Sächsische
Zeitung
Wenn sich ein Wirtschaftsbürgermeister stark macht gegen einen Hotelbau, dann muss er triftige Gründe haben. Dirk Hilbert (FDP) hat sie. Am Montag hat er im städtischen Verwaltungsrat interveniert gegen einen Passus einer Vorlage, deren Inhalt die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Neumarkt-Quartier VIII ist. Darin vorgesehen war - auf Wunsch eines Investors - eine großflächige Hotelnutzung. “Die absolute Schmerzgrenze ist aber schon erreicht, wenn in drei, vier Jahren die bereits genehmigten Hotels fertig sind", sagt Hilbert. Dann hat sich die Zahl der Dresdner Hotelbetten noch einmal um etwa 30 Prozent erhöht. Und schon jetzt, so Hilbert, sei Dresden die Stadt in Deutschland mit der zweithöchsten Hotelbettenzahl pro Kopf. Würde jetzt nicht die Notbremse gezogen, dann drohe Dresden zu einer touristischen “Ramsch-Destination" zu werden. Was heißt, der Preiskampf zwischen den Hotels wird so stark, dass es nur noch um billig geht. Das ist der eine Grund, den Hilbert gegen den Hotelbauplan vorbringt. Der andere ist dieser: “Ich will keine tote Innenstadt". Ein Neumarkt, auf dem Hotel an Hotel stehe, sei auch für Touristen nicht wirklich reizvoll. Hilbert meint, man müsse offen sein für andere Konzepte, zum Beispiel auch die Schaffung von mehr Wohnungen, um den Platz lebendig zu halten. “Deshalb bin ich auch ein Verfechter der Stiftungsidee für den Neumarkt", sagt der Wirtschaftsbürgermeister. Er plädiere dafür, dass man sich intensiv mit dem Projekt einer Neumarkt-Stiftung auseinandersetze. Und das Ergebnis dieser Prüfung solle man abwarten, bevor andere Entscheidungen getroffen werden, meint Hilbert. Das Neumarkt-Quartier VIII gehört mehrheitlich dem Freistaat, eine kleine Fläche von 540 Quadratmetern der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche und ein weiteres Stück dem Bund. Verhandelt wird noch mit zwei potentiellen Käufern. Einer davon ist die Baywobau, die bereits das Hotel de Saxe errichtete und das Quartier III am Neumarkt bebaut. Die Frage ist jetzt, ob sich die Stadt gegen den Freistaat und die Wünsche der von ihm favorisierten Investoren durchsetzen kann. Heute berät der Bauausschuss die Vorlage. Heidrun Hannusch
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