Sächsische
Zeitung
21. Juli 2008
Bauarbeiten am Schloss verzögern sich
Von Claudia Schade
Die Fertigstellung ist für 2011 angekündigt.
Die Einweihung des Riesensaals im Dresdner
Schloss lässt auf sich warten. Auch in ihrer jüngsten Sitzung am vergangenen
Mittwoch konnte sich die Baukommission nicht auf eine Gestaltung des
Raumes einigen, in den einmal die Rüstkammer einziehen wird.
„Es ist noch nicht klar, wie der Saal innen aussehen soll“, sagt Dieter
Janosch, Geschäftsführer des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien-
und Baumanagement (SIB). Die Debatte werde darüber geführt, wie sich
der Saal nachempfinden lasse. Das sei umso schwieriger, als es durch
häufige Umbauarbeiten über die Jahrhunderte hinweg und durch die völlige
Zerstörung des Saales keinen Originalzustand gebe, der wiederhergestellt
werden könne. „Wir wollten erheblich schneller vorankommen, aber die
Diskussionen haben sich hingezogen“, begründet Janosch die Verzögerungen.
Die Uneinigkeit des zwölf- bis fünfzehnköpfigen Gremiums jedoch führt
zu erheblicher Verlangsamung des Baufortschritts. Gerade einmal drei
Wochen ist es her, dass Janosch angekündigt hatte, das Schloss bis
2010 zu vollenden (siehe SZ vom 28.6.). Jetzt spricht er von einer
Fertigstellung Ende 2011.
Ursprünglich hatte der Architekt Peter Kulka mehrere Entwürfe für
den Riesensaal gemacht. Nun hat er zwei Varianten im Modell gebaut,
über die entschieden werden soll. Einigkeit herrscht bislang nur über
die netzartige Gestaltung der Decke mit einem offenmaschigen Metallgewebe.
„Das Problem ist eher, wie man die Vitrinen darunter integriert“,
sagt Janosch. Schließlich müsse die Gestaltung zum Konzept der Ausstellung
passen.
Das Konzept allerdings ist schon lange fertig. „Die Planungen von
unserer Seite sind sehr intensiv und genau“, sagt Dirk Syndram, Direktor
des Grünen Gewölbes. Die Diskussion um den Riesensaal verlaufe zäh.
„Wenn man lange diskutiert, wird es nicht immer besser“, sagt er und
ergänzt: „Es ist frustrierend, wenn man jahrelang warten muss.“
337 Millionen Euro Baukosten
Auch an anderen Stellen des Schlosses geht es nicht so voran wie geplant.
Im April 2005 hatte der damalige Finanzminister Sachsens, Horst Metz
(CDU), eine Fertigstellung des Foyers im Kleinen Schlosshof für September
2006 angekündigt. Derzeit werden die Kunststoffwaben in das Gerüst
des Daches eingefügt. Geplante Eröffnung : 25. Januar 2009.
Die Einweihung der „Türckischen Cammer“, die die osmanische Sammlung
beherbergen soll, war ursprünglich für November 2009 geplant. Werbeprospekte
mit diesem Datum sind bereits gedruckt. Jetzt rechnet man mit der
ersten Hälfte 2010, „ohne dass wir wissen, warum“, so Syndram.
Janosch beteuert, die Verzögerungen seien kostenneutral und das Budget
von insgesamt 337 Millionen Euro werde nicht überschritten. In dieser
Woche will sich die Baukommission erneut treffen.
Zwei
Bilder
Langes Debattieren muss Ende finden
Kommentar von Claudia Schade
über den lahmenden Bau des Riesensaals
Kaum ein Bau wird in der geplanten Frist fertig. Das weiß fast jeder,
der jemals ein Eigenheim errichtet hat. Bei öffentlichen Vorhaben
kommen zudem schnell Verzögerungen durch langwierige Ausschreibungen
zustande.
Dennoch: Dass sich eine Baukommission auch nach jahrelanger Debatte
nicht einigen kann, sollte als Verzögerungsgrund inakzeptabel sein.
Es ist durchaus legitim, genau abzuwägen, welche Innengestaltung der
Riesensaal im Schloss bekommen soll. Und sicherlich ist eine Näherung
an ein historisches Original weitaus schwieriger als die Rekonstruktion
eines zuvor detailliert erfassten Zustands. Doch irgendwann muss dem
Debattieren eine Entscheidung folgen.
Bleibt zu hoffen, dass sich wenigstens die Beteuerungen bewahrheiten,
das Ganze sei kostenneutral. Denn ansonsten finanziert der Steuerzahler
die Entscheidungsunlust eines Gremiums mit Summen, die an anderer
Stelle durchaus besser aufgehoben wären.
Ein Beispiel für gutes Wirtschaften sei noch genannt: Die Frauenkirche
wurde nicht nur früher eingeweiht als ursprünglich geplant. Ihre Bauherren
hielten auch den zwölf Jahre zuvor festgelegten Finanzetat ein.
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