Hotel Hilton Dresden - Postmoderne
 
 

Hilton Hotel (ehemalig: Dresdner Hof)

Das Hotel Hilton an der Frauenkirche, ein ausgedehnter Baukörper zwischen Töpferstraße, Münzgasse, Terrassenuferund Augustusstraße, geht ein wenig in der momentanen Diskussion um den historischen Neumarkt unter.Dieser angepasste Bau aus den Spätachtzigern polarisiert zwar nicht, ist aber dennoch wert, baugeschichtlich und architekturkritisch betrachtet zu werden.Hier unsere Bewertung des Gemeinschaftsbaus der DDR, Schweden und Berlin (West) von 1987-90:

Architekten
Fa. Ottenberg (Berlin/West), Wolfgang Levin, NCC Schweden unter maßgeblicher Mitwirkung des Bundes der Architekten der DDR und des VEB (B) Gesellschaftsbau Dresden

Homepage: www.hilton.com

 

Grundriss Hilton-Hotel Auf diesem Grundriss wird sichtbar, welch gewaltige Baumasse dieser den ganzen Häuserblock umfassenden Gebäudekomplex einnimmt, zu dem noch die Secundogenitur (Palais des Zweitgeborenen) auf der Brühlschen Terrasse, sowie das ehemalige Wohnhaus für Hotelmitarbeiter in Plattenbauweise in der Münzgasse gehört. Allein die Hauptfront des Hotelgebäudes nimmt 9 ehemalige Grundstücksparzellen der Vorkriegsbebauung ein.

mit in den Hotelkomplex integriert:

Secundogenitur, Brühlsche Terrasse
Gustav Fröhlich, 1897

Anstelle der 1897 abgebrochenen Brühlschen Bibliothek in neubarocken Formen errichtet, stilistisch an Vorgängerbau erinnernd, 1945 ausgebrannt, 1957 als Restaurant/Bar wiedererrichtet und 1989 in den neuen Hotelkomplex mit einbezogen.

Secundogenitur

Neues

SZ vom 10.08.06: Hilton verkauft Dresdner Hotel
Der amerikanische Hilton-Konzern will sein Dresdner Hotel abstoßen. Weil der Standort an der Frauenkirche so lukrativ ist, sucht Hilton laut der Frankfurter Sprecherin Daniela Heusel einen solventen Investor, der die Immobilie kauft, um sie anschließend gründlich zu sanieren. Betreiber des Hotels soll aber Hilton bleiben. Hintergrund des Verkaufs sei die Fusion zwischen Hilton Corporation und Hilton International im Frühjahr 2006.

Zum Bauablauf:

20.03.1987 Unterzeichnung des Vertrages zwischen Limex-Bau-Export-Import und der schwedischen Firma ABV (heute NCC)

30.11.1989 Übergabe von NCC an Interhotel DDR

01.02.1990 offizielle Eröffnung des Hilton Dresden (früher Hotel Dresdner Hof)

 

Bewertung des Hotels Hilton, dem "Wende-Bau" aus unserer Sicht eines geschlossenen historischen Ensembles:

Das neue Devisenhotel "Dresdner Hof" für zahlungskräftige westliche Touristen (das zweite nach dem Hotel "Bellevue" in der Neustadt) reagierte mit seinem an der alten Straßenführung orientierten Grundriss, seiner Gebäudehöhe und den Dachformen mit roten Dachziegeln auf veränderte städtebauliche Leitlinien in der Spätphase der DDR. Diese beharrten nicht mehr auf einen radikalen Bruch mit der Geschichte, sondern suchten eine Vermittlung von "historischem Erbe" und einer modifizierten Postmoderne. So steht das Berliner Nikoleiviertel oder der Wiederaufbau der Semperoper stellvertretend für diese auf Ausgleich und Öffnung bedachte Reformzeit.
Diese Zäsur in der Baupolitik für historische Innenstädte der DDR spiegelt sich in einigen Details am Dresdner Hiltonhotel wider, die Reminiszensen an die ehemaligen kulturhistorisch bedeutsamen Bürgerhäuser am Neumarkt anklingen lassen. So verwendete das Architektenteam Erker in der Münzgasse, Dachgauben, helle Putzfassaden und verzichtete auf untypische Balkone zum Neumarkt hin. Zudem liess man einen Hauch der dichten Urbanität des Viertels mit dem Wiedererstehen der alten Münzgasse in historischer Breite aufkommen.
Kritisch dagegen muß man die komplette Überbauung des gesamten Hofinneren bewerten, der für Hotellobby, Restaurants und Funktionsräume geopfert wurde, ein Anblick, den man erst von der Höhe der Frauenkirche gewahr wird.

 

Arbeitsstandsskizze vom Hotel ehemals "Dresdner Hof"
Zeichnung des Arbeitsstandes eines Teils der Fassadenabwicklung zur Töpferstraße.
Quelle: Sächsische Zeitung vom 9.April 1987.
Deutlich zu erkennen: Rekonstruktion des Eckhauses An der Frauenkirche 5 mit Sprossenfenstern und Spiegelfelderbemalung.
Vergrößerte Darstellung der Zeichnung und mehr Details:


Ebenso müssen folgende Punkte aus heutiger Sicht negativ bewertget werden:

- keine Rekonstruktion der vom Landesamt für Denkmalpflege vorgeschlagenen Eckhäuser Töpfergasse 1 und 3 und des Hauses An der Frauenkirche 5, welches wohl noch zu Beginn der Planung als Rekonstruktion vorgesehen war - siehe nebenstehende Planungsskizze.

- größtenteils dresdenuntypische Formen, wie z.B. kaum hochrechteckige, sondern quadratische Fenster; gerundete Erker mit kegelförmigen Abschlüssen.

- "Hauseinheiten" viel zu groß, Eckhaus Münzgasse, Terassenufergasse viel zu hoch und massig.

- Dächer und "Hausvorsprünge" zu steif und ungelenk; Dachgaupen zu groß und für Dresden untypisch. Aufzugs- und Entlüftungsaufbauten aus Zink unpassend für die historische Altstadt

 

Blick in die Münzgasse 2000



 

 

 

Blick in die Münzgasse 2000

Das Funktionsgebäude Münzgasse ist dagegen unserer Einschätzung nach eher positiv zu bewerten. Vom Dresdner Architekten Zumpe errichtet zeigt es eher dresdentypische Formen wie z.B. die hochrechteckigen Proportionierung von Fenster und Dachgauben. Nachteilig wirken sich dagegen die Plattenbaustruktur und die verglasten Ecken sowie die Oberseite der Flachdächer mit Technikaufbauten aus. Wünschenswerte Veränderungen wären: Verfüllen der Plattenfugen an der Fassade und Einfügen von Sprossen in die Fenster der Dachgauben.