Freitag, 24.05.2013
(Sächsische Zeitung)

Wieder ein neues Stück altes Dresden

In der Rampischen Straße wird am 31. Mai Richtfest gefeiert.
Doch es läuft am Neumarkt nicht alles glatt.

Von Bettina Klemm

Der Blick durch die Rampische Straße zum Neumarkt wurde auf unzähligen Bildern festgehalten. Dresdens Denkmalpfleger-Ikone Fritz Löffler bezeichnete den markanten Kopfbau als „bedeutenden Auftakt zur Frauenkirche“. Noch umhüllen Gerüste das Mauerwerk, doch im November soll das Haus bereits fertig sein. Damit können die ersten Bewohner noch vor Weihnachten einziehen.

Bauherr ist die „Unser schönes Dresden“, USD Immobilien GmbH. Am Dach werden gerade Schalungen und Gauben angebracht. „Wir feiern am 31. Mai unser Richtfest“, sagt Sebastian Forkert. Der 37-jährige Dresdner ist als Projektleiter für den Wiederaufbau verantwortlich. Beim Blick auf die Fassade an der Rampischen Straße fallen unterschiedliche Fensterhöhen auf. Es handelt sich eigentlich um zwei Häuser mit den Nummern 31 und 33. Um die Höhenunterschiede im Inneren auszugleichen, gibt es in einigen der insgesamt sieben Wohnungen eine kleine Stufe. Die Drei- bis Fünf-Raum-Wohnungen mit einer Größe zwischen 75 und 176 Quadratmetern sind alle verkauft. Die USD verhandelt mit Interessenten für die Gewerbefläche.

Kein Geringerer als Zwingerbaumeister Daniel Pöppelmann gilt als Architekt des 1717 vollendeten Gebäudes. Nach den Bombenangriffen 1945 war es wie auch die anderen Häuser zwischen Rampischer Straße und Salzgasse ausgebrannt. Doch zu einem Wiederaufbau kam es nicht: 1956, zum 750. Stadtjubiläum, ließ die Stadt die Ruinen abreißen. Zuvor wurde aber alles säuberlich dokumentiert. „Damit haben wir eine sehr gute Grundlage für den Wiederaufbau. Wir stimmen uns über nahezu jeden Millimeter mit den Denkmalschützern ab“, erklärt Sebastian Forkert. So wurde auch der historische Gewölbekeller erhalten, den die Archäologen freigelegt hatten. Ihn kann der künftige Gewerbemieter mit nutzen, vielleicht als Weinkeller? Die Fassade des fünfgeschossigen Hauses plus ausgebautem Steildach ist aufwendig mit Fenstergewänden und Ornamenten aus Sandstein verziert. Im Inneren wurde das Treppenhaus nach barockem Vorbild geschaffen. Die Fassadenarbeiten übernehmen die Sächsischen Sandsteinwerke. Derzeit sind fast alle Gewerke im Einsatz. Die Firma USD arbeitet fast ausschließlich mit Firmen aus der Region.

Auf der Straßenseite zur Salzgasse zeigt sich das Gebäude ganz modern. Es scheint sich direkt an das Innside-Hotel anzuschließen, wäre da nicht das historisch korrekt wiederaufgebaute Gebäude der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden dazwischen. Die Kombination von originalgetreuem Nachbau und moderner Architektur mache den Reiz aus, findet Forkert.

Der Dresdner Neumarkt könnte in den nächsten Jahren vollendet werden. Hinter dem Kulturpalast haben die archäologischen Grabungen begonnen. Eine regelrechte Kellerlandschaft erstreckt sich bereits parallel zur Sporergasse. „Jüdenhof Dresden“ nennt Michael Kimmerle sein Projekt. Es soll ein barocker Gebäudekomplex mit einem besonderen Innenhofkonzept und dem Flair einer italienischen Piazzetta entstehen, sagt er und wirbt für einen lebendigen Mix aus Hotellerie, Gastronomie, Läden, Büros, Wohnungen und Lebensgefühl. Das markanteste Haus wird das einstige Wohnhaus vom Hofjuwelier Dinglinger werden. Es soll wie auch der Kopfbau an der Rampischen Gasse originalgetreu wieder errichtet werden.

Für die Fläche daneben haben die Gastronomen Rank & Büttig ein Angebot abgegeben, bestätigt Rathaussprecher Karl Schuricht. Das Projekt befinde sich bei der Stadtplanung in der Abstimmungsphase.

Das Quartier zwischen dem Kimmerle-Areal und dem Neumarkt hat ebenfalls die USD Immobilien GmbH gekauft. Derzeit werden die Planungen vorbereitet.

Fast ein Jahrzehnt sucht der Freistaat schon Käufer für die große Fläche vor dem Polizeipräsidium. Jetzt gibt es Hoffnung. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement sei gut vorangekommen. Er gehe davon aus, dass bis zum Jahresende eine Entscheidung darüber fällt, ob und an welche Käufer das Grundstück veräußert werden soll, erklärt ein Sprecher. Die letzte Entscheidung müsse der Landtag treffen.

Weiterhin unklar bleibt die Zukunft des Hotels Stadt Rom. Aufgrund der Bauten an der Wilsdruffer Straße kann es nicht in voller Größe errichtet werden. Deshalb hat die Stadt in einem Werkstattverfahren nach Lösungen gesucht. Die Stadträte, so Sprecher Schuricht, hätten sich zu den Ergebnissen noch nicht positioniert.

Gestritten wird auch über einen Neubau zwischen Heinrich-Schütz-Residenz und Kulturpalast. Der Investor KIB hat von der Stadt einen Bauvorbescheid erhalten. Dagegen haben jedoch Grundstücksnachbarn Widerspruch eingelegt. Nun muss das Verwaltungsgericht entscheiden.

Quelle: www.sz-online.de/nachrichten/wieder-ein-neues-stueck-altes-dresden-2580553.html

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