Neubauten am Neumarkt Dresden
 

Bei der sich abzeichnenden Entwicklung des Neumarktgebietes scheint es uns wichtig, auf all jene Bauten hinzuweisen, die keine sogenannten "Leitbauten" sein werden, also Neubauten, welche neben den Maßstab gebenden Rekonstruktionen stehen werden.

In einem Positionspapier zum Wiederaufbau des Neumarktgebietes vom Oktober 2000 haben wir jene Neubauten in 3 verschiedene Abstufungen unterteilt:

  1. Schlichte Putzbauten in einer dem historischen Bestand sehr nahe kommenden handwerklich-traditionellen Architektur
  2. Zeitgenössische, materialgerechte Paraphrase von Gebäuden oder einzelner Bauteile
  3. Sich in Höhe und Dachlandschaft einfügende Neubauten

zu 1: Im allgemeinenkeine Verwendung historisch untypischer Elemente. Insbesondere haben diese Bauten folgende Charakteristika zu erfüllen:

  • historische Achsenzahl
  • Geschosshöhe
  • Geschossanzahl
  • Traufhöhe und Dachlandschaft
  • Gesims über Erdgeschoss
  • glatte Fenster- und Türgewände
  • kleinteilige Fenstersprossung
  • Einfügung in das Materialensemble der zu rekonstruierenden Bauten.

Bei 26 Gebäuden, deren kunsthistorische Bedeutung wegen mangelnder Ausgestaltung der Fassade keine 100%ige Rekonstruktion nahelegt, plädieren wir auf eine zurückhaltende Ausgestaltung, die sich in den Gesamtzusammenhang Neumarkt anpassend einfügt. Evtl. ist an eine Spiegelfelderbemalung gedacht.

 

 


Die westliche Häuserreihe des Jüdenhofes mit dem "Leitbau" Dinglingerhaus (rechts).

Das Gebäude ganz links "Neumarkt 16" sollte eine Rekonstruktion sein. Das Haus in der Mitte (Neumarkt 17) wäre ein Beispiel, wie solch eine maßvolle Eingliederung als schlichter Putzbau aussehen könnte. Vgl. Foto um 1936

zu 2: In diesem Punkt werden 18 Häuser genannt, deren kunsthistorisch sehr bedeutende und für das barocke Dresdner Bürgerhaus signifikant typische Erker eine Wiederausformung in ähnlicher Gestalt erfahren sollten.

so z.B. die Galeriestraße 16, 18 und 20 oder die Schloßstraße 12, 16, 18, 20, 22

 

 

zu 3: alle übrigen Adressen



Drei gelungene Beispiele aus der Dresdner Inneren Neustadt als Vergleich:

Societätstheater an der Dreikönigskirche. Ein gelungener Neubau von 1999 an das barocke Theater als Kopie der ehemaligen Bebauung. Der rückwärtige Teil des Hauses und die gläserne Verbindung zwischen den Gebäuden sind moderne Lösungen.


 

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Kulturrathaus Königstraße, vorbildliche Neugestaltung des Innenhofes von 1825 mit modernen Plasiken von Macolis 1993.
Architekten: Weise und Treuner aus Dresden

 

Im Gegensatz zu unseren Grundsätzen möchten wir die bisherigen Satzungspunkte für Neubauten vorstellen, die die Stadt Dresden mit der Neumarktkommission erarbeitet hat (Entwurfsfassung 1995):

§ 3.7 Neu zu errichtende Gebäude sind nach Art und Maß der Nutzung in das Quartier mit den historischen Dimensionen einzufügen.

Um funktionell gute Grundrisse zu erreichen, ist unter Umständen eine Zusammenlegung max. drei Parzellen möglich. Die Konsequenzen zu den bisherigen Fassaden sind je Quartier zu prüfen. Die in den Zielstellungen der Quartiere getroffenen Festlegungen zu Achsmaßen, Geschoßhöhen, Gesims- und Fisthöhen sind Grundlage für eine detaillierte Gestaltung, die schließt auch die Möglichkeit des gestalterischen Kontrasts nicht aus.
Heimische Baustoffe sind bevorzugt einzusetzen, gestalterischer Grundsatz der Neubauten sollte behutsames, selbstbewußtes Einfügen sein.

 


Rähnitzgasse 24, Neubau 1999. Keine Kopie des Vorkriegszustandes, sondern eine Neuinterpretation

§ 3.8 Für die einzelnen Häuser in den Quartieren sind folgende Festsetzungen erforderlich:

- Die neu zu gestaltenden Häuser müssen sich im Typ (z.B. Hofhaus), in den Proportionen und in der Gliederung in das Straßenbild einfügen.
- Gebäude, die in der Breite erheblich über die historische Parzellenbreite hinausgehen, sind durch Auflösung der Bauteile entsprechend den Proportionen der umgebenden Bebauung zu gliedern.
- Die für den Neumarktbereich typischen Fassadengliederungselemente und Materialien sind bei Neubauten in den Grundsatz des Entwurfs einzubeziehen. Eine Orientierung an den Leitbauten ist dabei erforderlich. Die im Gestaltungsplan festgelegten städtebaulichen Betonungen durch Erker, franz. Fenster oder Austritte etc. sind zu beachten. Balkone oder Loggien an den Straßenfronten sind nicht zulässig.
- Zu bevorzugen sind regionaltypische Materialien für die Oberflächengestaltung. Gemusterte, dekorative, modische Putze und Farben und Verkleidungen mit ortsuntypischen Natursteinplatten sind auszuschließen. Für Putzfassaden ist ein Glattputz anzuwenden.
- Für die Farbpalette des Neumarktes sind gebrochene Weiß- und Ockertöne in Annäherung an den historischen Kalkputz zu bevorzugen.
- Anzahl und Größe der Fensteröffnungen und Faschen sollen sich an den überlieferten Fassadenstrukturen der Quartieren orientieren.
- Alle den Neumarkt und die Schloßstraße umgrenzenden Bauten erhalten Sattel- oder Mansarddächer, gedeckt mit roten Tonziegeln. Dachaufbauten sind ortstypisch auszuführen und müssen mit der Dachdeckung im Material harmonieren.

 



Planungsgruppe Neumarkt: Abwicklung Augustusstraße 6, 2-4/ Neumarkt 1,2,3 - Vorgaben der Gestaltungssatzung mit Weigelschem Haus als Leitbau. Zeichnung von W. Köckeritz. Zum Vergleich der Umsetzung einer solchen Vorgabe nebenstehender Entwurf von U.Zimmermann. (zweites Haus von links)

Ulf Zimmermann, Dresden
Ulf Zimmermann, Dresden, Augustustraße 2-4; (zwei ehemalige Grundstücke zusammenlegend)

Mögliche Interpretationen der städtischen Satzung, aber auch die komplette Sprengung dieser Vorgaben findet man im "Atelier Neumarkt 2000". 12 ausgewählte Beispiele finden sie auf dieser Workshop-Seite

Königstraße 8, kompletter Neubau 1997 anstelle eines Gründerzeithauses von dem Architekturbüro Weise und Treuner aus Dresden. Hervorhebenswert: die freie Adapation eines Barockhauses, Neuinterpretation einer Torlösung, lebendige traditionelle Hofgestaltung als offene Passage zur Rähnitzgasse.

Heinrichstraße-Nordseite: positiver Zusammenklang vom rekonstruiertem Altbau (Nr. 6) (Bildmitte, ocker) und angepaßten Neubauten (Nr. 4 und 8) 1997