Sächsische Zeitung
09. Oktober 2008

Streit um den originalgetreuen Aufbau vom Palais Hoym am Neumarkt

Das Land bietet die Fläche hinterm Polizeipräsidium zum Kauf an und will dabei wenig Einschränkungen.

Wie viele Vorgaben darf die Stadt machen, wenn es um die Bebauung eines großen Grundstücks am Neumarkt geht? Um diese Frage ist jetzt zwischen Stadt und Land ein Streit ausgebrochen. Der Freistaat will das 8804 Quadratmeter große Grundstück hinter dem Polizeipräsidium zwischen Landhausstraße und Rampischer Straße im Ganzen verkaufen. Er sucht deshalb einen finanzkräftigen Investor.

Quer über die Flächen hat sich früher das Palais Hoym erstreckt. Es wurde 1739 bis 42 errichtet und zählte einst zu den prachtvollsten Gebäuden des Neumarktes. Ende des 18. Jahrhunderts war es Sitz der Familie des Reichsgrafen Hoym. Seit 1830 hatte hier die Gesellschaft „Harmonie“ ihren Sitz, die eine bedeutende Rolle im musikalischen Leben der Stadt spielte. Das Palais wurde im Februar 1945 vollständig zerstört und seine Fassadenreste in den 60er Jahren abgerissen.

Jetzt möchte die Stadt in einem Bebauungsplan für das Areal sehr konkrete Vorgaben zum originalgetreuen Wiederaufbau machen. „Der Freistaat hat jedoch als Grundstückseigentümer Widerspruch eingelegt“, sagt Ines Baumann vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement. Das Land hoffe auf eine unter „wirtschaftlichen Gesichtspunkten realistische Lösung“, da sonst die Suche nach Käufern erheblich eingeschränkt sei.

Das empört Torsten Kulke von der Gesellschaft historischer Neumarkt. „Der Freistaat sollte die moralische Verpflichtung zum Wiederaufbau haben und nicht nur auf den Verkaufserlös schielen“, sagt er. Es sollte nicht nur die Vierflügelanlage sondern das gesamte Palais wieder aufgebaut werden. Zudem fordert seine Gesellschaft fünf weitere Leitfassaden. (SZ/kle, dek)



Nur das Haupthaus vom Palais Hoym soll
wieder entstehen. Foto: Archiv




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