Foto: Rosmaringasse
im Mai 2014
Seit Ende des 17. Jahrhunderts trug die Gasse den Namen Rosmaringasse, weil, so die Annahme, hier den zum Frauenkirchhof ziehenden Trauergemeinden Rosmarinzweige verkauft wurden. (Link zur alten Frauenkirche) Das aromatisch duftende Rosmarin war der griechischen Göttin Aphrodite geweiht und wurde sowohl zu Hochzeiten von Braut u. Bräutigam getragen, als auch bei Begräbnissen verwendet.
Im Mittelalter verscheuchte Rosmarin die Geister, die die Menschen bei der Geburt, bei der Hochzeit und im Tode bedrohten.
Wegen seiner immergrünen Eigenschaft war
Rosmarin auch ein Kraut der Treue, der Freundschaft und der Erinnerung.
Foto: Straßenschild Rosmaringasse im April 2015
Vor Jahren wollte man noch die neu entstehende Straße hinter dem Kulturpalast "Neue Rosmaringasse"
nennen, denn die jetzige Rosmaringasse verläuft nicht auf dem historischen Straßengrundriss.
Ursprünglich befand sie sich in einer Höhe mit der Großen Brüdergasse und Frauenstraße.
Durch den Bau des Kulturpalastes entsteht sie jetzt an dessen Nordseite neu (angelegt: 2009).
Zudem war sie im Vergleich zur Frauenstraße viel schmaler. Die künftige Rosmaringasse
wird ca. 22 Meter breit sein, als "Gasse" wird man sie nicht mehr wahrnehmen.
Zu DDR-Zeiten war der Kulturpalast nach Norden mit einer sehr breiten, freien Fläche des öffentlichen Raumes
umgeben, auf dem keine PKW's parken durften. Stufen führten zu einem erhöhten Plateau. Vgl. Foto
1969
Die Rosmaringasse existierte ab 1862 und auch Jahrzehnte vor 1840 nur von der Schlossstraße bis zur Schössergasse.
Stadtplan von Dresden, 1862-1870, Quelle: Sächs. Landes- und Uni-Bibliothek
Auf dem platzartigen aufgeweiteten Straßenraum der Frauenstraße (jetzt unterhalb des Kulturpalastes)
befanden sich im Mittelalter die Brotbänke (seit 1558). Siehe auch: Stadtwiki
Vor 1945 war auch die Rosmaringasse in das Geschäftsviertel der Altstadt mit einbezogen. Unter anderen hatte die niederländische Likörfabrik Bols hier eine Niederlassung mit großer Leuchtreklame zur Schlossstraße. Fotos vom Interieur
Postkarte mit Bols-Geschäft und -Lokal mit Leuchtreklame, © Privatbesitz
© Grafik: Artur Henne, 1932, Privatbesitz
Jubiläumskarte, Radierung, Ansicht des Bols-Geschäftes in der Schlossstraße 8
mit Blick durch die Rosmaringasse
Die Architekten des modernen Umbaus von 1928 waren Richard Kühn und Richard Schuhmann.
(Grundstück Schlossstraße 8, Ecke Rosmaringasse 2)
Im selben Haus befand sich an der Ecke Schlossstraße/ Rosmaringasse das Adelspalais Hotel de Bavière (siehe: Grafik 1932)
In diesem Haus hielt die 1771 gegründete "Große Sozietät" ihre aristokratischen Versammlungen ab (im 1. OG)
Der adlige Geselligkeitsverein vertrieb sich die Zeit mit
Lesen (Zeitungen), Essen und Spielen.
siehe: Der Schritt in die Moderne: sächsischer Adel zwischen 1763 und 1918, Hrsg. Silke Marburg, Josef Matzerath, Köln 2001
Vgl. Foto 1944 Schlosstraße Ostseite
Stadtgrundriss Dresden Altstadt
grün: bestehende Bebauung, grau: Grundstücksparzellen 19. Jh.
In der Mitte grün: Kulturpalast
Quelle: www.archaeologie.sachsen.de (pdf) 2008 / Hervorhebungen: TK
Foto 1955 vor dem Bau des Kulturpalastes auf die enttrümmerte Fläche östlich der Schlossstraße
Auf der Rosmaringasse sollen nach Beendigung der Baumaßnahmen am Kulturpalast
Straßenbäume gepflanzt werden. Sie entstehen südlich der neuen Wohn- und Hotelquartiere.
Quelle: Bebauungsplan 375 (März 2014)
Baumsorten können Säulentulpenbaum, Blasenesche oder Amberbaum sein.
Diese Bäume könnten im Sommer als geringer Lärmschutz wirken.
Planung Kulturpalast Nordseite - Anlieferung & Bühneneingang, Vergrößerung
Quelle: Stadt Dresden, gmp architekten
In der Mitte des Gebäudes wird sich wieder der Lastenaufzug befinden. Westlich davon der neue Eingang
für Künstler & Verwaltung. Ein zweiter Eingang wird östlich für die Verwaltung der Bibliothek eingerichtet.
