Sächsische
Zeitung
06. Juli 2009
Heinrich-Schütz-Residenz steht leer
Von
Bettina Klemm
Fast
acht Monate nach der Übergabe sind die 47 edlen Wohnungen noch nicht
bewohnt. Jetzt machen die Eigentümer neue Angebote.
Mit
den einstigen Wohnhäusern von Hofkapellmeister Heinrich Schütz und
Böttgermeister Johann Köhler sind zwei wichtige Neumarktgebäude originalgetreu
wiederentstanden. Stadtführer verweisen gern auf den Kinderfries am
runden Erker und den reichen Puttenschmuck am Nachbarhaus. Doch das
abendliche Licht in einigen Wohnungen des Hauses täuscht. Es ist noch
kein einziger Mieter in die zwischen 48 und 108 Quadratmeter großen
Wohnungen eingezogen.
Hoffnung nicht erfüllt
„Wir hatten die Hoffnung, nach der Eröffnung unserer Heinrich-Schütz-Residenz
am 1. November 2008 schnell Mieter zu finden“, sagt Hartmut G. Knippscheer,
Geschäftsführer vom Martinshof Rothenburg Diakoniewerk. Das Diakoniewerk
ist Bauherr und Betreiber der Residenz. Es hat rund 20 Millionen Euro
in den Bau investiert und hofft, langfristig von den Überschüssen
in Dresden die Arbeit mit demenzkranken Menschen in Rothenburg zu
stützen. Eine Gefahr für das Diakoniewerk sieht Knippscheer noch nicht.
„Wir haben uns gemeinsam mit der Bank einen Zeitraum von zwei Jahren
gegeben, um die Residenz zu vermieten“, sagt er. Zwei Millionen Euro
seien für die Anlaufphase eingeplant worden. Das ist auch notwendig,
denn für das Haus sind rund 745000 Euro jährliche Betriebskosten erforderlich,
auch wenn noch keine Mieter darin wohnen. Erfreulicherweise würden
aber das Restaurant und der Bankettbereich schon sehr gut laufen.
Residenz im Osten unbekannt
Das Modell Residenz, sagt Hausherrin Petra-Edith Pietz, bewähre sich
beispielsweise in Hamburg, München und Berlin. In den neuen Bundesländern
sei es aber Neuland. „Wir sind die einzige Fünf-Sterne-Residenz im
Osten, aber das muss erst einmal bekannt werden. Wir haben jetzt die
Werbung in den alten Bundesländern, aber auch in Leipzig und Chemnitz
verstärkt“, sagt sie. Auch die ursprünglich genannten Komplettpreise
je nach Wohnungsgröße von 2060 bis 5848 Euro monatlich, hätten abgeschreckt.
Deshalb wurden jetzt die zusätzlichen Leistungen herausgenommen, sodass
die künftigen Bewohner diese je nach Bedarf buchen können. Damit beginnen
die Kaltmieten bei rund 1100 Euro.
Petra-Edith Pietz ist zuversichtlich. Es gäbe über 400 Interessenten,
einige hätten bereits zur Probe in der Heinrich-Schütz-Residenz gewohnt.
Drei Mietverträge lägen völlig ausgehandelt vor, sodass die ersten
Mieter bald einziehen könnten. Bis Jahresende sollten es mindestens
zehn Mieter sein, so das Ziel. Sonst bestehe die Gefahr, dass die
Kosten aus dem Ruder laufen.
Neues Wohnrechtsmodell
Neben den klassischen Mieten bietet die Heinrich-Schütz-Residenz nun
auch ein lebenslanges Wohnrecht an. „Viele Senioren wollen nicht auf
ihren gewohnten Lebensstandard, auf Unabhängigkeit und Reisen verzichten
und brauchen dazu den finanziellen Spielraum“, schätzt Knippscheer
ein. Andererseits hätten sie Geld beispielsweise aus dem Verkauf ihres
Hauses oder einer große Wohnung. „Sie können bei uns jetzt mit einem
einmaligen Betrag Wohnrecht auf Lebenszeit erwerben“, schlägt Knippscheer
vor. Die Höhe richte sich nach der Größe der Wohnung, dem Alter und
dem Geschlecht. Das Wohnrecht werde ins Grundbuch eingetragen und
abgewohnt. „Sollten die Mieter so alt wie Johannes Heesters werden,
tragen wir das Risiko. Sterben sie bevor das Wohnrecht abgewohnt ist,
wird der Restbetrag an die Erben ausgezahlt“, erklärt er.
Baustopp im British Hotel
Auch das British Hotel, ein anderes Neumarktprojekt, läuft nicht wie
erwartet. Weil die künftige Ferienresidenz sehr dicht an ihrem Grundstück
entstehen soll, hatte die Gagfah gegen die Baugenehmigung geklagt.
Das Oberverwaltungsgericht folgte der Beschwerde. Nun ist der Kran
abgebaut, die Baustelle gesichert. Aber hinter den Kulissen wird nach
einer Lösung gesucht, bestätigt Stadtentwicklungsbürgermeister Jörn
Marx (CDU). Er hoffe in dieser Woche auf den Durchbruch. Auch die
Hapimag als Bauherr vom British Hotel setzt auf Zuversicht: „Wir gehen
davon aus, dass die Stadt das Problem löst und haben etwaige Forderungen
auf Schadensersatz zunächst zurückgestellt“, sagt Hapimag-Chef Hans
Jürgen Eggerss.
ein
Foto
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Neumarkt
braucht mehr Ideen
Bettina
Klemm
Von
Klemm.Bettina@dd-v.de
über die schwierige Situation am Neumarkt.
Die
Idylle um die Frauenkirche trügt. Dabei hatten die Investoren große
Hoffnungen auf ihre Neumarkt-Projekte gesetzt. Sie zahlten sogar oft
sehr hohe Grundstückspreise für ihren Traum. Mit meist hohem Aufwand
haben sie das Flair barocker Häuser wiedergeschaffen.
Nun kommt das bittere Erwachen: Die feine Adresse reicht nicht aus,
um ein gutes Geschäft zu machen. In die schöne Hülle muss nun pralles
Leben. Es gibt sehr viele Restaurants und deutlich weniger Touristen
als in den Vorjahren. Die Dresdner haben den Neumarkt noch längst
nicht ins Herz geschlossen. Selbst die Wohnungen und Büros lassen
sich nur zögerlich vermieten, vielleicht weil die zahlungskräftige
Kundschaft nicht so zahlreich ist. Da kann man den Beteiligten nur
pfiffige Ideen wünschen.
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auch öffentlich
zugänglich: Wellnessbereich
Inneneinrichtung von: ehrlich+richters officehouse (Foto: www.officehouse-dresden.de)
Büroadresse: An der Frauenkirche 12 am Neumarkt
Website:
www.heinrich-schuetz-residenz.de/
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