Sächsische Zeitung
05.05.2007

Das neue Gewandhaus soll moderne Kunst zeigen
Von Petra-Alexandra Buhl

Die Architekten Cheret & Bozic gewinnen den Gestaltungswettbewerb.

Sie wollen Gastronomie und Kultur verbinden. Unter 38 Wettbewerbsteilnehmern hat das Stuttgarter Architekturbüro Cheret & Bozic am meisten mit seinem Entwurf für das neue Gewandhaus am Neumarkt überzeugt. Es wird neben dem Johanneum gebaut werden, dort, wo derzeit noch archäologische Grabungen laufen.

Am Freitag wurden die Wettbewerbsentwürfe im Stadtmuseum präsentiert. Die ersten fünf Platzierten werden laut Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) noch vor der Sommerpause im Bauausschuss und im Stadtrat vorgestellt. „Auf den Entwurf von Cheret & Bozic hat sich das Preisgericht aber fast einstimmig geeinigt, darauf läuft es hinaus“, sagte er. Überzeugt habe vor allem das Konzept für das Gebäude. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss sollen Restaurants, Läden und Cafes unterkommen. In den übrigen drei Etagen soll moderne Kunst privater Sammler präsentiert werden. Einige Interessenten soll es bereits geben – doch deren Engagement hängt von einem finanziellen Zuschuss der Stadt ab. Dazu gibt es bislang keine Zusage vom Stadtrat.

Der Darmstädter Architekturprofessor Werner Durth – Mitglied des Preisgerichts – lobte den Sieger- Entwurf für seine geschickte Einbettung in die Umgebungsbebauung und die optische Gliederung der Fassade. „Das Gebäude wirkt wie ein Stadtbalkon und öffnet sich zum Platz wie eine Galerie“, so Durth. Torsten Kulke von der Gesellschaft Historischer Neumarkt sagte dagegen am Freitag, sein Verein sei weiterhin der Ansicht, dass diese Stelle des Neumarktes überhaupt nicht bebaut werden sollte.

Die Ergebnisse des Wettbewerbes sind täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr und Freitag von 12 bis 20 Uhr im Stadtmuseum zu besichtigen.

 

Überrascht
Kommenatar von SZ-Redakteur Peter Ufer

Das Projekt für das Gewandhaus am Neumarkt ist schon auf den ersten Blick überraschend. Die moderne Architektur gegenüber der Frauenkirche wird für Debatten sorgen. Solch ein Quader mit großer Sandsteinfläche und Glas provoziert unweit der Frauenkirche in jedem Fall.

Was zurzeit in der Innenstadt gebaut wird, berührt vor allem deshalb so sehr, weil es um Grundstücke mit Geschichte geht, um das Herz der Stadt. Schon der Wiener Platz gehört nicht zu den gelungensten Flächen, auch um den Postplatz wird gerungen, leider nicht immer mit Erfolg. Der Anspruch der Dresdner an die Architektur ist hoch. Zum Glück.

Der Neumarkt indes ist eine besonders sensible Stelle. Hier wächst neben dem Schloss und der Frauenkirche ein Raum, der nicht konsequent historisch ist, aber gleichzeitig für das Moderne als Kontrast nicht konsequent genutzt wurde. Ein Platz der Widersprüche.

Ihre Meinung dazu: 01067 DD, Ostra-Allee 20 oder per Mail sz.dresden@dd-v.de


Dresdner Neueste Nachrichten vom 5. Mai 2007

Siegerentwurf zum Gewandhaus ist gekürt
von Genia Bleier

Für das Preisgericht im Gewandhaus-Wettbewerb sind die Würfel gefallen. Es hat zwei Tage lang getagt und besonders intensiv um die Verteilung des 1. und 2. Platzes gerungen. Am Freitag stellte es seine Empfehlung der Öffentlichkeit vor: Das neue Gewandhaus im Neumarkt-Quartier VI sollte nach dem Entwurf des Stuttgarter Büros Cheret und Bozic gebaut werden. Das horizontal gegliederte Gebäude (als Pendant zur vertikalen Frauenkirche), das sich zum Neumarkt und zum Johanneum öffnet, erhielt den 1. Preis. Die Mehrheit der Jury aus namhaften Architekten, Vertretern der Stadtplanung und des Stadtrates sprach sich dafür aus. „Mir gefällt es jeden Tag besser“, lobte Architekt und Mitinvestor Kai von Döring das Modell. „Ich hoffe sehr, dass Dresden ein Zeichen setzt, auch modern zu bauen.“ Für Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) steht die Bebauung der Fläche ausser Frage. Hatte doch der Stadtrat dem Verkauf des Grundstückes zugestimmt. Dennoch ist die Wiederkehr des seit 1791 nicht mehr existenten Gewandhauses ein Streitpunkt. So kann der Neubau nur errichtet werden, wenn der Stadtrat dem Entwurf mehrheitlich zustimmt. Die Diskussion wird nun in den Ausschüssen geführt. Auslober des begrenzt offenen Wettbewerbes war der Investor Kondor Wessels. Von den 50 ausgewählten Büros haben sich am Ende 38 nationale und internationale Architekturbüros beteiligt. Darunter waren elf aus Dresden, die ihre Visitenkarte gern am Neumarkt abgegeben hätten. Nur Knerer und Lang gelang eine Platzierung. Das Dresdner Büro kam mit seinem ausgefallenen Entwurf einer gefalteten Dachlandschaft und einer Art Hülle für das Haus aus einer durchbrochenen Sandsteinschicht auf den 5. Rang. Der 2. Platz ging wie der 1. nach Stuttgart (berger röcker achitekten) und fand bei der Jury breite Zustimmung. Das Motiv Gewandhaus wird hier mit einem überzogenen Gewand aus Metallgliedern wörtlich genommen. Die Plätze 3 und 4 belegten Büros aus Kappeln und München.
Die Rückzieher einiger Bewerber werden nicht zuletzt auf die Schwierigkeiten der Aufgabe zurückgeführt. Zu beachten war ungleich mehr als an anderen Bauplätzen: Ein großes Volumen ist einzubinden in ein kleinteiliges Ensemble; nicht historisierend, aber korrespondierend mit der Nachbarschaft; Einbeziehung der Zwingermauer und historischer Kellergewölbe; innere Erschließung für Gastronomie und Ausstellungen; Öffnung des Hofes. Der Sieger führe einen „hervorragenden Dialog mit der Umgebung“ betonte Jurymitglied Prof. Werner Durth von der TU Darmstadt.







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