Sächsische Zeitung, 18. Juni 2015

Palais Hoym kehrt an den Neumarkt zurück

Die Berliner CG Gruppe will vorm Polizeipräsidium 115 Millionen Euro investieren.

Von Bettina Klemm

In Dresden sieht Christoph Gröner ein wichtiges Betätigungsfeld. Die Stadt gefalle ihm, sagte der Chef der CG-Gruppe im Februar, als er die Dresdner Niederlassung am Postplatz eröffnete. Der 46-Jährige stellte damals gerade die Umbaupläne für die Oberpostdirektion vor. Auch an der Cottaer Straße hatte die CG-Gruppe ein Wohnungsbauprojekt begonnen. Schon damals ließ er keinen Zweifel, dass weitere größere Projekte folgen werden. Im Mai präsentierte er seine rund 280 Mary-Ann-Apartments, die in einem Komplex an der Stelle des früheren Telekomgebäudes entstehen.

Nun holt Christoph Görner zum nächsten Paukenschlag aus: Seine CG-Gruppe kauft das größte Grundstück am Neumarkt. Das Juwel an der Frauenkirche soll dort entstehen.

Unter Federführung des Freistaates verkaufen nun Land und Stadt das Grundstück zwischen Landhausstraße und Rampischer Straße. Rund 9 600 Quadratmeter ist die Fläche groß, die Sachsens Finanzminister Georg Unland (CDU) seit Sommer 2011 zum Kauf angeboten hat. Zehn Jahre ist es inzwischen her, seit das Land den DDR-Anbau aus Glas und Beton vor dem Polizeipräsidium abreißen ließ. Das Ganze kostete damals 3,6 Millionen Euro. Nun schweigt Unland über den erzielten Verkaufspreis. Er verweist darauf, dass sowohl der Landtag als auch der Stadtrat dem Grundstücksdeal noch zustimmen müssen.

Die CG-Gruppe ist ein Spezialist für den Mietwohnungsbau für institutionelle Anleger wie Versorgungsanstalten und Versicherungen. In diesem Bereich verwirklicht das Unternehmen nach eigenen Angaben jährlich Projekte im Wert von mehr als 100 Millionen Euro. Zu seinen Referenzen gehören auch die Sanierung und Umnutzung historischer Gebäude.

Streit um Größe des Palais

Nach Angaben des Freistaates wird die Gruppe nun etwa 115 Millionen Euro für das Bauprojekt am Neumarkt ausgeben. Wie ein erster Blick auf die Visualisierung zeigt, soll an den beiden Straßen eine Blockrandbebauung erfolgen. Entsprechend den Vorgaben für den Neumarkt erhalten die Häuser dort Ziegeldächer. Als Nutzungen sind Einzelhandel, Gastronomie, Wohnungen und Büros vorgesehen.

Das wohl wichtigste historische Gebäude in dem Areal war das Palais Hoym. Das barocke Gebäude gilt als Leitbau und soll deshalb originalgetreu wiedererrichtet werden. Finanzminister Unland bezeichnet das Palais Hoym als stadtbildprägend. "Durch den Verkauf der Immobilie und die Wiedererrichtung des Palais wird die letzte große Baulücke im Umfeld der Frauenkirche geschlossen", sagt er. So werde das Dresdner Stadtzentrum aufgewertet und gewinne an Attraktivität.

1739 hatte der Oberstallmeister Johann Adolf von Brühl, Bruder des sächsischen Premiers Heinrich von Brühl, das Palais durch Johann Christoph Knöffel errichten lassen. Es war dreigeschossig und mit 13 Achsen gegliedert, südlich schloss sich ein Garten an. 1752 hatte der Kammerherr Julius Gebhard von Hoym das Palais gekauft. Preußische Truppen hatten das Anwesen aber während des Siebenjährigen Kriegs zerstört. 1766 ließ es Hoym durch Friedrich August Krubsacius als Vierflügelanlage zu einem der größten Palaisbauten Dresdens wiedererrichten. Besonders prächtig war die Rückfront des Palais.

Seit 2002 setzt sich die Gesellschaft historischer Neumarkt für den Wiederaufbau des Palais Hoym ein. Doch so richtig freuen kann sich Vorstand Torsten Kulke nun über die Ankündigung nicht. "Zum Ensemble gehörten auch das Gartenhaus und das Palais Riesch. Das ist uns sehr wichtig. Auf den ersten Plänen kann ich dies aber nicht erkennen", sagt er. Er wolle versuchen, mit den neuen Grundstückseigentümern dazu ins Gespräch zu kommen.

Gestern waren Vertreter der CG-Gruppe nicht zu erreichen. Deshalb gibt es auch noch keine Angaben zu einem möglichen Baubeginn. Die Investoren wollen in den nächsten Wochen gemeinsam mit dem Freistaat und der Landeshauptstadt ihre Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.

 

Das Palais Hoym gehört zu den wichtigsten historischen Bauten am Neumarkt.
© Visualisierungen: arte4d/Hummel, Dähne-Architekten/Pfau-Architekten

 



Blick auf das gesamte Quartier.
© Visualisierungen: arte4d/Hummel, Dähne-Architekten/Pfau-Architekten





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