Dienstag, 22. März 2011
(Sächsische Zeitung)

"Der Kulturpalast wird jünger"

Von Thilo Alexe

Rund 250 Dresdner debattieren über den Umbau des "Kulti". Nicht alle sind dafür.

Arend Flemming hat in den vergangenen Tagen, wie er sagt, böse Briefe erhalten. Der Vorwurf: Er, der Chef der städtischen Bibliotheken, sei doch gar kein Dresdner. Folglich könne er auch nicht über den Umbau des Kulturpalastes zu einem neuen Konzertsaal, Bibliotheks- und Kabaretthaus urteilen.

Bei einer Einwohnerversammlung stellte Flemming am Montagabend vor rund 250 Zuhörern im "Kulti" klar: "Ich bin 1958 in Dresden geboren." Er wisse um die Historie des 1969 eröffneten, jetzt aber sanierungsbedürftigen Baus. Es gehe darum, ihn weiterzuentwickeln. Etwa durch die stark frequentierte Bibliothek mit zahlreichen jungen Lesern. "Der Kulturpalast wird jünger", rief er und erntete Applaus.

Doch nicht alle Zuhörer folgten diesen Argumenten. Siegbert Speck, seit 40 Jahren Besucher des "Kulti", vermisste Vertreter der Unterhaltungsbranche auf dem Podium. Ein Herr gab sich als Arbeiter zu erkennen, der den Palast gebaut hat. Er solle bleiben, wie er ist. Jana Knauth vom Verein Dresdens Erben machte sich für einen Bürgerentscheid zum Umbau stark.

Den hat der Stadtrat aber bereits 2008 im Grundsatz beschlossen, sagte Rathauschef Dirk Hilbert (FDP). Philharmonie-Intendant Anselm Rose schwärmte von einem neuen "Palast der Kulturen", der sich mit erstklassigen Sälen weltweit messen lassen könne. Auch der Geschäftsführer der Herkuleskeule, Jörg Heyne, warb für den Umzug des Kabaretts in eine Bühne im Untergeschoss des neuen "Kulti". Im aktuellen "Keulen"-Standort seien Sanierungen nötig. Werde er für einen Umbau geschlossen, drohten der Bühne massive Einnahmeverluste.

Roland Müssig vom städtischen Hochbauamt skizzierte die Umbaupläne. Start soll 2013 sein. Das Projekt hat ein Volumen von mindestens 70,5 Millionen Euro, knapp die Hälfte davon soll aus Fördermitteln finanziert werden. Geplant ist ein akustisch hochwertiger Saal für maximal 1900 Zuschauer, der vorwiegend für Klassik, aber auch für Jazz und Pop geeignet ist. Schlager-, Volksmusik- und Rockkonzerte sollen künftig hauptsächlich in der Messe veranstaltet werden.

Die Betriebsgenehmigung des "Kulti" erlischt zum Ende des kommenden Jahres. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat über die weiteren Schritte. Die Zustimmung zur fortgeschrittenen Planung gilt als sicher. Linke und SPD stimmen aber wohl dagegen. Sie plädieren für eine Sanierung, die den Erhalt des Mehrzweckbaus zum Ziel hat. Vor allem die Linke bezweifelt die Stichhaltigkeit des Finanzierungskonzepts und befürchtet Mehrkosten für die Stadt. Auch mehrere prominente Künstler wie Wolfgang Stumph und Uwe Steimle sprechen sich gegen die umfassenden Umbaupläne aus.

 

 

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