Sächsische
Zeitung
05. Februar 2008
Gastronomen am Neumarkt beklagen schlechtes Geschäft
Von Bettina Klemm
Erste Inhaber mussten schon aufgeben. Doch in Kürze entstehen weitere
tausend Plätze in Cafés, Kneipen und Restaurants.
Saure-Gurken-Zeit am Neumarkt. In die Gaststätten kommen derzeit relativ
wenige Touristen. Auch die Dresdner sind zögerlich beim Geldausgeben.
Im Prisco-Areal hat Kai Schwarz schon sein „Kais“ aufgegeben. Auch
der Vertrag mit dem QF-Hotel zur Frühstücksversorgung wurde gelöst.
Große Sorgen hat Manfred Chiodetti, Inhaber des Restaurants „La Cita“.
Hohe Mieten, wenige Gäste
„Jeder von uns hat geglaubt, dass der Neumarkt ein Erfolg wird“, sagt
Chiodetti. Jetzt muss er einschätzen, dass seine Gaststätte auf der
benachbarten Münzgasse deutlich besser läuft, und da habe er zudem
noch eine wesentlich moderatere Miete. Am Neumarkt sei es oft besonders
windig, sodass die Gäste schneller Reißaus nehmen. Zudem streitet
er mit seinem Vermieter noch über Baumängel. Aber er wolle nicht aufgeben
und hofft, eine Lösung zu finden. In der Regel zahlen die Restaurantbetreiber
fünfstellige Monatsmieten am Neumarkt, die müssten erst einmal erwirtschaftet
werden.
Moderater klingt Christfried Drescher, der den „Gasthof am Neumarkt“
betreibt. Er sei nicht unzufrieden, sagt er. Aber er habe rechtzeitig
auch um das Dresdner Publikum geworben, das zahle sich aus. Doch auch
er fordert, die Stadt müsse deutlich mehr deutschlandweit und international
für Dresden werben. Dazu brauche die Dresden-Werbung sicher auch ein
größeres Budget. „Die nächsten zwei bis drei Jahre wird es am Neumarkt
schwierig“, schätzt Herbert Schmidt, Inhaber der Gaststätte „Brunetti“,
ein. Er schlägt vor, die Stadt solle über eine Konzessionsbeschränkung
nachdenken, um das Angebot zu steuern und die Gewerbetreibenden zu
schützen. In der Nürnberger Innenstadt sei das so.
Keine Zulassungsprüfung
Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) sieht allerdings diesbezüglich
keinen Handlungsspielraum. Der Gesetzgeber gebe keine Prüfung des
Bedarfs vor. Das bedauert auch Dehoga-Geschäftsführer Gerhard Schwabe.
„Wir hätten gern Zulassungsbeschränkungen und eine Prüfung, ob der
Gastronom fachlich geeignet ist“, sagt er.
29 Gaststätten gibt es nach Aussage der Stadt derzeit am Neumarkt.
Mit jedem Neubauprojekt kommen weitere hinzu. So werden von Frühjahr
bis Frühsommer mindestens drei Gaststätten im Quartier „Juwel an der
Frauenkirche“ mit rund tausend Plätzen eröffnet. Dazu zählen das „Augustiner
Brauhaus“ und das Erlebnisrestaurant „Dresden 1900“.
Das Interesse am Neumarkt ist trotz der Probleme ungebrochen. „Ich
habe schon sechs neue Bewerbungen für das Restaurant im QF“, sagt
Arturo Prisco.
Christfried
Drescher, Inhaber vom „Gasthaus am Neumarkt“, fordert mehr Werbung
von der Stadt für den Standort Dresden. Ein Foto:
http://www.sz-online.de/nachrichten/fotos.asp?artikel=1742030
FDP warnt vor
Hotel-Preiskampf
Konkurrenzkampf
und ein wachsendes Angebot machen der Dresdner Hotellerie nach Ansicht
der FDP-Stadtratsfraktion schwer zu schaffen. „Dresdens Hotels und
Herbergen verschleißen die eigene Infrastruktur ... deutlich mehr
als Mitbewerber in anderen Regionen Deutschlands“, heißt es in einem
Papier der Liberalen. Bezogen auf die durchschnittliche Bettenauslastung
habe Dresden zwar mit knapp 60 Prozent die Rangliste aller deutschen
Großstädte angeführt. Bei den erzielten durchschnittlichen Zimmerpreisen
liege Dresden allerdings mit 77 Euro abgeschlagen auf dem letzten
Platz. „Dieses Missverhältnis verschärft sich aufgrund des wachsenden
Konkurrenzdrucks mit jedem weiteren Hotelbau“, betonte FDP-Fraktionschef
Jan Mücke. Die Liberalen haben für den 21. Februar eine aktuelle Stunde
auf die Stadtratstagesordnung gesetzt. Dann soll die Situation der
Branche debattiert werden. (SZ/ale)
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