Sächsische Zeitung, 17. Januar 2014


Aus zwei Häusern mach eins

Der Kopfbau der Rampischen Straße ist wieder aufgebaut. Nur im Inneren weicht die barocke Kopie vom Original ab.

Von Tobias Winzer

Ist es Fatima selbst, die da aus der Fassade lugt? Für seine türkische Mätresse soll August der Starke den markanten Kopfbau in der Rampischen Straße33 einst in Auftrag gegeben haben. Bis zu seiner Zerstörung in den 50er-Jahren gehörte das von Matthäus Daniel Pöppelmann entworfene Gebäude zu den meistfotografierten und -gemalten Motiven Dresdens. Nun ist die Kopie das Barockbaus fertig – inklusive des Frauenkopfes in der ersten Etage. "Ob es wirklich das Gesicht Fatimas ist, ist nicht eindeutig überliefert", sagt der Projektleiter von USD Immobilien, Sebastian Forkert. "Wir haben das Gesicht einfach nach alten Fotodokumenten nachgebildet."

Die Detailaufnahmen wurden kurz vor dem Abriss des Kopfbaus und des Nachbarhauses angefertigt. "Dadurch konnten wir das Original der Fassade zu 95 Prozent treffen", sagt der 38-Jährige. Die Sandsteinverzierungen an den Fenstern – darunter Wappen, Muscheln und weitere Gesichter – wurden von einem Bildhauer geschaffen. Ungewöhnlich ist auch das gewölbte Masarddach, unter dem sich zwei Etagen verbergen. Die Baukosten von fünf Millionen Euro sind deshalb auch nicht mit einem modernen Neubau vergleichbar.

Dementsprechend teuer sind die sieben Wohnungen, die allesamt mit Fußbodenheizung, Parkett und eigenem Fahrstuhlzugang ausgestattet sind. Die schönste befindet sich ganz oben. In der 174 Quadratmeter großen Fünf-Zimmer-Maisonette gibt es eine Galerie, von der die Eigentümer auf eine 20Quadratmeter große Dachterrasse mit Blick auf die Frauenkirche treten. Zu den Quadratmeterpreisen macht die USD zwar keine konkreten Angaben. Es ist aber davon auszugehen, dass die Maisonette fast eine Million Euro gekostet hat. Diese und alle anderen Wohnungen sind bereits verkauft – an Interessenten aus den alten Bundesländern, aber auch aus Dresden und dem Umland.

Zu den Besonderheiten einiger Wohnungen gehört, dass sie – obwohl auf einer Etage gelegen – mit Treppen ausgestattet sind. "Wir mussten aus zwei Häusern eins machen", erklärt Forkert. Ursprünglich waren der Kopfbau und das Nachbarhaus zwei voneinander getrennte Gebäude mit zwei separaten Eingängen. Weil dann die Etagenwohnungen aber zu klein geworden wären, verband die USD in der Neubau-Variante beide Häuser. Deshalb gibt es jetzt auch nur ein Treppenhaus.
Da die Geschosse der beiden Gebäudeteile aber aus Denkmalschutzgründen unterschiedlich hoch sind, muss die Differenz mit Treppen in den Wohnungen ausgeglichen werden.

Gewölbe teilweise erhalten

Zu den großen Herausforderungen des Baus gehörte auch, Denkmalschutz und modernes Wohnen zusammenzubringen. Damit die Eigentümer möglichst wenig Heizen müssen, sind die historisch anmutenden Holzfenster dreifach verglast. Ähnlich wie im 18. Jahhundert wurde das Haus zwar als Mauerwerksbau errichtet. Anders als beim historischen Vorbild besteht die Außenwand allerdings aus zwei Mauern. Dazwischen steckt die vorgeschriebene Wärmedämmung. "Wir wollten, dass das Haus nicht nur so aussieht wie im Original, sondern sich auch so anfühlt", sagt Forkert. An der Außenmauer kleben die Sandsteinverzierungen. Modern ist die Fassade nur zur Salzgasse hin.
Das ist möglich, weil die Rückseite der Rampischen Straße 31 nicht als Leitbau der Neumarkt-Rekonstruktion gilt.

Der einzig noch erhaltene Teil des Originals befindet sich unter der Erde. Die Außenmauern des Kellers unter der Rampischen Straße 33 wurden erhalten. Außerdem ist ein Teil des historischen Gewölbebogens angedeutet. Ob die Räume für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, steht noch nicht fest. Der Keller gehört zu dem Laden obendrüber. Dort zieht im Mai eine Privatbank ein.

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