Sächsische Zeitung,
07. August 2010


Luna kehrt ans British Hotel zurück

von Bettina Klemm

Am Dresdner Neumarkt entsteht mit dem British Hotel an der Landhausstraße ein neues Schmuckstück. Seine Fassade ziert auch die Luna. Diese Plastik der Mondgöttin ist noch im Original erhalten und wurde nun wieder verwendet. Die drei weiteren Figuren in den Nischen – Zeus, Mars und Juno – wurden nachgestaltet.

"Zum Striezelmarkt sollen die ersten Gäste im British Hotel empfangen werden", sagt Ipro-Architekt Volker Röhricht. Im Auftrag des Schweizer Ferienanbieters Hapimag leitet er den Wiederaufbau. Die Hapimag betreibt Ferienanlagen in 18 Ländern. An Topstandorten wie Paris, London, Athen und Prag führt sie Städteresidenzen. Das British Hotel soll das zwölfte dieser Art werden. Es verfügt über 38 Appartements.

Das Palais, das ursprünglich um 1711 vom Grafen Gottlob Adolph von Beichlingen errichtet wurde, ist ungewöhnlich reich geschmückt. Als Baumeister werden George Bähr und Johann Georg Haase genannt. "Wir konnten etwa 60 Originalteile, die nach der Zerstörung im Krieg geborgen worden waren, wieder verwenden", erklärt Röhricht. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz heben sich diese Elemente durch einen etwas dunkleren Farbton ab. Auffällig sind die farbigen Wappen der Familien von Hoym und von Werther, spätere Besitzer des Hauses.

Zum Hotel und Gasthof wurde es erst 1833, als es die Familie von Reuß verkaufte. Schon um 1900 wurde der Hotelbetrieb wieder eingestellt und in den Obergeschossen eine "Putzfedernfabrik" untergebracht. Nun entsteht das Haus wieder in einstiger Pracht. Im Inneren ist der Ausbau in vollem Gange. Das Appartement Nummer 11 hat die Hapimag als Musterzimmer einrichten lassen. Die Räume sind entsprechend der Struktur des barocken Gebäudes über vier Meter hoch und mit Parkett ausgelegt. Das modern eingerichtete Appartement hat eine Küchenzeile mit Essecke. Dazu Couch, Sessel, Klubtisch und Fernseher. Durch eine Schiebetür gelangt der Gast ins Schlafzimmer. Über den Nachttischen fallen weiße Reliefs mit tanzenden Nymphen auf. Das Schlafzimmer führt in einen kleinen Ankleideraum. Bad und Toilette sind getrennt.

In der großzügigen Lobby entsteht wieder eine Gewölbedecke. Beim Wiederaufbau wurden auch zwei barocke Keller erhalten und integriert. Sie dienen den künftigen Gästen des Hauses als Klubräume. In die beiden Läden im Erdgeschoss ziehen ein Lederwaren- und ein Geschenkanbieter ein.


zwei Fotos


Weiße Wand vorm Stallhof wird abgerissen

Die Grünen schlagen Alarm. Die Bauherren versprechen, dass die Mauer später in den Löwenhof integriert wird.

Die weiße Mauer vor dem Stallhof soll abgerissen werden. Bauarbeiter nehmen bereits die Gitterfenster heraus. In der nächsten Woche soll das Mauerwerk vorsichtig abgetragen werden, um die dahinter befindliche Stallhoframpe nicht zu beschädigen.

Eva Jähnigen, Stadträtin und Landtagsabgeordnete der Grünen, schlägt Alarm: "Wir wollen wissen, wer der Eigentümer der Mauer ist und ob ein Abriss wirklich erforderlich ist", sagt sie und kündigt eine Anfrage im Landtag an. Denkmalschützer hatten den Abriss ursprünglich abgelehnt.

Dagegen hatte die Firma Baywobau Dresden, die das Schlosshotel und den dahinter befindlichen Wohnkomplex Löwenhof errichtet, Widerspruch eingelegt. Dem wurde stattgegeben, sodass die Baywobau eine ordnungsgemäße Baugenehmigung vorweisen kann.

Das im 17. Jahrhundert erbaute Löwenhaus diente der Unterbringung wilder Tiere für die Hatzen im Schlosshof und auf dem Altmarkt. Davon übrig blieb nach den Bombenangriffen im Februar 1945 nur ein kleiner Mauerrest. Auf ihm wurde Ende der 1970er-Jahre eine Mauer nahezu vollständig neu errichtet, sagt Baywobau-Chef Berndt Dietze. Die Reste der Renaissancemauer seien nach dem Krieg nur nicht völlig beseitigt worden, um den ungehinderten Zugang zum Stallhof zu verhindern. Nach der Wende erhielt die Mauer neue Farben und ein Blechdach.

Für das kleine Wohngebiet zwischen Sporer- und Schössergasse sowie dem Kanzleigässchen hat es einen Wettbewerb gegeben, bei dem auch Vertreter des Freistaates in der Jury saßen. "Im Ergebnis wird die Mauer mit der Wohnresidenz Löwenhof wiedererrichtet. Darunter kommt eine Tiefgarage", sagt Claus Fiebiger, Prokurist der Schlosshotel GmbH. (SZ/kle)




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Sächsische Zeitung,
13. August 2010

Grüne kritisieren Abriss der Stallhof-Mauer


Der begonnene Abriss der weißen Mauer im Stallhof wird von den Grünen im Dresdner Stadtrat heftig kritisiert. Die Sprecherin für Kunst und Denkmalschutz, Ulrike Hinz, vermutet hinter dem vom Hotel-Investor Baywobau in Auftrag gegebenen Abriss "Mauschelei und Vetternwirtschaft".

Trotz der Verweigerung des Abrisses der Mauer durch die städtischen und sächsischen Ämter für Denkmalschutz scheine dem Bauherrn jetzt doch die Genehmigung durch die Landesdirektion erteilt worden zu sein – "und das über die Köpfe der Stadt hinweg", bemängelt Hinz. Sie fügt hinzu: "Das riecht nach Mauschelei und Vetternwirtschaft." Die Stadträtin will nun die Landesdirektion einschalten, um die Hintergründe für den Abriss zu erfahren. (SZ)


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