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Die Anhänger der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) haben gestern Abend bei einer Podiumsdiskussion vor über 250 Besuchern erneut bewiesen, wie gut sie organisiert sind. Das stellten gleich mehrere Nicht-GHND-Mitglieder fest. Bei der inzwischen dritten öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema Neubau des Gewandhauses – diesmal organisiert von der CDU-Fraktion im Stadtrat – drängten sich die Gegner der Bebauung erneut massiv in den Vordergrund. Mehrfach musste Fraktionschef Michael Grötsch engagierte Redner zu Fairness und Toleranz mahnen, weil Andersdenkende nicht ausreden konnten. Prof. Matthias Höhne von der Gestaltungskommission wurde gar als eine Art Handlanger der Investoren gebrandmarkt, wogegen sich Höhne vehement verwahrte. Das Gegenteil sei der Fall, so Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Wer Nähe zu einem Investor aufweise, komme nicht in die Gestaltungskommission. Das Podium war einseitig besetzt wie das Publikum. Gleich drei Professoren und Architektur Experten (Jürgen Paul, Matthias Höhne, Carlo Weber) verteidigten die Bebauung der Gewandhaus-Fläche mit dem Sieger-Entwurf des Architektur-Wettbewerbs, dem Modell des Stuttgarter Architekten-Ehepaares Peter Cheret und Jelena Bozic. Sie lobten die hohe Qualität des Entwurfs, der historische Linien aufnehme und nicht auftrumpfe. GHND-Vorstandsmitglied Torsten Kulke, der als einziger echter Gegenpart auf dem Podium saß, präsentierte einen ganz anderen Gestaltungsvorschlag. Die Gewandhaus-Fläche solle doch begrünt werden, eine Gewandhaus-Terrasse entstehen mit neun Bäumen und der Darstellung von historischen Festungsmauern und der einstigen Barbakane (befestigter Torvorhof). Reaktionen darauf gab es jedoch weder von den drei Professoren noch von Baubürgermeister Feßenmayr. Rund eine Stunde dauerte die Äußerungen der Experten vom Podium, bevor ein sehr lebhafte, fast zweistündige Diskussion entbrannte. Prof. Weber plädierte für das Solitär-Dreigestirn neues Gewandhaus, Johanneum und Frauenkirche. Ein Architekt lobte den Sieger-Entwurf, hält ihn aber an dieser Stelle für deplaziert. Mehrere Dresdner verwahrten sich gegen den Vorwurf, sie seien gegen moderne Architektur. Kongresszentrum, Landtag und Synagoge würden eine andere Sprache sprechen. Ein 59jähriger Neu-Dresdner brach eine Lanze für die historische Wiederbebauung. „Lassen sie Dresden einmalig sein“, rief er unter lautem Beifall dem Podium zu. Warum müsse Dresden wie alle anderen Städte aussehen? Touristen kämen wegen der alten Schönheiten und nicht wegen der Neubauten. |