Sächsische
Zeitung
13. März 2003
Streit
um Zukunft des Kulturpalastes
Sachsenbau Chemnitz stellt vor Architekten
ihre Pläne vor und erntet nicht nur Lob
Von Hans Kubach
Der Abend war voll knisternder Spannung wie beim Klitschko-Kampf.
Nur dauerte er etwas länger, geschlagene dreieinhalb Stunden. Der
Ausgang war ungewiss. Doch gab es kein K.o. – eher ein Patt der konträren
Positionen: Zum einen den Erhalt und Umbau des Kulturpalastes mit
neuem Saal für die Philharmonie nach den Plänen des Dresdner Büros
von Dieter Schölzel. Zum anderen den teilweisen Abriss und Neubau
durch die Sachsenbau Chemnitz, wobei der Verkauf angrenzender städtischer
Grundstücke der Finanzierung dient. 120 Leute waren am Dienstagabend
ins Haus der Architekten gekommen – fast alle vom Fach. Als Ringrichter
agierte Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Er musste beide
Seiten oft besänftigen mit dem Spruch, die Stadt übernehme die Verantwortung
für das Gelingen des Vorhabens, intensiv werde in Arbeitsgruppen gearbeitet,
um den Saal „weiter zu qualifizieren“. Es wäre für ihn ein Highlight,
der Philharmonie einen guten Saal zu geben. Kammergruppensprecher
Rolf Zimmermann stand teils ziemlich hilflos da, zu sehr schäumten
die Emotionen hoch. So, als sich der von der Sachsenbau gewonnene
Berliner Architekt Hans Kollhoff und Ex-Baubürgermeister Gunter Just
gegenseitig ins Wort fielen. Sachsenbau-Chef Dieter Füsslein erklärte,
dass er den Nachweis führen werde, dass sein Projekt die Stadt nur
die Grundstücke koste. Für den Umbau des Kulturpalastes inklusive
Tiefgarage unter dem Altmarkt veranschlagt er 158 Millionen Euro.
Das Vorhaben sei auch ohne Operette realisierbar. „Wir hoffen, dass
wir von der Stadt noch Ende März ein Zeichen bekommen“, so Füsslein.
„Dann könnten wir noch dieses Jahr mit der Tiefgarage beginnen.“ Zur
Weihe der Frauenkirche im Oktober 2005 wolle man mit allem fertig
sein.
Kritik kam von Wolfgang Hänsch, dem Architekten des Kulturpalastes.
„Ich verstehe nicht, dass ein Haus, das 40 Jahre steht, mit einem
Handstreich erledigt werden soll“, sagte er. Die Stadt habe das Bauwerk
zum Freiwild erklärt. Diskussion gab es um die von Kollhoff vorgesehene
Kuppel und die Fassade zur Altmarktseite. Hänsch schlug vor, auf den
kubischen Vorbau zu verzichten und stattdessen Säulen und Bäume zu
integrieren. Zu einer Einigung kam es am Abend nicht. Architekten-Sprecher
Zimmermann reichte der Sachsenbau gestern in einem Brief die Hand.
„Gerne bieten wir Ihnen Hilfe an, um für dieses komplexe Projekt auch
die wichtigen politischen Entscheidungen mit vorzubereiten“, schreibt
er.
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