Presseerklärung der GHND
zur Podiumsdiskussion vom 26.05.2006



Das Interesse war groß und so war der Plenarsaal des Rathauses fast bis auf den letzten Platz besetzt als am 26.05.06 öffentlich knapp dreieinhalb Stunden über die zukünftige Bebauung am Dresdner Neumarkt diskutiert wurde. Auf dem Podium saßen als Vertreter des Stadtrats Klaus Dieter Rentsch (CDU), Dr. Rainer Kempe (Die Linke/PDS), Dr. Rüdiger Liebold (SPD), Eva Jähnigen (Bündnis 90/Die Grünen), Jan Mücke (FDP) und Christoph Hille (Bürgerfraktion) sowie Herr Dietze als Geschäftsführer der Bauwobau und Herr Dr. Hertzig, Kunsthistoriker und Vertreter der Gesellschaft Historischer Neumarkt. Die Moderation hatte Herr Dr. Dankwart Guratzsch ("Die Welt", Frankfurt) übernommen.
Der als Vertreter der Stadtverwaltung ebenfalls eingeladene Baubürgermeister Feßenmeyer hatte sich entschuldigen lassen.

Kernpunkte der Diskussion waren die zukünftige Bebauung des Quartiers 3 neben dem Hôtel de Saxe durch die Baywobau und das Areal des früheren Gewandhauses am Neumarkt.

Nachdem Herr Dietze drei verschiedene Planungen für das Quartier 3 vorgestellt hatte, erhob sich im Publikum Unverständnis dafür, dass der erste Entwurf, der angepasste historische Putzfassaden enthielt, welche in dem Quartier eine starke Ensemblewirkung erzeugen, von der Stadt als nicht genehmigungsfähig abgelehnt worden ist. Der ästhetische Eindruck dieses Entwurfes überzeugte die Anwesenden. Der nachfolgende Entwurf fiel durch Glasfassaden und provozierende Brüche zwischen den historischen Fassaden der Leitbauten und der modernen Fassaden auf und war auf heftige Kritik gestoßen. Dies hatte die Baywobau veranlasst, die Planung nochmals von dem Architekturbüro IPRO überarbeiten zu lassen. Hauptaugenmerk fand in der Diskussionsrunde die Herausnahme der Glassfassade des Gebäudes Neumarkt 6 (Architekturbüro Böttger), was auf deutliche Zustimmung in der Zuhörerschaft stieß.

Die Reaktion der Stadtpolitiker auf die drei Planungsvarianten war zweigeteilt. Während Herr Guratzsch zu Beginn der Diskussion feststellte, dass die Mehrheit wohl eher der modernen Variante zuspreche - lediglich Herr Mücke von der FDP hatte sich eindeutig für eine Stärkung des historischen Wiederaufbaus ausgesprochen während sich die CDU und SPD deutlich für die modernen Varianten positionierten und die übrigen Stadträte die modernen Varianten zumindest für vertretbar hielten - war gegen Ende der Veranstaltung ein deutlicher Stimmungswandel festzustellen.
So wurde Herr Dietze auf Anregung Herrn Dr. Kempes (Die Linke/PDS) mit Zustimmung der anderen Stadträte sogar aufgefordert, die historischen Entwürfe nochmals im Stadtentwicklungsausschuss zur Bewertung vorzustellen.
Dem vorausgegangen war die Bitte Herrn Dietzes, das Publikum über die zwei modernen Varianten des Quartiers 3 (2. Hänelfurkert, 3. IPRO) abstimmen zu lassen. Herr Dr. Guratzsch ließ es sich nicht nehmen, auch die erste (historische) Variante einzubeziehen, die dann auch die meiste Zustimmung erlangte. Den geringsten Zuspruch erhielt die zweite und damit die modernste Variante.

Auch hinsichtlich der Bebauung des Gewandhausareals drehte sich die Stimmung. Zunächst hatte Herr Dr. Hertzig die Geschichte der Bebauung des Areals dargestellt. An historischen Quellen legte er nachvollziehbar dar, dass schon in der auslaufenden Barockzeit nach Abriss des Gewandhauses im Jahr 1791 eine Wiederbebauung des Grundstücks nicht mehr erwünscht war.
Argumente, die Herr Rentsch (CDU) für eine Bebauung in neuer Form vortrug, konnten wohl die wenigsten der Zuhörer überzeugen. In engagiert geführten Diskussionen wurde immer wieder die mangelnde Berücksichtigung des Willens der Bürger kritisiert. Hervorzuheben ist die Stellungnahme von Herrn Prof. Dr. Magirius, der vehement auf die großen Gefahren einer Bebauung des Gewandhausareals hinwies. Nur wenige Redner aus dem Publikum sprachen sich für moderne Bauten am Neumarkt aus. Die ganz überwiegende Mehrheit wünschte eine Anknüpfung an das alte Dresden durch die Wiederaufnahme historischer Strukturen und Formen beim Wiederaufbau des Neumarktes.
Letztlich unterstützten alle Stadträte den vom Bündnis 90/Die Grünen bereits im Stadtentwicklungsausschuß eingebrachten Antrag, einen ergebnisoffenen Gestaltungswettbewerb für das Gewandhausareal durchzuführen.
Frau Jähnigen brachte es auf den Punkt: Wenn die Entwürfe nicht gefallen, dann bleibt der Platz eben unbebaut. Festzustellen bleibt weiterhin und da waren sich alle Vertreter der Fraktionen einig, dass die Stadt mehr Kontrolle benötigt.

Der Vorstand
Dresden, den 01.06.2006

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