Presseerklärung der GHND zum Architekturwettbewerb
„Neubau Gewandhaus“

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt spricht sich für die Rekonstruktion des Eckgeschäfts von Moritz Elimeyer, dem königlich sächsischen Hofjuwelier und "Jeweller, Goldsmith & Silversmith to Her Majesty the Queen of England", am Neumarkt 14 / Ecke Jüdenhof aus. Die Pläne für diesen Bau stammten von Gottfried Semper. Semper wurde in Dresden nach langjährigen Aufenthalten in Paris, Italien und Griechenland 1834 zum Professor und Vorstand der Bauschule an der Kunstakademie berufen und schuf mit dem Dresdner Opernhaus ab 1838 sein erstes bahnbrechendes Werk.

Der Einbau der Ladenfront erfolgte um 1840, einige Zeit nach Abbruch des alten Gewandhauses. Das mächtige Gebäude mit einer achtzehnachsigen Front zum Neumarkt und fünf Achsen zum Jüdenhof, diente Semper dazu eine durch und durch architektonische Variante mit einem Pfeiler-Architravsystem für seinerzeit mehr als 10 Geschäfte zu präsentieren. Schon zuvor hatte er sich gegen die Unsitte ausgesprochenen, die Fassaden der Häuser mit unförmigen Aushängeschildern zu bekleben und dabei selbst wertvolle Reliefs und Verzierungen zu bedecken. Seine Lösung in den Formen der italienischen Renaissance war ein beispielhafter und in außergewöhnlich hoher Qualität ausgeführter Entwurf für eine Geschäftsausstattung, bei der Architektur, Kunst und Präsentation des Geschäfts eine Einheit bilden - eine tiefgehende architektonische Variante der Geschäftswerbung.

Wenn für das erste Opernhaus Sempers galt, dass das gewählte Gliederungsprinzip von Wand und Öffnung und die verschiedenen Körperelemente sich zu einem einheitlichen Ganzen fügten; die Einzelformen mit hoher Sorgfalt behandelt wurden und der Bau eine perfekt abgestufte Maßstäblichkeit und ausgewogene Proportion hatte, so gilt dies im Kleinen auch für diese vorbildliche Ladenarchitektur. Ebenso, wie beim Opernhaus ist auch hier die Einheit zwischen Form, Stil und Inhalt gelungen.

Schmuckformen wie Kandelaberfüllungen in den Pfeilern, aufgesetzte Vasen und figürlicher Schmuck waren seinerzeit in Italien und Frankreich, aber auch Nürnberg aufgekommen. Ähnliche Formen von Geschäftsausstattungen sind heute z. B. am Markusplatz in Venedig noch zu finden. Zu bemerken ist, dass die Sempersche Ladenfront keinen Vergleich mit den gleichzeitig entstandenen noblen Lösungen in den Europäischen Metropolen zu scheuen brauchte. Für Dresden stellte diese Architektur einen nie wieder erreichten Höhepunkt dar, dessen Verlust seit 1945 darum um so schmerzlicher ist.

Eine heutige Nutzung des rekonstruierten Ladeneinbaus durch ein anspruchsvolles Kaffeehaus würde der Architektur des Gebäudes durchaus angemessen sein. Der Architekt Andreas Hummel hat eine Simulation einer Rekonstruktion des Gebäudes erstellt. Eine historisch zuverlässige Rekonstruktion ist nach Dafürhalten der Gesellschaft Historischer Neumarkt durchaus möglich und notwendig, um im Sinne Gottfried Sempers einen der bedeutendsten Plätze Dresdens zu beleben und ihm ein Gebäude von höchstem architektonischem Rang von einem der größten Baumeister Dresdens und Europas zurückzugeben.

Am 09.06.2006 wird der Dresdner Stadtrat über einen offenen Architekturwettbewerb zur Bebauung des davor liegenden Gewandhausgrundstückes entscheiden. Über 63.300 Dresdnerinnen und Dresdner haben sich gegen einen Gewandhausneubau ausgesprochen. Die Fraktionsvorsitzenden der Dresdner Parteien im Stadtrat sind zu einer Podiumsdiskussion in den Festsaal des Rathaus am 26.05.2006, 19.00 Uhr eingeladen. Die Bürgerinnen und Bürger haben damit vor dieser Entscheidung die Möglichkeit, die Vorsitzenden Ihrer gewählten Abgeordneten zu diesem Thema zu befragen.

Der Vorstand

Anlage:
Fotos/Simulation (sind zur Veröffentlichung freigegeben - Copyright by Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V./Grafik: Andreas Hummel)


Vergrößerung


Vergrößerung


Vergrößerung



zurück zu News