Revolution in Dresden

vom 03. bis 09. Mai 1849





Sächsische und Preußische Truppen beim Angriff auf die Barrikaden am Dresdner Neumarkt. Links "Hotel de Saxe", rechts "Hotel Stadt Rom", in der Mitte Moritzstraße. Auch in der "Kleinen Kirchgasse", ganz rechts, stand eine Barrikade. (Bild: Dresdner Stadtmuseum)

 


Die gleiche Ansicht, wie oberes Bild. Direkter Blick in die Moritzstraße.
Die sächsisch-preußischen Regierungstruppen sammelten ihre Kräfte am Schlossplatz zur Niederschlagung des Aufstandes. Mit Kanonen stießen sie gemeinsam zu den Kämpfen am Neumarkt. Dort hatten sich in den umliegenden Gassen die für ein demokratisches Deutschland kämpfenden Revolutionäre verbarrikadiert, um u.a. die Frankfurter Paulskirchen-Verfassung von 1848 durchzusetzen.

Eine Barrikade hatte der bekannte Dresdner Baumeister
Gottfried Semper entworfen, weswegen er, um einem Prozess zu entgehen, nach der Niederschlagung des Aufstandes aus dem Land Sachsen floh.

"In den vorerst nur politischen Auseinandersetzungen trat Semper auf die Seite der konsequenten Republikaner und gehörte später der Scharfschützenkompanie der Kommunalgarde an. Im April 1849 nahm er gemeinsam mit Richard Wagner und August Röckel an der Vorbereitung der allgemeinen Volksbewaffnung teil.
Als am 3. Mai Straßenkämpfe begannen, erhielt Sempers Scharfschützen-kompanie den Befehl zur Verteidigung der Hauptbarrikade in der Wilsdruffer Gasse (seit 1858 Wilsdruffer Straße). Aufgrund des schlechten Barrikadenzustandes veranlasste Semper einen "fachgerechten" Umbau der Barrikade, den er selbst leitete und nach dessen Vorbild dann auch andere Barrikaden umgebaut wurden.
Ab dem 6. Mai war er Kommandant der Barrikade Nr.13 in der Waisenhausstraße. Aufgrund seines Engagements setzte die neue erzkonservative Regierung Semper nach Beendigung der Kämpfe auf die Liste der zu verfolgenden Personen. Semper blieb nur die Flucht." (Textquelle: www.mdr.de/kultur )

"Am Dresdner Maiaufstand 1849 beteiligten sich Gottfried Semper und sein Freund Richard Wagner als überzeugte Republikaner an vorderster Front. Eine Vielzahl demokratisch gesinnter Leute wollte mit ihrem Widerstand gegen die Obrigkeit bürgerliche Grundrechte erstreiten. Semper war Angehöriger der Dresdner Kommunalgarde und ließ Barrikaden umbauen. Der Aufstand scheiterte. Semper wurde als "Demokrat I. Klasse" und Haupträdelsführer von der neuen Regierung steckbrieflich ab dem 16. Mai 1849 gesucht und flüchtete aus dem Königreich." (http://de.wikipedia.org)

 


Die Turnerin auf der Engelbarrikade, in der Hand eine schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne haltend, während des Maiaufstand 1849. Gottfried Semper hatte diese Barrikade am Beginn der Wilsdruffer Gasse entworfen, nachdem er die aus leicht einnehmbaren Händlerholzbüdchen errichteten Straßensperren der empörten Dresdner und ihrer sächsischen Unterstützer als unzureichend beurteilt hatte.
In Dresdens Innenstadt waren eine Unzahl von Barrikaden aufgestellt worden. Plan aller Barrikaden - siehe unten!



 


Barrikadenkämpfe auf dem Dresdner Neumarkt. Links im Bild Hotel Stadt Rom

 


Kämpfe am Zeughausplatz am Donnerstag, den 03. Mai 1849, Lithographie, Stadtmuseum Dresden. Der Platz heißt jetzt Tzschirnerplatz, benannt nach einem der revolutionären Anführer.

