Samstag, 07. Mai 2011
(Sächsische Zeitung)
Hotel Stadt Rom soll den Neumarkt abrunden
Von Bettina Klemm
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt zeigt exklusiv in der SZ, wie der umstrittene Hotelbau sich einfügt. Zwei Varianten sind denkbar.
Die Diskussion um die Zukunft des Hotels Stadt Rom am Neumarkt geht in eine neue Runde.
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt stellt in der SZ exklusiv Visualisierungen des Architekten Andreas Hummel vor, die zeigen, wie der Neumarkt mit dem Hotel abgerundet werden soll. Der Verein sieht dafür zwei Varianten.
Ziel: Das Hotel Stadt Rom
lässt den Platz wirken
"Wir halten den Bau des Hotels Stadt Rom für die Wirkung des gesamten Platzes für außerordentlich wichtig", sagt Vorstand Torsten Kulke. Nur so seien Platzkanten erlebbar.
Die Rekonstruktion des Gebäudes sei übrigens schon zu DDR-Zeiten geplant gewesen. Das um 1740 errichtete Haus prägte mit seiner eleganten Fassade einst den Neumarkt. 1832 wurde in dem Gebäude ein Hotel eingerichtet, in dem sowohl Karl Marx als auch Casanova übernachtet haben sollen.
Hindernis: Häuser an der
Wilsdruffer Strasse
Dem Wiederaufbau stehen Wohnhäuser an der Wilsdruffer Straße im Weg. So kann das Haus nicht in voller Größe errichtet und die Moritzstraße nicht geöffnet werden. Mehrere Investoren würden auch eine verkürzte Variante bauen.
Variante 1: Mittelfristig
Häuserblock durchbrechen
"Wir schlagen vor, vom Häuserblock aus den 60er-Jahren nur einen kleinen Teil, in dem sich jetzt die Gaststätte befindet, stehen zu lassen", sagt Kulke. Er nennt es "einen minimalen chirurgischen Schnitt", bei dem aber die historischen Grundrisse vom Stadt Rom nicht verändert werden müssten. Die Moritzstraße könnte aber wieder zur Wilsdruffer führen. Außerdem könnte neben dem Hotel de Saxe das Palais de Saxe entstehen und mit dem British Hotel eine Einheit bilden. Mit dem Durchbruch hätten die Besucher vom Neumarkt aus einen Blick auf den Erker der Häuser an der Südseite der Wilsdruffer Straße. In entgegengesetzter Richtung wäre der Blick aufs Johanneum frei. An dem jetzt zur Diskussion stehenden Gebäudeteil hat die Stadt vor Jahren ein Stück, die Wilsdruffer 22, abgerissen, um die Moritzstraße wenigstens im Ansatz erlebbar zu machen.
Variante 2: Stadt Rom auf
den jetzt freien Platz bauen
Würde nur der vorhandene Platz genutzt, entstünde zwischen dem Hotel des Saxe, dem British Hotel und den Wohnhäusern an der Wilsdruffer Straße eine ungute Hinterhofsituation, sagt Kulke. "Abgesehen davon, dass dies städtebaulich äußerst unbefriedigend wäre, gäbe es auch Probleme mit der Anlieferung für das Hotel de Saxe". Skeptisch sieht er den Vorschlag des früheren Stadtentwicklungsbürgermeisters Gunter Just, der das Hotel in Richtung Hotel de Saxe verschieben würde, damit die Heinrich-Schütz-Residenz mehr Licht erhält.
Die Chancen: Abriss erst
in vielen Jahren ein Thema
Torsten Kulke weiß, dass die Umsetzung seiner Pläne im nächsten Jahrzehnt nicht wahrscheinlich ist. Schließlich habe die Stadt die Häuser, obwohl es Pläne zur Öffnung der Wilsdruffer Straße gab, an die Gagfah verkauft. Da die Gebäude erst saniert wurden, wäre ein Abriss sehr teuer. "Doch wir müssen die Weichen stellen, schließlich geht es bei der Stadtplanung um das Vorausdenken in Jahrzehnten."
Derzeit lässt die Stadt auf Antrag der Grünen Varianten untersuchen. Stadträtin Kris Kaufmann von den Linken plädiert dafür, sowohl den Neumarkt als auch die Häuser aus den 60er-Jahren entlang der Wilsdruffer Straße als Ensemble zu sehen. "Wir sollten nicht eins davon höher als das andere bewerten", warnt sie. Sie könne sich vorstellen, die Wilsdruffer Straße aufzuwerten und die Häuserreihe vor der Moritzstraße ein Stück zur Straßenmitte zu versetzen. Für eine schnelle Aufwertung der Wilsdruffer Straße ist auch Kulke. "Ich denke zunächst an die drei berühmten Bs – Bäume, Bänke und Brunnen."
Die Ansicht zeigt, wie das Hotel Stadt Rom zwischen Hotel de Saxe (l.) und Heinrich-Schütz-Residenz (r.) nach historischem Vorbild aussehen würde, wenn es den Durchbruch der Häuser an der Wilsdruffer Straße nicht gibt. Visualisierungen: Arte4D/ Andreas Hummel; Foto: Böhm
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