Sächsische Zeitung
02.12.2006

Das Hotel Stadt Rom nur mit halber Länge
Von Bettina Klemm

Neumarkt. Große Zustimmung fanden die Pläne der Firma Baywobau bei einer Bürgerversammlung.

Zwischen dem Hotel de Saxe und der künftigen Heinrich-Schütz-Residenz sollte am Neumarkt das Hotel Stadt Rom wieder errichtet werden. „Damit wird der Platz abgerundet. Nur mit dem Gebäude bekommt die Moritzgasse einen Sinn“, wirbt Berndt Dietze, Chef der Baywobau Dresden. Er legt sich bei einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstagabend, zu der die CDU-Stadtratsfraktions ins Landhaus eingeladen hat, leidenschaftlich ins Zeug. Sein Unternehmen würde das freistehende Gebäude gern errichten. „Als ordentlichen Ziegelbau in hoher Qualität.“

Im voll besetzten Zuhörersaal ernteten Dietzes Pläne ungeteilten Beifall. Die meisten Teilnehmer gehörten zum Verein Historischer Neumarkt, in dem Dietze seine Vorstellungen bereits vorgetragen hat. „Das sich zwischen Moritzstraße und Kleiner Kirchgasse erhebende fünfgeschossige Haus Neumarkt 10, das spätere Hotel Stadt Rom, zählte zu den künstlerisch bedeutendsten Dresdner Bürgerhäusern aus der Mitte des 18. Jahrhunderts“, schreibt der Architekturhistoriker Walter May im Buch „Der historische Neumarkt zu Dresden“.

Doch es gibt ein großes Problem: Die Wohnhäuser in der Wilsdruffer Straße lassen einen Wiederaufbau des Gebäudes in seiner ursprünglichen Größe ist nicht zu. Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) betont: „Die Wohnhäuser stehen für die Stadt aber nicht zur Disposition.“ Dietze und die Architekten der Ipro Dresden schlagen deshalb vor, das Gebäude statt mit einem rechteckigen Grundriss nur quadratisch zu errichten und so späteren Generationen die Möglichkeit zum Weiterbauen zu überlassen. Um nicht eine Brandwand bauen zu müssen, sollte die Fassade gegenüber der Woba-Häuser mit Fenstern gestaltet werden.

Lieber zurückhaltend modern

Das wiederum hält Matthias Höhne, Architekturprofessor und Mitglied der Gestaltungskommission Neumarkt für überarbeitungswürdig. Leitbauten sollten nach historischem Vorbild errichtet werden. „Doch dort, wo es nicht genügend historische Belege gibt, sind wir für eine zurückhaltende Modernität und nicht für historisierende Fassaden“, sagt er und schlägt einen Architektenwettbewerb vor. Dem überwiegend älteren Publikum im Saal gefällt das nicht.

Ähnlich sieht es Podiumsgast Dankwart Guratzsch: „Für mich ist der Vorschlag von Herrn Dietze ein Weihnachtsgeschenk. Er sollte nicht zerredet werden.“ Torsten Kulke von der Gesellschaft Historischer Neumarkt plädiert dafür, dass künftig alle Bauherren am Neumarkt verpflichtet werden sollten, sich frühzeitig mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung zu setzen.



Blick von den Woba-Häusern auf die vorläufige Rückseite des Gebäudes Hotel Stadt Rom. Skizze: Baywobau Dresden

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