Sächsische Zeitung
vom 26.06.2008

Kurländer Palais soll bis Jahresende fertig sein
Von Bettina Klemm

Das Dach ist fertig. Die letzten Gerüste werden gerade vom Kurländer Palais abgebaut. Matthias Kaiser und Rüdiger Krüger von der Firma Sächsische Steinrestaurierung bringen neben dem Eingang eine Sandsteinverkleidung an, während Trockenbauer im Inneren längst dabei sind, Wände einzuziehen und zu verkleiden.

Auf der Rückseite des Hauses sind die Sandsteineinfassungen an den Fenstern und Gesimsen bereits übermalt – so war es zu Barockzeiten üblich. Offensichtlich wurde schon damals gespart. Während der Vordereingang reich mit plastischem Schmuck verziert ist, begnügten sich die damaligen Bauherren hinten mit Illusionsmalerei, die einen Eindruck von Plastizität vermittelt.

Einheimische Firmen am Werk

Zwischen 35 und 45 Leute sind derzeit auf der Baustelle beschäftigt. Fast alle sprechen sächsisch, denn zur Firmenphilosophie der Kurländer Palais GbR gehört es, einheimische Unternehmen zu beauftragen.

Noch ist eine gehörige Portion Fantasie vonnöten, um sich vorzustellen, wie die Gäste einmal über die weit ausladende Wendeltreppe in den Festsaal gelangen. Die Stufen müssen noch repariert oder ausgewechselt werden, an den Wänden lassen sich Originalsteine und ausgebesserte Stellen gut voneinander unterscheiden.

Doch Fira-Bauleiter Ronny Raabe wirkt ruhig und gelassen. „Wir schaffen das. Zum Jahresende sind der Ost- und Westflügel sowie das Hauptgebäude vom Kurländer Palais fertig“, kündigt er an. Das Palais wird von mehreren Unternehmen als Büro- und Geschäftshaus genutzt. So ziehen die Firmengruppen Fira und USD ein. Im Westflügel richten sich auf zwei Ebenen ein Notar, ein Finanzmakler und eine Immobilienfirma ein. Die Gartensäle, die beiden Innenhöfe und der historische Gewölbekeller – lange Spielstätte des Jazzclubs Tonne – sollen gastronomisch genutzt werden. Derzeit werde mit einem möglichen Pächter verhandelt.

Der Ostflügel nimmt die Sanitär- und Technikräume besonders für den Festsaal auf. Dieser ist 27 Meter lang sowie jeweils 8,50 Meter hoch und breit. „Er soll als Eventsaal vermietet werden“, sagt Raabe. Beispielsweise für Hochzeitsfeiern und Konferenzen. Bis es so weit ist, vergehen jedoch noch etwa zwei Jahre. Die Wände waren mit weiß lackierter Holztäfelung und reichen Blattgold-Verzierungen gestaltet. An der Stuckdecke hingen drei Kronleuchter. „Um die Ausgestaltung originalgetreu anfertigen zu können, suchen wir dringend Ansichten, alte Fotos und Schriften aus der Zeit vor 1945“, sagt Raabe und bittet die Dresdner, in ihren Fotosammlungen und Archiven zu kramen.

Absprache mit Denkmalschutz

Bei der Sanierung und dem Wiederaufbau des Palais arbeitet die Kurländer Palais GbR eng mit der Denkmalpflege zusammen. Dabei geht es um jedes Fenster, jedes Detail. Besonders die Säle, Kellergewölbe und Foyertreppen, aber auch der Altan, der mit Säulen gestützte Austritt, entstehen originalgetreu. Zu den Besonderheiten des Hauses zählt das Krubsacius-Treppenhaus von 1764. „Es gilt mit seinen fünf Meter hohen schlanken Säulen, die in einem Kreuzgewölbe münden, als einzigartig“, erläutert Bauleiter Raabe.

Wer den Restauratoren helfen kann, melde sich bitte unter 0351/2570920

 

Fünf Fotos auf: www.sz-online.de/nachrichten/fotos.asp?artikel=1865752&bild=1


Stilsicherheit statt großes Getöse
Von Andy Dallmann

über den Wiederaufbau des Kurländer Palais

Wird in der Innenstadt ein historisches Haus nach-, auf- oder ausgebaut, sorgen im Normalfall die jeweiligen Investoren dafür, dass der Öffentlichkeit kein noch so winziger Fortschritt entgeht. Ohne großes Getöse läuft fast nichts, was allerdings die Vorfreude auf die Vollendung arg dämpft. Zumal die Neubauten trotz historisierender Details schnell als Neubauten zu erkennen sind. Da fällt es angenehm auf, dass das Kurländer Palais nicht nur geräuscharm, sondern auch noch authentisch und stilsicher geplant wiederersteht. Auch wenn es zur Eröffnung kein Fest geben sollte, ist das genug Grund zur Freude.


Zur Geschichte des Kurländer Palais

  • Um 1575 entsteht auf dem Platz ein einstöckiges Gebäude.
  • 1705 wird ein Lustgarten angelegt.
  • 1718 Sitz von Graf August Christoph von Wackerbarth
  • 1728 zerstört ein Brand das Gebäude, zwei Jahre später ist es wieder aufgebau.
  • 1738 wird im Palais 1. Dresdner Freimaurerloge gegründet
  • 1773 erwirbt Prinz Carl, Sohn von August III. und Herzog von Kurland, das Palais und nennt es Kurländer Palais.
  • 1813 wurde das Palais als Lazarett, zwei Jahre später bis 1864 von der Chirurgisch-Medizinischen Akademie genutzt.
  • 1865 zog das Landmedizinal-Kollegium ein. Letzte Hausherren vor der Zerstörung 1945: Landesverein Sächsischer Heimatschutz und ein Weinhändler.


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