Sächsische Zeitung, 04. April 2013


Berndt Dietze bringt das alte Dresden zurück

Ohne den Baywobau-Geschäftsführer gäbe es den neuen Neumarkt nicht. Der 70-Jährige steckt voller Pläne.

Von Bettina Klemm


Dresdens Baywobau-Chef Berndt Dietze lebt für seine Arbeit. Seine Geburtstagsfeier verbindet er mit dem Baubeginn des "Dr. Lahmann Parks". Dazu lädt er seine Gäste am 20. April ins Swissôtel Dresden ein, auch wenn er heute schon 70 wird. Allein diese beiden Orte zeigen: Dietze ist mit Herz und Seele Dresdner. Aber welcher Mensch steht hinter dem "Baulöwen"?

Der gebürtige Cunnersdorfer managt seit 22 Jahren in Dresden die Geschicke des Münchner Immobilienunternehmens Baywobau. Er wurde zeitgleich mit dem Dresdner Steffen Hanschmann eingestellt, der seit nun mehr als zehn Jahren die Berliner Niederlassung sehr erfolgreich leitet. Noch heute ist Dietze dankbar, dass ihm Baywobau-Gründer Volker Hofmann die Möglichkeit gab und das erforderliche Rüstzeug vermittelte. In Dresden konnte so die Baywobau für rund 400 Millionen Euro Wohnungen bauen, Häuser sanieren und Eigenheimgrundstücke vorbereiten.

Mit dem Hotelbau an der Schloßstraße und dem Wohnquartier Löwenhof hat die Baywobau eine der letzten großen Kriegslücken geschlossen. Das 97 Millionen teure Projekt brachte Dietze noch mehr graue Haare ein. Das Grundstück zählt zu den teuersten in Dresden. Dann fiel der geplante Baubeginn mit der Immobilienkrise zusammen. So kostete es viel Kraft, bis das Hotel hinter historischen Fassaden vor einem Jahr eröffnen konnte. Ausdauer und Risikobereitschaft muss Dietze auch beim Lahmann-Sanatorium beweisen. Nach jahrzehntelangem Verfall will die Baywobau wieder Leben auf die Fläche unmittelbar an der Dresdner Heide bringen. Denkmalgeschützte Villen werden saniert, Wohnungen und Einfamilienhäuser gebaut.

Tiefgarage als Voraussetzung

Der gut 1,70 Meter große Mann wirkt wie ein Kraftpaket. Gleichzeitig erscheint der Chef des nur zwölf Mitarbeiter zählenden Teams bescheiden. Während seine Vermarkter in einem Gründerstilhaus residieren, begnügt sich Dietze mit dem schlichten Kutscherhaus daneben. "Das reicht zum Arbeiten aus", sagt er. Wichtige Gäste empfängt er allerdings lieber in einem der Restaurants am Neumarkt. Besonders dort hat Dietze bleibende Spuren hinterlassen. Selbst die oft kritische Gesellschaft historischer Neumarkt spendet Lob: "Berndt Dietze ist ein Mann der Tat. Er hat sich große Verdienste beim Wiederaufbau der Stadt Dresden nach 1990 erworben", sagt Vorstand Torsten Kulke. Schon zeitig war Dietze klar, ohne Tiefgarage lässt sich der Neumarkt nicht wirtschaftlich entwickeln. "Das muss mir der liebe Gott geflüstert haben", sagt er. Das Risiko war groß, die Bürgschaft ebenfalls, die die Baywobau hinterlegen musste, falls das Projekt scheitert. Weil die Barbakane, die mittelalterliche Festungsmauer, nur zu einem kleinen Teil erhalten blieb, musste er viele Anfeindungen wegstecken. Mit dem Hotel de Saxe eröffnete die Baywobau das erste Haus am Neumarkt. Kurz darauf folgte Investor Arturo Prisco mit seinem QF, seinem Quartier Frauenkirche. Die beiden fast Gleichaltrigen sind sich ähnlich. Auch wenn sie einen anderen Geschmack haben, wie es Prisco nennt. "Berndt Dietze ist ein Kämpfer, der lässt nicht locker. Wenn er zur Tür rausfliegt, versucht er, durchs Fenster wieder reinzukommen", sagt er. Dietzes Beharrlichkeit wird zuweilen besonders von den Grünen kritisch gesehen. Unausgesprochen werfen sie ihm seine Mitgliedschaft in der CDU vor. Dann fühlt sich Dietze zwischen den Stühlen sitzend.

Mit Immobilien kam Berndt Dietze schon als Jugendlicher in Berührung. Während der Schul- und Studienzeit jobbte er im kleinen Baugeschäft seines Vaters. Kleinbürgerlich sei er aufgewachsen, christlich erzogen. Der Glaube habe ihm das ganze Leben lang Halt gegeben. Nach dem Abitur machte er eine Tischlerlehre. Gern wäre er Innenarchitekt geworden, aber er bekam keinen Studienplatz. So entschied er sich für Holztechnik. Für ihn war es eine Horrorvorstellung, zur Armee gehen zu müssen. "Ich habe immer weiter studiert und bin so am Ende nie einberufen worden", sagt er. So kamen zum Ingenieurzeugnis noch zwei Diplome hinzu. Nach dem ersten Studium begann Dietze 1966 Rechentechnik für die Möbelindustrie aufzubauen. 1984 wechselte er zu den Kfz-Zubehörwerken. "Ich habe es mir zu DDR-Zeiten gegönnt, nie in einer Partei zu sein, auch wenn der Parteisekretär immer wieder drängte." So war der parteilose Fachmann nach 1989 gefragt, wenn es um Gespräche mit neuen Partnern ging. In der Aufbruchsstimmung nach der Wende liebäugelte Dietze damit, eine Fensterfabrik zu gründen. Parallel regelte er für Erbengemeinschaften Grundstücksfragen, lernte Hausverwaltung. Sicher waren es diese Erfahrungen, die ihn zur Baywobau führten.

Seine Frau Ilona, mit der er 44 Jahre verheiratet ist, ist es gewohnt, dass ihr Mann stets auf Achse ist. Er hält sich mit Sport fit. "Ich möchte gern noch vier Jahre weitermachen und einen
Nachfolger einarbeiten", sagt Dietze. Damit ist für seine Familie und die drei Enkeltöchter klar, er wird auch mit 70 nicht leisertreten.

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