 


Bildunterschrift: "Biwak Aufständiger auf dem Dresdner Altmarkt am 06. Mai 1849"

 


"Die Preußen und die Sachsen machen Kameradschaft mit einander im Kampf wider die Dresdener Aufruhr am 7. Mai 1849" - Farbige Lithografie aus
"Das merkwürdige Jahr 1849. - Eine neue Bilderzeitung. 62stes Bild"

 


Barrikadenkampf am 07. Mai 1849 in der Frauengasse. Zwei Tage später am 09. Mai hatten die Regierungstruppen die "gesetzliche Ordnung wiederhergestellt". Die Aufständigen wurden in der Frauenkirche arrestiert, dort z.T. grausam gefoltert und später zu hohen Strafen verurteilt.
Auf dem Bild hält ein demokratischer Revolutionär die Trikolore mit den Farben Schwarz- Rot- Gold empor, die erstmals auf dem Hambacher Fest 1832 gezeigt wurde.


Bilanz

Nach einem Bericht von August Röckel gab es:
30 Tote und 100 Verwundete bei den Regierungstruppen und
auf Seiten des Volkes (nach einem offiziellen Dresdner Journal):
196 Tote, darunter 7 Frauen; 115 Verwundete, darunter 4 Frauen

Der preußische Kommandant, Graf v. Waldersee, gesteht später, dass seine Soldaten wohl mindestens noch 50 Gemordete, Verwundete und Gefangene in die Elbe geworfen haben, wo fast alle ertranken bzw. mit gezielten Salven erschossen wurden.



Eine Vielzahl kunstgeschichtlicher Bauwerke nahm erheblichen Schaden durch die rabiate "Krisenbewältigung" der Regierungstruppen.
Das Pöppelmannsche Opernhaus direkt am Zwinger ging in Flammen auf. Nach Richard Wagners Bericht der Ereignisse wurde das mit viel Holz gebaute Haus aus strategischen Gründen extra angezündet:

"Man sagte mir, es sei, um einen gefährlichen Angriff der Truppen von dieser bloßgelegten Seite zu begegnen und zugleich die berühmte Sempersche Barrikade vor einer übermächtigen Überrumplung zu schützen, aus strategischen Gründen in Brand gesteckt worden: woraus ich mir entnahm, dass derlei Gründe in der Welt ein für allemal mächtiger als ästhetische Motive bleiben, aus welchen seit längerer Zeit vergeblich nach Abtragung dieses hässlichen, den eleganten Zwinger so arg entstellenden Gebäudes verlangt war."

Auch die berühmte Gemäldegalerie, damals noch im kurfürstlichen Stallgebäude am Neumarkt untergebracht (heute Verkehrsmuseum) nahm großen Schaden. Julius Schnorr von Carolsfeld zählt später 83 beschädigte Gemälde, die Einschüsse von Gewehrkugeln, die durch zertrümmerte Fensterscheiben pfiffen, erlitten hatten.
.


Zustand nach dem Brand des Opernhauses und dem dadurch ebenfalls teilzerstörten
Zwinger 1849



Dresdner Maiaufstand aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Dresdner Maiaufstand vom 3. bis 9. Mai 1849 war gegen Ende der Märzrevolution von 1848 / 1849 der Versuch der Revolutionäre eine Republik zu etablieren. Nach der Niederschlagung dieses Aufstands war die Märzrevolution in Sachsen beendet, knapp 3 Monate vor deren endgültigen Niederschlagung in den Staaten des deutschen Bundes im badischen Rastatt.

