Sächsische Zeitung
09.11.2006

Pfusch in der Luxusmeile
Von Bettina Klemm

Bauen. Auf Wunsch der Modehändler hat das Quartier Frauenkirche im September eröffnet. Doch die Eile hat ihren Preis.

In einem Internetforum geht es heftig zur Sache: Für das Quartier Frauenkirche (QF) sei Exklusivität in bester Lage versprochen worden, doch die Passage sei von außen nicht einmal zu erkennen. „Die Baumängel sind sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Ladeneinheit so gravierend, dass uns die Versicherung abgesagt hat“, schreibt eine Mieterin im Internet.

Von außen besonders schön ist der Leitbau, das Weigelsche Haus. Doch gerade hier haben sich Bauarbeiter und Handwerker nicht besonders viel Mühe gegeben. Nur einige Beispiele: An der Ecke des Treppengeländers klebt Folie: Die Holzteile wurden so aneinander gesetzt, dass man sich sonst die Hand aufreißen würde. An schlecht montierten Glaswänden am Laden eines Kunsthändlers klaffen Zwischenräume. Bei einem anderen Kunsthändler wurden drei Ladenflächen zusammengelegt. Aber das haben die Projektierer offensichtlich nicht genügend bedacht, so ragen Sprinklerdüsen aus winkligen Rohrstücken aus einem Deckenvorsprung. Auch die Lüftungsanlage funktioniert noch nicht richtig. Der Fußboden in den Gängen weist Risse auf, einige Wände sehen aus, als wären sie nur vorgestrichen.

„Unsere Mängelliste ist noch sehr viel länger. Aber wir haben den Bau auch noch nicht abgenommen“, sagt Mit-Investor Arturo Prisco. So säßen derzeit sein Partner und Architekt Kai von Döring mit den Fachleuten der Baufirma Trapp zusammen, um über all die Dinge zu reden, die nicht ordnungsgemäß ausgeführt seien. „Lassen Sie uns noch ein bisschen Zeit“, bittet Prisco. Damit die Modeanbieter die Herbstsaison nutzen können, sei die Passage im September eröffnet worden, obwohl noch nicht alles fertig ist. Die Reaktionen der Händler seien sehr unterschiedlich. Das Untergeschoss laufe bereits bestens. Auch die Modeanbieter seien zufrieden. Die Firma Wolford, so Prisco, habe zeitgleich in Hamburg einen Laden eröffnet, aber in Dresden werde mehr verkauft. Er räumt aber ein, dass die Kunstläden im ersten Geschoss eine Anlaufzeit benötigen. „Wir müssen gemeinsam sehen, was wir machen können“, sagt er.

 


Hässliche Sprinkleranlagen (im Kreis vergrößert).
Fotos: SZ/Gröning (2)

 


Folien am Geländer der Wendeltreppe sollen
Verletzungen verhindern.

 


QF – das Quartier Frauenkirche – sieht von der Neumarkt-Seite nobel aus,
vorn der Leitbau Weigelsches Haus. Doch im Inneren wurde gepfuscht.
Foto: R. Michael




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