Sächsische Zeitung, 24.05.2016


Umstrittener Neumarkt-Bau soll 2018 fertig sein
Der Investor plant neben dem Kulturpalast das Moritzhaus, Kritiker fordern einen historischen Wiederaufbau.

Der Bauantrag ist eingereicht, es soll möglichst noch in diesem Jahr losgehen: Die Nürnberger Firma KIB errichtet zwischen Kulturpalast und Heinrich-Schütz-Residenz das eher moderne Moritzhaus. Mit dem Antrag auf Baugenehmigung entflammte der Streit um das Areal erneut. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt, die sich für möglichst viele Rekonstruktionen auf Dresdens bedeutendstem Platz einsetzt, fordert nämlich den Wiederaufbau eines Kaufmannshauses, des Gutbierschen Hauses (die SZ berichtete). Doch die Aussichten auf Erfolg sind gering.

Das Gutbiersche Haus befand sich versetzt an einer anderen Stelle, dort, wo heute ein Teil des Kulturpalastes steht – ein originaler Wiederaufbau ist also unmöglich. Die Stadtverwaltung stellte noch einmal klar, dass der Investor bereits einen Bauvorbescheid und damit Baurecht hat.

Farbe des Dachs geändert

„Wir respektieren die Kritik“, sagt Sebastian Greim von der KIB. „Aber wir haben in unzähligen Runden mit sehr kompetenten Menschen gesessen, auch von der Gesellschaft Historischer Neumarkt.“ Danach wurde der Entwurf angepasst: Das Dach ist inzwischen rot statt grau und weniger geneigt. „Jede Bebauung am Neumarkt ist diskussionswürdig“, sagt Greim. „Wir sind uns bewusst, dass es eine sensible Stelle ist.“ Zumal es dort um den markanten Übergang vom Alt- zum Neumarkt geht. Die KIB plant einen „lebendigen Stadtbaustein“, Wohnungen, Büros, Handels- und Dienstleistungsflächen.

Insgesamt will das Unternehmen etwa 18 Millionen Euro in das Gebäude stecken. Wie genau die Nutzung aussieht, also wie viele Wohnungen entstehen und wie groß diese sein werden, sei noch unklar. „Das hängt von den Gesprächen und Wünschen der künftigen Nutzer ab“, erklärt Greim. Er hofft, dass durch die Weiterentwicklung des ursprünglichen Plans spätestens dann Frieden einkehrt, wenn das Gebäude real zu sehen ist. Möglichst noch in diesem Jahr sollen die ersten Arbeiten erfolgen. 2018 soll das Moritzhaus fertig sein. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt sieht dennoch nur „marginale“ Veränderungen zum alten Entwurf. Das Eckgebäude an der Galeriestraße genüge den Anforderungen der wichtigen Sichtachse vom Altmarkt mit Blick zur Frauenkirche nicht. Auch mit den Dächern ist man dort noch nicht zufrieden. Da würden sich die Häuser an der Wilsdruffer Straße besser an die Bebauung auf dem Neumarkt anfügen. „Dass das Gutbiersche Haus nicht eins zu eins wieder aufgebaut wird, war aber vorher klar“, sagt Greim. „Das geht gar nicht.“

Visualisierung
So könnten künftig die Dresdner und ihre Besucher die Kuppel der Frauenkirche sehen, wenn sie auf dem Altmarkt stehen. Das Moritzhaus verstellt dann den im Moment noch freien Blick.

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