Vorgeschichte des Dresdner Maiaufstands

Schon im Jahr zuvor, zu Beginn der Märzrevolution, war es 1848 in Sachsen wie in vielen anderen Staaten des Deutschen Bundes und Mitteleuropas - ausgehend von der bürgerlichen Februarrevolution 1848 in Frankreich, zu liberal und demokratisch motivierten revolutionären Unruhen gekommen, die neben der Liberalisierung der deutschen Fürstentümer auch die nationale Einigung der Staaten des deutschen Bundes in einem einheitlichen deutschen Reich zum Ziel hatten. Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung war die Forderung nach einer gesamtdeutschen Verfassung, die in der neu geschaffenen, demokratisch gewählten Nationalversammlung in der Paulskirche von Frankfurt am Main ausgearbeitet wurde. Die revolutionären Aufstände in Sachsen wie in anderen Fürstentümern hatten 1848 zunächst relativ schnell ein Einlenken der regierenden Fürsten zur Folge. Es war zu Einrichtung liberaler Märzministerien, der Aufhebung der Zensur, Bauernbefreiung von den Feudallasten und anderen für die Zeit relativ fortschrittlichen Maßnahmen gekommen. Insbesondere ausgehend von den mächtigsten Fürstentümern des Bundes, dem Königreich Preußen und dem Kaiserreich Österreich, setzte sich jedoch schon ab Sommer 1848 nach und nach die Konterrevolution durch. Die Frankfurter Nationalversammlung hatte keine eigenen Machtmittel zur Hand, um ihre eigene Legitimation durchzusetzen. Als von der Nationalversammlung nach langen kontroversen Debatten dann doch eine Verfassung vorgelegt wurde, die eine gesamtdeutsche konstitutionelle Monarchie im kleindeutschen Rahmen (= ohne Österreich) unter Führung des Königs von Preußen vorsah, lehnte Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die ihm angetragene Kaiserwürde ab.
Die preußischen und österreichischen Abgeordneten waren aus der Nationalversammlung ausgezogen. Auch Friedrich August II. von Sachsen gehörte zu den Gegnern dieser Verfassung und einer Konstitutionellen gesamtdeutschen Monarchie. Die Verfassung und damit auch die deutsche Einigung war vorerst gescheitert. Um die wichtigsten liberalen Fortschritte in den einzelnen Staaten zu sichern, kam es in einigen Staaten zur so genannten Reichsverfassungskampagne. In deren Kontext folgten in einigen Staaten erneute radikaldemokratische Revolutionsschübe, die sogenannten Maiaufstände 1849. Neben Sachsen war dies beispielsweise auch im Großherzogtum Baden der Fall (vgl. auch Badische Revolution). Der Dresdner Maiaufstand war der letzte Versuch in Sachsen, dort die Errungenschaften der Märzrevolution durchzusetzen.

Verlauf des Dresdner Maiaufstands

Am 3. Mai 1849 brach in Dresden der offene Aufstand aus. In der Stadt befanden sich nur 1.800 Mann reguläres Militär mit 6 bespannten Geschützen. Das Zeughaus wurde gestürmt, das Landhaus von bewaffneten Turnern besetzt. Am 4. Mai, früh um 4.30 Uhr, verließen der König, die Königin und sämtliche Minister die Stadt und gingen auf die Festung Königstein. Das Land war ohne Regierung; die Behörden waren nicht einmal von der Abreise der Minister in Kenntnis gesetzt worden. Schirner, Heubner und Todt - Mitglieder der aufgelösten Kammer - ernannten eine "provisorische Regierung".
Der ehemalige griechische Offizier Heinze war zum Kommandanten aller sächsischen Bürgerwehren gewählt worden. Der russische Anarchist Michail Bakunin traf am selben Tage in Dresden ein und leitete den ganzen Aufstand. Preußische und sächsische Truppen warfen in den Kampftagen des 7., 8. und 9. Mai den Aufruhr nieder. Die Anführer Tzschirner, Heubner, Bakunin entkamen. Ebenso konnte der am Aufstand beteiligte damalige Hofkapellmeister Richard Wagner, der mit Bakunin befreundet war, aus der Stadt fliehen. Für Dresden wurde der Belagerungszustand erklärt, der jedoch nicht gehandhabt wurde. Die meisten Gefallenen waren Jugendliche, sie bildeten den Kern der Kämpfer. Von den 99 identifizierten Toten stammten etwa 40 nicht aus Dresden, an unbekannten Toten fanden sich 98. Von den 114 Verwundeten waren nur 67 Dresdener. Die Gesamtzahl der Toten und Verwundeten auf der Seite der Volkskämpfer betrug also 343 Menschen.