2013 wurde die "Planung und Finanzierung der Herstellung der Freiflächen um den Kulturpalast" beschlossen.
In der Zielsetzung hieß es: "Sicherung der Andienungsmöglichkeiten der zukünftigen Nutzer des Kulturpalastes
in Verbindung mit der hochwertigen Gestaltung des öffentlichen Verkehrsraumes in der Rosmaringasse."
Der Kulturpalast steht unter Denkmalschutz.
Vorplanung Umfeld Kulturpalast öffentlich - Quelle: Stadt Dresden, Vergrößerung siehe Anlange 1
Es ist ein hochwertiger hellgrauer Granitplattenbelag geplant mit "geflammter Oberfläche".
Anfänglich geplante Kulturpalast Rückseite zur Rosmaringasse, Quelle: Stadt Dresden / gmp
mit Glasfächen
Die Nordfassade behält - entgegen ursprünglichen Planungen - ihr vorhandenes Betonfensterraster.
Für die Bühnen- und Veranstaltungstechnik ist die
"theater projekte daberto + kollegen planungsgesellschaft mbh" verantwortlich.
Infos:
www.dresden.de
Kulturpalast mit der Ecke Rosmaringasse und Schlossstraße, Foto: Mai 2014
Streitpunkt: Lärmschutz
Ein großer Lastenaufzug mit direktem Außenzugang (Hebebühne) wird alle drei Ebenen des Backstage-Bereiches verbinden.
Der Bühneneingang an der Nordseite ist als zentraler Eingang für Künstler und Personal vorgesehen.
Der ehemaliger Tiefhof wird überdeckelt. Foto: 2012
- Foto 2
Bei einigen Veranstaltungen im Kulturpalast werden an der Hebebühne bis zu vier 30-Tonnen-Lkw und Übertragungswagen
über einen längeren Zeitraum parken.
Die Fahrzeuge (unter anderem Trucks) fahren in der Galeriestraße ein und über die Schlossstraße
auf die Wilsdruffer Straße aus. Quelle: Exposé Werkstattverfahren
Galeriestraße mit Einmündung zur Rosmarinstraße, Foto: Dez. 2013 - Vergrößerung
2011 wurde von der Stadt Dresden der Bebauungsplan 375 aufgestellt (Modifikationen 2012).
Dort wird im Festsetzungsblatt (im Punkt 1.1. "Sonstige Sondergebiete" auf besondere Nutzungen hingewiesen:
Es seien Wohnungen zulässig
"mit nicht öffenbaren Fenstern/ Festverglasung und entsprechenden schallgedämmten Lüftungseinrichtungen ausgeführt" .
Details des Textes findet man in der ausführlicheren Anlage 2 "Begründungen". Punkt 5.1.1.
:
Gewerbelärm
Südlich des Quartiers VII befindet sich die Fläche zur Andienung des Kulturpalastes. Zur Untersuchung der Auswirkungen der Andienungsvorgänge auf die geplanten und teilweise schon vorhandenen umgebenden Quartiere wurde ein Schallgutachten * erstellt. Von den verschiedenen im Gutachten untersuchten Varianten wird für die Beurteilung der Auswirkungen auf das Quartier VII die Variante 2 als wahrscheinlichste herangezogen. Auch nach dem geplanten Umbau des Kulturpalastes werden sich demgegenüber keine veränderten Andienungsvorgänge und somit keine veränderten Werte im Schallgutachten ergeben. Nach den Ergebnissen des Schallgutachtens wird durch die Andienung des Kulturpalastes der Immissionsrichtwert von 45 dB(A) der TA Lärm für Kerngebiete nachts auf der gesamten Fassadenhöhe teilweise erheblich überschritten. Das hängt mit Be- und Entladevorgängen nach Veranstaltungsende, in der Regel zwischen 23.00 Uhr und 03.00 Uhr, zusammen. Die Überschreitungen insbesondere an den Südfassaden des Quartiers VII betragen dabei bis zu 25 dB(A). Sie sind überblicklich in Abbildung 1 dargestellt. An den nicht markierten Fassadenabschnitten bestehen hingegen keine erheblichen Überschreitungen. Der Tagwert der TA Lärm für Kerngebiete von 60 dB(A) wird jedoch an allen Fassaden eingehalten. Die beiden an der Galeriestraße eingeordneten Bushaltestellen haben keinen darüber hinaus gehenden Einfluss auf das Plangebiet.
In der TA Lärm sind keine passiven Lärmschutzmaßnahmen zur Bewältigung von gewerblichen Lärmbelastungen vorgesehen. Als Lösungsansätze kommen demnach nur die Reduzierung der Pegelwerte, eine Nutzungsbeschränkung der betroffenen Bebauung und das räumliche Abrücken empfindlicher Nutzungen in Frage. Dabei sind die Maßnahmen zur Lärmminderung am Kulturpalast selbst bereits ausgeschöpft und eine Vergrößerung des Abstandes kommt aus städtebaulichen Gründen der Rekonstruktion des historischen Raumbildes nicht in Frage. Daher werden Festsetzungen zur Nutzungsbeschränkung getroffen. (...)
