Sächsische Zeitung
29. November 2007


Stadträte für Hotel am Neumarkt
Von Bettina Klemm

Der Bau eines Luxushotels an der Schloßstraße wird wahrscheinlich. Der Bauausschuss machte gestern den Weg frei. Nun ist der Stadtrat gefragt.

Über drei Stunden stritten sich gestern Abend die Stadträte im Ausschuss für Stadtentwicklung um den Bau eines Luxushotels im Quartier VIII am Dresdner Neumarkt. Am Ende stimmten acht der elf Stadträte für das Projekt.

Ob der Beschluss allerdings Bestand hat, muss sich zur nächsten Stadtratssitzung zeigen. Denn Grünen-Sprecherin Eva Jähnigen hat beantragt, dass der gesamte Stadtrat auf seiner nächsten Sitzung noch einmal darüber entscheiden muss. Damit bleiben die Investoren weiterhin im Ungewissen.

Die Baywobau Dresden, die am Neumarkt bereits das Hotel de Saxe und die Tiefgarage gebaut hat und derzeit das Quartier III errichtet, verfolgt seit über einem Jahr das Hotel-Projekt. Sie steht kurz vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit dem Freistaat sowie eines Pachtvertrages mit einer internationalen Hotelkette. An ihrer Seite steht die TLG Immobilien GmbH, die auch das fertige Hotel de Saxe gekauft hat.

Im Grunde ging es nicht so sehr um das konkrete Projekt, sondern um zwei Fragen: Darf am Neumarkt hinter historischen Fassaden ein großes Hotel entstehen oder muss jedes Haus eine eigene Nutzung erfahren? Das zweite Thema hat Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) aufgeworfen. Er warnt davor, dass Dresden schon mit 95 Hotels und 14349 Betten überdurchschnittlich gut ausgestattet sei. „Mindestens elf weitere Hotel werden gebaut, so schnell wächst der Tourismus nicht“, sagt Hilbert.



Dresdner Neueste Nachrichten vom 28.11.2007

Hilbert: "Ich will keine tote Innenstadt"

Wenn sich ein Wirtschaftsbürgermeister stark macht gegen einen Hotelbau, dann muss er triftige Gründe haben. Dirk Hilbert (FDP) hat sie. Am Montag hat er im städtischen Verwaltungsrat interveniert gegen einen Passus einer Vorlage, deren Inhalt die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Neumarkt-Quartier VIII ist. Darin vorgesehen war - auf Wunsch eines Investors - eine großflächige Hotelnutzung. “Die absolute Schmerzgrenze ist aber schon erreicht, wenn in drei, vier Jahren die bereits genehmigten Hotels fertig sind", sagt Hilbert. Dann hat sich die Zahl der Dresdner Hotelbetten noch einmal um etwa 30 Prozent erhöht. Und schon jetzt, so Hilbert, sei Dresden die Stadt in Deutschland mit der zweithöchsten Hotelbettenzahl pro Kopf. Würde jetzt nicht die Notbremse gezogen, dann drohe Dresden zu einer touristischen “Ramsch-Destination" zu werden. Was heißt, der Preiskampf zwischen den Hotels wird so stark, dass es nur noch um billig geht. Das ist der eine Grund, den Hilbert gegen den Hotelbauplan vorbringt. Der andere ist dieser: “Ich will keine tote Innenstadt". Ein Neumarkt, auf dem Hotel an Hotel stehe, sei auch für Touristen nicht wirklich reizvoll. Hilbert meint, man müsse offen sein für andere Konzepte, zum Beispiel auch die Schaffung von mehr Wohnungen, um den Platz lebendig zu halten. “Deshalb bin ich auch ein Verfechter der Stiftungsidee für den Neumarkt", sagt der Wirtschaftsbürgermeister. Er plädiere dafür, dass man sich intensiv mit dem Projekt einer Neumarkt-Stiftung auseinandersetze. Und das Ergebnis dieser Prüfung solle man abwarten, bevor andere Entscheidungen getroffen werden, meint Hilbert. Das Neumarkt-Quartier VIII gehört mehrheitlich dem Freistaat, eine kleine Fläche von 540 Quadratmetern der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche und ein weiteres Stück dem Bund. Verhandelt wird noch mit zwei potentiellen Käufern. Einer davon ist die Baywobau, die bereits das Hotel de Saxe errichtete und das Quartier III am Neumarkt bebaut. Die Frage ist jetzt, ob sich die Stadt gegen den Freistaat und die Wünsche der von ihm favorisierten Investoren durchsetzen kann. Heute berät der Bauausschuss die Vorlage.

Heidrun Hannusch





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