sz-online, 20.04.2006:

Hier schreiben die Leser

Das Thema Bebauung am Neumarkt beschäftigt viele Dresdner und Freunde der Stadt. Das bekunden sie in ihren Zuschriften an die Redaktion:

Unentschlossener Stadtrat

Der Stadtrat entscheidet über die Wiederherstellung des charakteristischen Erscheinungsbildes des Neumarkts, d. h. in seiner Beseitigung des Gewandhauses erzielten so bis 1945 überkommenen stadtbaukünstlerischen Ausgewogenheit. Gleichzeitig entschied er über die Wiederbebauung dieser Gewandhausfläche. Wer soll das begreifen? Ich finde es fast unvorstellbar, dass man heute ein Gebäude wiederaufbauen will, das schon vor 200 Jahren von den damaligen Stadtbürgern als so unpassend empfunden wurde, dass sie es abreißen ließen. Und das, obwohl das Gewandhaus in dem damals üblichen Stil der Zeit erbaut wurde und deshalb nicht so störend wirkte, als was wir heutzutage zu erwarten haben. Denn das neue Gewandhaus wird in modernem Stil errichtet sein und zwar direkt gegenüber der sorgfältig wiederhergestellten Frauenkirche! Raud Johnson, New Cannan CT, USA



Bewusst Seelen der Dresdner verletzt

Mit großer Betroffenheit habe ich die Veröffentlichung der Visualisierung für das Gebäude Neumarkt 6 von Architektin Heike Böttcher gesehen. Wie kann so etwas sein, nachdem in Ihrer Zeitungen bereits Visualisierungen (die sich höchstens noch geringfügig ändern sollten) abgedruckt wurden, die an dieser Stelle eindeutig Rekonstruktionen des Vorkriegszustandes gezeigt haben?!

Jetzt kommt ein Gebäude aus Glas und Stahl, welches Herr Dietze von der Baywobau bewusst so wollte? Ich kann es nicht nachvollziehen, wie eine Person aus reinem Egoismus bewusst die Seelen der Dresdner Bürger verletzen will. 60 000 Dresdner waren laut Bürgerbegehren für einen historischen Neumarkt. Und nun meinen einzelne Personen zu wissen, dass das genaue Gegenteil gut für diesen Platz, für die Dresdner und Touristen ist? Was für eine unglaubliche Arroganz und Ignoranz! Dresden hat genug Platz für solcherlei Experimente, in vielen Gebieten würde die Moderne eine Aufwertung darstellen. Martin Jungwirth aus Freiburg


Irreparabler Schaden

Nicht nur, dass ich persönlich die architektonischen Entscheidungen sehr kritisch sehe, ich befürchte auch, dass mit diesem deplatzierten Entwurf von Heike Böttcher nicht nur ein irreparabler Schaden für die Schönheit des Platzes um die Frauenkirche entsteht, sondern auch für die Zukunft Tür und Tor der modernistischen Architektur geöffnet werden. Und diese hat am Neumarkt nichts zu suchen. Es gibt so viele Brachen in der Dresdner Innenstadt auf denen genug anspruchsvolle modernistische Architektur entstehen kann.

Christoph Nünchert, per E-Mail