* Ingenieurbüro für Lärmschutz Treiber (2007): Neumarkt Dresden, Rosmaringasse, Schallimmissionsprognose
(TA Lärm = Technische Anleitung zum Schutz von Lärm - Erklärung bei Wikipedia)
Quelle Bebauungsplan 375, Sonstige Sondergebiete
Schutzbedürftige Räume wie Wohnräume, Schlafzimmer oder Kinderzimmer sind zu den schallabgewandten Hoffassaden zu orientieren. Ausnahmsweise ist auch die Anordnung solcher schutzbedürftiger Räume zu den lärmbelasteten Fassaden zulässig, wenn der entsprechende Lärmschutz über die Fassadenausbildung und den Einbau nicht öffenbarer Fenster oder von Festverglasungen o.ä. realisiert wird. (...)
Dass sich der Lärmschall an den Bestandsbauten der Schlossstraße und des Quartier VIII nicht nennenswert auswirkt
darf durchaus bezweifelt werden.
Der Bebauungsplan Nr. 375, Dresden Altstadt I Nr. 38 für das Quartier VII unter der Nummernbezeichnung V1756/12 wurde als Vorlage/Antrag am 03.03.2014 zurückgezogen.
Quartier VII-2
Kimmerle Projekt-Grundrisse der Gewerberäume EG, 1. und 2. OG
www.kim-juedenhof-dresden.de/vermietbare-gewerbe-und-handelsflaechen.html Hier wird es zur Rosmaringasse vornehmlich Hotelzimmer geben. Es wurde ein Kompromiss erreicht mit zu öffnenden Fenstern (allerdings nur zu Reinigungszwecken).
Für die geplanten Wohnungen an der Ecke Galeriestraße/ Jüdenhof ab dem 02. Obergeschoss sind die Fenster mit vorgeschriebener Festverglasung in dieser hochpreisigen Ausstattung allerdings ein Problem. Ebenso beim Leitbau Triersches Haus an der Schössergasse, wo zwar keine Wohnungen geplant sind, aber die Prinzipien des Leitbaus eingehalten werden sollten.
Quartier VII-2 am 01. April 2015, Foto Webcam: http://panorama.dresden.de/
Anlieferschleuse
DNN 6./7.12.2014:
"Die für den Umbau zuständigen Architekten haben geprüft, ob die Anlieferschleuse des Kulturpalastes an der Gebäuderückfront umhaust werden kann. Technisch ist das machbar, die Kosten würden rund 1,5 Millionen Euro betragen. Kein Problem bei einem 82-Millionen-Umbau. Aber: Das Häuschen würde mehrere Büros im Erdgeschoss das Tageslicht nehmen. Folge: Das Raumkonzept müsste überarbeitet werden. Die Verwaltung der Herkuleskeule bräuchte neue Räume. Der Umbau des Kulturpalastes würde sich um bis zu ein Jahr verzögern.
Eine Katastrophe, bei der wegen Interimsquartiere für die Philharmonie hohe Kosten anfallen würden. Eine Katastrophe mit wenig Effekt - größte Lärmquelle sind laut Gutachten die An- und Abfahrten der Lkws. Die überschreiten den zulässigen Wert von 45 Dezibel um bis zu 20 Dezibel. Ein Häuschen würde wenig Abhilfe schaffen.
Es muss eine andere Lösung her, um Kulturpalast und Neumarktquartiere unter einen Hut zu bekommen."
Fazit
Vielleicht sollte man doch noch einmal über eine Anlieferschleuse nachdenken. Laut diesem Grundrissplan liegen im Erdgeschoss-
an der stärksten Lärmquelle der Hebebühne (also genau in der Mitte des Kulturpalastes) - keine Räume für die Herkuleskeule, sondern lediglich Orchestergarderoben und Pförtnerloge. Im darüber liegenden Zwischengeschoss sollen sich rechts u. links der Hebebühe Proberäume für den Dirigenten und für Solisten mit jeweils einem Flügel befinden. Laut Planung soll die Nordfassade (S.3) wieder die charakteristischen Granitplatten erhalten. Im Zwischengeschoss sind lediglich sehr schmale Fenster geplant.
Höchstwahrscheinlich käme zudem nicht ein geschlossener Kasten als Lärmschutz-Einhausung in Betracht. Tageslichtbänder oder sogar eine total verglaste Dachfläche sind denkbar, die bei der Anlieferung auch als Regenschutz dient.
Da an dieser Stelle der Anlieferung die Immissionswerte am meisten überschritten werden, sollte gerade hier Abhilfe geschaffen werden. Das Problem könnte mit einer Anlieferschleuse durchaus behoben werden.
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