Bakunin wurde bald nach dem Aufstand in Chemnitz gefangen genommen und später zum Tode verurteilt, jedoch 1851 zu lebenslänglicher Haft begnadigt und schließlich an Russland ausgeliefert, wo er weiterhin in der Verbannung gefangen gesetzt war, bis er nach einigen Jahren fliehen konnte.



Das 2006 wiedereröffnende Dresdner Stadtmuseum wird ausführlich über die Ereignisse im Mai 1849 informieren.

Die Dresdner Revolution - eine bürgerliche Erhebung innerhalb gesamteuropäischer Kämpfe für mehr Freiheit und Liberalität

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden würde eine Markierung der ehemaligen Barrikade im Straßenpflaster am Beginn der Moritzstraße außerordentlich begrüßen.
Außerdem wäre eine Zusammenarbeit mit dem Dresdner Geschichtsverein von hohem stadtbürgerlichen Gewinn. Auf Informationstafeln könnte direkt am Neumarkt über diese für Dresden so eminent wichtigen Ereignisse vom Mai 1849 (und deren Vorgeschichte von 1830) einer nachwachsenden jungen, europäischen Generation vermittelt werden. Die Revolution 1848/ 49 war schließlich eine gesamteuropäische bürgerliche Bewegung, die von Paris bis Warschau, Palermo, Berlin, Malmö, Mailand, Prag, Wien und Budapest liberale Veränderungen forderte. Roman Herzog fasste diese europäische Bewegung 1998 in folgende Worte.

"An vielen Orten und in vielen Sprachen erscholl damals der Ruf nach Partizipation, nach Grundrechten, nach Freiheit. Es wehte der Wind eines Wandels, der die Völker Europas nicht nur veränderte, sondern auch auf neue Weise miteinander verband. (...)
1848 sind die Prinzipien formuliert worden, die noch heute die Grundlagen unserer staatlichen Existenz ausmachen: Das Bekenntnis zu Menschenrechten und Demokratie und der gemeinsame Wille, die verschiedenen Regionen und Strömungen in unserem Land zu einem freien Gemeinwesen zu vereinigen. 1848 gibt uns das Recht, mit Selbstbewusstsein zu sagen: Die demokratische Idee, die Ideen der Freiheit, der Menschen- und Bürgerrechte sind auch ein Teil der deutschen Tradition - auch wenn sie sich erst später wirklich durchgesetzt haben. " (aus der Rede vom ehem. Bundespräsident Roman Herzog anlässlich der Veranstaltung "150 Jahre Revolution von 1848/49" am 18. Mai 1998 in der Paulskirche zu Frankfurt am Main)
Lesenswert auch: Walter Schmidt, Gewittersturm über dem ganzen Kontinent, 1998


Etwas versteckt hängt am Albertinum (dem ehemaligen Zeughaus) eine Erinnerungstafel, auf der an den Maiaufstand 1849 erinnert wird: "Mit dem Sturm auf das damalige Zeughaus begann am 13. Mai 1849 die revolutionären Kämpfe in Dresden." In diesem Gebäude wurden Waffen der sächsischen Armee gelagert, von denen sich die Revolutionäre eines Teils bemächtigten.
Eine zweite Tafel hängt an der Schloßstraße (Höhe Schloßcafe), welche noch aus DDR-zeiten stammt.



Waldersee, Friedrich Gustav: Gefechts-Plan von Dresden / Lithographie. v. C. Birck von 1849. Verwalter: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Kartensammlung, SLUB/KS 31247
rote Striche: Standorte aller Barrikaden in der Altstadt / Gesamter Plan Siehe: http://www.deutschefotothek.de/?MEDIA_KARTEN - mit genauer Auflistung aller "Von den Truppen besetzte Punkte und Strassen - 4. Mai bis 9. Mai)




Thomas Kantschew (03. Mai 2005)