Sächsische Zeitung
14.06.2007

Die Diskussion ums Gewandhaus wird sachlicher
Von Bettina Klemm

Die Wettbewerbssieger haben gestern in sehr ruhiger Atmosphäre ihre Entwürfe vorgestellt.

Das Interesse an weiteren Bauwerken am Neumarkt scheint ungebrochen. So blieb im Blockhaus-Festsaal auch kaum ein Platz frei. Die Stuttgarter Architekten Peter Cheret und Jelena Bozic stellen ihren Entwurf auf Einladung der Hochschule für Bildende Künste vor. Ausführlich erläuterte Cheret, warum die Fläche wieder bebaut werden sollte. Das sei unabhängig von ihrem Entwurf. Eine zweihundertjährige Ratlosigkeit könne nicht für das neue Dresden stehen.

Die Frauenkirche sei eine „Sitzriesin“, die für die Silhouette gebaut worden sei. Sie brauche, wie schon aus Plänen ihrer Entstehungszeit hervorgehe, eine Fassung sowie große und kleine Plätze. So sei auch zu erklären, dass das Bauwerk statt eines Hauptportals sieben Ausgänge habe, auf die man von allen Fluchten sehen könne.

Die Dresdner hoffen sehr, dass der Neumarkt einmal das „Herz“ der Stadt werden soll. „Aber ein Herz muss vital schlagen, das ist am Neumarkt noch längst nicht der Fall“, sagte Cheret. Während die Stuttgarter sich sehr wohl auf ihrem Schlossplatz treffen, sei der Neumarkt außerhalb der Touristenzeiten noch ziemlich verwaist.

Peter Cheret zeigte den Zuhörern –wohl in der Überzahl Architekten und Studenten –mit einer Visualisierung, wie sich das neue Gewandhaus in den wieder zu errichtenden barocken Gebäudekomplex einordnen wird. Lebhaft schilderte er das Konzept der öffentlichen Räume, des Erlebens der Frauenkirche, des Spiels mit Treppen und Loggia. Das Gebäude soll eine konventionelle Putzfassade mit dezenten Farben erhalten.

Im Vergleich zur Diskussion vor drei Wochen, die Cheret als wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig bezeichnete, ging es gestern sehr sachlich und ruhig zu. Mehr Sachlichkeit stellen die Architekten auch in den täglichen E-Mails an sie fest. Diese waren anfangs von Drohungen und Beschimpfungen geprägt. „Aber so bescheuert, wie es viele Leute behaupteten, sei der Entwurf nicht“, hatte ihm der 13-jährige Florian geschrieben.

Zum Redaktionsschluss dauerte die Diskussion noch an.


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