Sächsische
Zeitung
17. Mai 2006
Erker entsteht wie zu Canalettos Zeiten
Von Bettina Klemm
Neumarkt. Die Häuser neben der Frauenkirche erhalten reichen Schmuck
nach historischem Vorbild. Doch um ein Relief gibt es Streit.
Bauherr Uwe Gabler, Inhaber und Hauptgeschäftsführer der V.V.K. Unternehmensgruppe,
legt viel Wert auf Details. So sollen seine Neumarkthäuser streng
nach historischem Vorbild errichtet werden – soweit es möglich ist.
Zu den Besonderheiten zählt das Eckhaus Rampische Straße 1, dessen
Erker auch auf Canalettos Vedute „Die Frauenkirche in Dresden“ dargestellt
ist.
Im zweiten Obergeschoss wurde der Erker einst von einem Frauenkopf-Motiv
aus Sandstein geschmückt. Das ist sogar noch im Original erhalten
– nur wurde das Relief zu DDR-Zeiten als Schmuck-element im Durchgang
vom Neustädter Markt zur Rähnitzgasse eingebaut. Die V.V.K. hat die
Woba um das Original gebeten. Doch das städtische Wohnungsunternehmen
habe dies abgelehnt, bedauert Gabler. Nun ist das Relief mit der gesamten
Woba verkauft. „Das ist bedauerlich, aber rechtlich lässt sich da
nur noch wenig machen“, schätzt Hannelore Krajak ein, Juristin im
Dresdner Denkmalamt. Doch die Woba hat ein Einsehen. „Es ist sinnvoll,
wenn das Original wieder an seine alte Stelle kommt. Wir sind bereit,
mit der V.V.K. eine Lösung zu finden“, sagt Sprecher Peter Horenburg
auf SZ-Anfrage.
Noch verhüllen Planen mit historischen Ansichten die Fassaden. Dahinter
sind Stuckateure der Berliner Firma Jörg Wilke am Werk. Die meisten
Formen sind gegossen und warten darauf, an den Häusern angebracht
zu werden. Zum Schmuck gehört der Spruch: „Bis hierher hat uns der
Herr geholfen“. „Besonders die Rampische Straße 1, 5 und 7 sind sehr
aufwendig gestaltet“, sagt Bauleiter Wolfgang Berwald. In den nächsten
Wochen sollen die Gerüste fallen. „Schrittweise übergeben wir dann
ab August die Geschäfte, Restaurants und Wohnungen“, kündigt Uwe Gabler
an. Während Läden und Büros bereits vergeben sind, fängt die V.V.K.
jetzt an, die Wohnungen (zwölf Euro pro Quadratmeter) zu vermieten.
Originalgetreu wurden die Stuckteile wieder angefertigt.
Von den meisten
Dachterrassen der Wohnungen bietet sich
ein Blick auf die Dresdner Frauenkirche. Fotos: Steffen. Füssel
Bauleiter Wolfgang
Berwald zeigt auf die Häuser „Zum Schwan“ und „Zur Glocke“. Im Gebäudekomplex
gibt es eine Passage und zwei Lichthöfe. Das Erdgeschoss nutzen Läden
und Gaststätten. Auch im ersten Unter- bzw. Obergeschoss wird es Restaurants
geben. Das zweite und dritte Obergeschoss nutzt eine Bank. Darüber
sind Wohnungen.
Fenster
schließen
|