Sächsische Zeitung
28. Dezember 2005

Ein Kosmos der Erinnerungen
Von Katja Solbrig

Stadtmuseum. Die Arbeiten an der neuen Dauerausstellung laufen auf Hochtouren.

Für gewöhnlich erwartet man von einem Stadtmuseum einen wie auch immer gearteten chronologischen Abriss dessen, was sich ereignet hat in und an diesem Ort. Die Geschichte der Stadt eben, gründlich recherchiert und ordentlich wiedergegeben. Aber genau das wollen die Kuratoren der neuen Dauerausstellung im Stadtmuseum nicht bieten.

Wer weiß, wie es gewesen ist

„Wir wollen uns nicht hinstellen und behaupten, wir wüssten, wie es gewesen ist“, sagt Roland Schwarz, Abteilungsleiter Ausstellung und Sammlungen im Stadtmuseum. Deshalb wird die neue Dauerausstellung, die im Landhaus nach drei Jahren Umbau, Sanierung und Neukonzeption, im September 2006 eröffnet werden soll, ein „Kosmos der Erinnerungen“. „Mit dieser zentralen Installation im ersten Ausstellungsraum, einer Mischung aus Kunst und Historischem wollen wir den Fragen nachgehen, wer eigentlich wie Geschehenes dokumentiert, dass Geschichte aus gemeinsamem Festhalten und Erinnern von Ereignissen entsteht“, erklärt Roland Schwarz. Allein an diesem „Kosmos der Erinnerungen werde sich der künftige Besucher mehrere Stunden aufhalten können – wenn er es denn wünscht. Die Besucher können sich sogar selbst an der Geschichtsschreibung beteiligen und an einer Art Kollektivchronologie in einem Computer in der Ausstellung mitschreiben, aktuelle Debatten in der Stadt kommentieren.

Danach folgt der Rundgang doch der Chronologie der vergangenen 800 Jahre: Der zweite Ausstellungsraum widmet sich dem vormodernen Dresden, den unsicheren Anfängen, von denen man auch heute nicht so viel weiß, bis hin zur frühen Neuzeit, zum Siebenjährigen Krieg, als Dresden zum ersten Mal durch einen Krieg zerstört wurde.

Die Mühen um ARD und ZDF

Raum drei ist vor allem den Dresdner Bürgern gewidmet: Es geht um politische Emanzipation, Industrialisierung und kontrollierte Expansion zur „schönen Großstadt“ bis zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Der vierte Ausstellungsraum handelt von Demokratien und Diktaturen in Dresden. Die Kulturkämpfe, Terror und Krieg stehen als große Themen der Stadtgeschichte den privaten, persönlichen Erinnerungen der Dresdner gegenüber.

Kurator Peter Neukirch ist für den Teil zur Geschichte der DDR zuständig. „Da gibt es noch eine große Sammlungslücke, aber auch die große Chance, sie zu schließen“, sagt er und hofft auf Erinnerungsstücke der Dresdner; um zum Beispiel die Mühe dokumentieren zu können, die sich die Menschen machten, um Westprogramme empfangen zu können.