Sächsische
Zeitung
31. März 2007
Die letzte Ruine verschwindet
Von Bettina Klemm
Mit dem Aufbau des Kurländer Palais’ soll bis Ende nächsten Jahres
ein weiteres Schmuckstück die Innenstadt zieren.
Bauleiter Ronny Raabe zeigt die Rundungen über den ersten Fenstern.
„Die Korbbögen sind in traditioneller Bauweise entstanden“, sagt er
und prüft, wie weit seine zehn Mitarbeiter der Fira Bau GmbH am Kurländer
Palais vorankommen. Sie mauern in einer Höhe von fünfeinhalb Metern
die Wände für den Ost- und Westflügel und haben bereits die Deckenhöhe
über dem Erdgeschoss erreicht.
Etwas weiter deckt Torsten Schuck ein historisches Kreuzkuppelgewölbe
ab. Es wurde saniert und nun mit der Decke des Neubaus verbunden.
Bis spätestens September, rechnet Raabe, ist der Rohbau fertig. Es
sei immer wieder eine Herausforderung, die erhaltene historische Bausubstanz
mit dem Neubau zu verbinden.
Viel Arbeit ist im Ruinenteil. So müssen aus den Kellergewölben schätzungsweise
zweitausend Kubikmeter Schutt herausgebracht werden. „Der Boden wird
nach historischem Vorbild einen Meter tiefer gelegt“, sagt Raabe.
Schönes Gefühl, dabei zu sein
Aus seinem Handy erklingen Töne des Madonna-Songs „Hung-up“. Etwa
300 Anrufe nimmt Raabe täglich entgegen, doch Stress scheint der 39-Jährige
kaum zu kennen. Er war schon am Aufbau vom Schloss, vom Keppschloss
und der Frauenkirche beteiligt.
Im August 1989 hatte Raabe die Stadt über Ungarn verlassen. 1994 kehrte
er zurück. „Auch wenn ich in Würzburg viel gelernt habe, in Dresden
passiert was, da macht es Freude dabei zu sein“, sagt er. Vor zehn
Jahren gab es erste Berichte über den Wiederaufbau des Kurländer Palais’.
Doch die Eigentümer wechselten, sie berechneten immer wieder die Kosten
und suchten Nutzer für das historische Kleinod. Viele Pläne haben
sich in den Jahren zerschlagen, und die Beteiligten wurden immer wortkarger.
Vor der Weihe der Frauenkirche 2005 ließen schließlich die Firmengruppe
Fira und die USD – Unser schönes Dresden – die Bautafel vor die Ruine
spannen. Nun wollen sie nach Aussage des Fira-Geschäftsführers 2008
das Kleinod fertiggestellt haben. Es soll als Büro- und Geschäftshaus
sowie als Restaurant genutzt werden. Noch hoffen die Bauherren auf
Zuschüsse, um auch die historischen Feinheiten im Inneren wieder herstellen
zu können.
Vier Fotos siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/fotos.asp?artikel=1451449
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