© 2004 Thomas Kantschew

"Großer trauernder Mann, den Opfern des 13. Februar 1945 gewidmet"
von Wieland Förster 1983, Bronzeskulptur.
Im Hintergrund wiederaufgebautes Taschenbergpalais,
Glockenspielpavillon des Zwingers und Geschäftshaus von Tesar.


"Trauernder" - Seitenansicht 1990 auf dem Georg-Treu-Platz

Die Skulptur vom DDR- Künstler Wieland Förster spiegelt nicht nur Trauer und Schmerz wieder, sondern zeigt auch sehr eindrücklich Schock, Verzweiflung und unvorstellbares Entsetzen. Die Figur - mit allen Muskeln angespannt - zieht sich vor den physischen und seelischen Erschütterungen wie ein einziger Klumpen in sich zusammen. Die rechte Hand ist vor das Gesicht gehalten, um das unsagbar anstürmende Leid der Schreckensnacht abzuhalten. Von dem nach innen gekehrten Gesicht ist nicht zu erkennen. Die hochgezogenen Beine schützen den Oberkörper und das Herz.
Es ist eine sehr ausdrucksstarke, expressive Skulptur.
Während für Trauer in der Kunst ansonsten in der Mehrzahl Frauen stehen, wurde hier das sogenannte "starke Geschlecht" gewählt.

Zu Werk und Leben des Fritz-Cremer-Schülers und Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste in Ostberlin siehe: http://www.sadk.de/foerster.html

Wieland Förster ist am 12. Februar 1930 im Dresdner Stadtteil Laubegast geboren und
hat am Tage nach seinem fünfzehnten Geburtstag, am 13. Februar 1945, den Untergang seiner Heimatstadt Dresden in Bombenhagel und Feuersturm erlebt. Er wurde 1946 vom sowjetischen Sicherheitsdienst - unschuldig - wegen angeblichen Waffenbesitzes zu 7 1/2-jähriger Zwangsarbeit verurteilt und war vier Jahre in einem Sonderlager bei Bautzen.



Interview mit Wieland Förster
: Den Trauernden als Mahnmal vor die wiederaufgebaute Frauenkirche stellen!

Und dann wurde der »Große Trauernde Mann« in Dresden aufgestellt?

"Zunächst nicht; bis dahin gab es viele Probleme. Als Stein begonnen, mußte der wegen Materialfehlern zerstört werden. Und da es keinen Ersatz gab, entwickelte ich den Gips für den Bronzeguß. In Berlin hatte ich ihn ein paar Leuten gezeigt. Es war besonders Konrad Wolf [damals Präsident der Akademie der Künste], der bemerkte, wie scharf man sich in Dresden gegen mich verhielt, sie kannten natürlich meine Vergangenheit und sahen in der Trauer eine gegnerische Position. Es hat dann jahrelang immer wieder Gespräche über meine Beweggründe und Erlebnisse, die in die Figur eingeflossen sind, gegeben, aber schließlich muß Wolf Herrn Modrow die Angemessenheit dieser Figur, gewidmet den Toten!, dargestellt haben. Der wiederum empfahl der Stadt eine »Lösung«. Danach zitierte mich der Stadtrat nach Dresden und sagte wörtlich: »Wir würden gern ein Denkmal für die Zerstörung Dresdens haben; Anzahl der Figuren ungefähr 20; eine davon wird trauern; die anderen 19 werden den Sieg des Sozialismus beim Aufbau Dresdens darstellen«.

Ich erwiderte denen, ich könne sie nicht hindern, das so zu machen, ich kenne, als Opfer, nur meine Trauer. Man wollte mich ausschalten. Doch Koni [Konrad Wolf] hat immer wieder dort angerufen, schließlich haben sie meine Figur für ein Geringes gekauft und wohl gedacht, sie könnten sie neutralisieren, indem man sie auf den Georg-Treu-Platz stellt. Natürlich nicht am 13. Februar! Sondern als Teil einer Ausstellung zum 13. Februar. Aber seltsamerweise paßte sie dort so gut hin, daß sie richtig bekannt wurde. Nach der Wende nahm man sie wegen Bauarbeiten weg, und seitdem steht sie im Straßenraum, vor dem Schloß, gegenüber dem Zwinger. Kürzlich wurde ich gefragt, welchen Platz ich mir für die Zukunft wünschte. Ich habe geantwortet, daß ich es gut fände, wenn sie nach dem Aufbau der Frauenkirche, wenn dann nichts mehr daran erinnert, daß sie und die Stadt einmal zerstört waren, vor ihr mahnend stehen würde."

(Zitat aus. www.in-prenzlauer-berg.de/kunst/positionen/foerster.html )

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