlen, sich vom Neumarkt aus die Rückseite des Kulturpalasts anzuschauen, die mit Fertigstellung der Frauenkirche zur Vorderseite wird. Ich bezweifle, dass jemand ernsthaft diesen Anblick erhalten will. Oder nehmen Sie die Schloßstraßen-Seite. Dresden hat das Glück, ein Schloss zu besitzen. Da sollte es selbstverständlich sein, auch das Umfeld aufzuwerten. Unser Projekt bietet diese Chance. Mit dem Umbau wollen wir zehn historische Häuser wieder aufbauen, davon vier originalgetreu. Es entsteht ein Übergang vom Alt- zum Neumarkt. Die jetzige Barrierewirkung des Kulturpalasts wird aufgehoben.

Im Haushalt 2004 klaffen riesige Löcher. Wie sollen da noch 15 Millionen Euro für Ihre Umbau-Lösung drin sein?

Wir bauen ein Konzerthaus des 21. Jahrhunderts, ein würdiges Haus für die Philharmonie. Angesichts des Wettbewerbs der Städte untereinander wird Dresden stolz darauf sein. Wir bemühen uns, den städtischen Anteil von 15 Millionen Euro noch zu unterschreiten. Außerdem wird geprüft, ob sich die Summe in drei Raten splitten lässt. Eine Belastung von vier bis fünf Millionen Euro für 2004 dürfte realistisch sein. Rund 1 000 Ingenieure, Architekten und Bauleute vorwiegend aus Dresden hätten dann drei Jahre lang Arbeit.

Skeptiker befürchten aber, dass sich die Sachsenbau mit dem Großprojekt übernimmt und ein Millionen-Grab wie am Wiener Platz zurückbleibt. Steht Ihre Finanzierung?

Wir haben einen Finanzierungspartner, der eine Durchführungs-Garantie übernimmt. Also egal, was mit der Sachsenbau passiert, es würde fertig gebaut.

Andere fragen sich besorgt, wie Sie die bei der Umbauung entstehenden vielen neuen Läden vermietet bekommen wollen.

Ich bin da sehr guter Hoffnung. Der Handel gehört in die Innenstadt. Chemnitz macht die Abkehr von der Grünen Wiese vor. Wir wollen in Dresden das hochwertige Angebot, das an der Schloßstraße entstanden ist, ergänzen. Dazu laufen vorbereitende Gespräche. Die Altmarkt-Galerie zeigt, dass es geht.

Bauen Sie die unter dem Altmarkt geplante Tiefgarage auch, wenn sich der Stadtrat gegen Ihre Kulturpalast-Umbauung entscheidet?

Es wäre eine vertane Chance, beides zu trennen. Wir planen mit der Tiefgarage schon die Lkw-Andienung des Kulturpalasts. Die ganze Entrauchung wird über die Hochbauten realisiert. Die Philharmonie-Besucher sollen von der Tiefgarage trockenen Fußes ins Konzert kommen. Entsteht nur die Tiefgarage, entfallen diese Möglichkeiten.

Bis wann muss sich Dresden entschieden haben?

Spätestens im Januar. Dann wollen wir mit der Garage, Mitte 2004 mit dem Kulturpalast anfangen.

Interview: Katrin Saft
Dieter Füsslein. Foto: Steffen Füssel