Salomonisapotheke
 

 

Die Nachbildung des viergeschossigen Barockhauses Salomonisapotheke.
(im Foto: Probestück der neuen Fassade, April 2005)

Das Barockhaus war bereits 1760 von preußischen Bomben teilzerstört worden und noch im selben Jahr vereinfacht wieder aufgebaut.
Sieben Jahre zuvor 1753 hatte begonnen, einige Etagen als Apotheke bzw. dazugehörige Räume zu nutzen. Zur Ausschmückung kam eine Salomonisfigur mit Löwen an der Ecke zur Landhausstraße hinzu. Teile dieser Sandsteinfigur sind im Trümmerschutt von 1945 geborgen worden und stehen zur Integration in den Neubau bereit (siehe Bild: fünf geborgene Teile der ca. 1,50 Meter hohen Salomonisfigur).

Möglicherweise gab der damalige Besitzer des Hauses eine künstlerische Plastik in Auftrag, die den jüdischen König Salomon darstellt, um dessen legendäre staatsmännische Klugheit und Weisheit ein Stück als repräsentatives Eye-catcher auf das Haus zu übertragen. Salomo(n) (hebr. Schlomo, der Friedensreiche) regierte um 965 - 926 vor Christus. Er war der Sohn Davids und dessen Geliebter Bathseba, ein prachtliebender absolutistischer, aber auch weiser König Israels, Erbauer auch von Tempel für 'fremde' (nichtjüdische) Götter, u.a. des Jahvetempels. Salomon öffnete das Reich gegenüber nichtjüdischen Kulturen und Religionen, was ihm bei anderen Völkern ein großes Ansehen verschaffte.

Hintergründe zum biblischen Bericht zu Salomon bei http://de.wikipedia.org/wiki/Salomo



Vom 1.Juli 1842 bis Ende März 1843 rührte in der Salomonisapotheke der junge Apothekergeselle Theodor Fontane bei Gustav Adolf Struve in der "Struveschen- Apotheke" gesundheitsfördernde Drogen an. Dessen Wirken in Dresden und in der Apotheke am Neumarkt hat Fontane später literarisch festgehalten. Dieser Bericht ist ein wunderbarer farbiger Kolorit für den Wiederaufbau dieses Barockhauses:
"Der Eingangstür gegenüber, im Hintergrunde der Apotheke, befand sich ein sogenannter Rezeptiertisch, auf den sich - zumal in Sommerzeiten, wenn alles weit aufstand - der Blick aller Vorübergehenden ganz unwillkürlich richtete ..." Der gesamte Text siehe: Siebentes Kapitel "Wie das so geht. Rekonvaleszenz und vergnügte Tage. Dreivierteljahr in Dresden (bei Struve)." in
http://gutenberg.spiegel.de/fontane (Bild rechts: der 24-jährige Fontane 1843)

Zeichnung der Vorderfassade vom Nachbau Salomonisapotheke am Neumarkt, 2004
Bildquelle:
Präsentationsmappe Baywobau (Ingenieurgemeinschaft Böhme und Schönfeld)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erfindung des weltweit ersten künstlich hergestellten Mineralwasser's in der Salomonisapotheke am Dresdner Neumarkt

Doch der eigentliche Verkaufshit des Apothekenbesitzers Struve's war sein künstliches Mineralwasser als seinerzeit absoluter Gesundheitsknaller und bald Marktführer in Sachsen bzw. ganz Deutschland. Der Erfinder dieses ersten weltweit künstlich erzeugten Mineralwassers war sein Vater Friedrich Adolf Struve. Der hatte 1820 just in diesem Gebäude der Salomonisapotheke in zahlreichen Experimenten natürliches klares Wasser mit einer bestimmten Menge Mineralien versetzt, daß sie dem natürlichen Mineralquellwasser täuschend nahe kam und eine ebensolche bekömmliche Wirkung entfaltete.
Eine sensationelle Entdeckung, die im gesundheitsbewußten Dresden jener Zeit schnell rasche Nachfrage erfuhr.

Sein Sohn - Gustav Adolf Struve - stellte das wohltuende Wasser aufgrund der starken Nachfrage auf einem freien Grundstück in der südlich gelegenen Seevorstadt her. Später 1852 - aufgrund des Riesengewinns, den die Mineralwasserproduktion abwarf, ließ er an der brandneu angelegten Prager Straße von Nicolai eine der wohlproportioniertesten Dresdner Villen bauen (1945 zerstört), nach Volker Helas "wichtigster Villenbau des 19. Jh. nach Sempers Villa Rosa". Sein weiträumiger Gesundheitsgarten erfreute noch bis zur Gründerzeit als offener Kurgarten die nachrevolutionäre biedermeierliche Dresdner Öffentlichkeit- samt Schlängelwegen und eben jenem Superverkaufshit, dem alkoholfreien und gesundheitsfördernden Erfrischungsgetränk Mineralwasser. Auch viele Europäer kamen. In einem englischsprachigen Dresden-Stadtplan wird die Kuranstalt "Water Manufactory" bezeichnet. In der Sommersaison sollen gewöhnlich zwischen 500 und 600 Kurgäste die Anlage mit "Dampfbädern und Douchen" frequentiert haben. Lageskizze - siehe auch: Planausschnitt Prager Straße mit Struve's Trinkwasseranstalt 1863 (Die Überbauung des Parks ist bereits eingezeichnet). Eigentlicher Erfinder des künstlichen Mineralwassers war:

Friedrich Adolf Struve (1781 - 1840)
Friedrich Adolf Struve (1781 - 1840)Struve Senior kam aus Neustadt/ Sachsen. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Meißen studierte der talentierte Sachse in Leipzig und Halle Medizin. 1803 ließ er sich als Arzt und Apotheker in Stolpen nieder. Zwei Jahre später gelangte Struve durch Einheirat in den Besitz der Dresdner Salomonis-Apotheke am Neumarkt.
Hier begann er, angeregt durch eine eigene Vergiftungserkrankung, die er sich bei Versuchen mit Blausäure zugezogen hatte, mit der Herstellung von künstlichem Mineralwasser zu beschäftigen. Die zündende Initialidee kam ihm dazu während seiner Heilkuren im böhmischen Karlsbad und Marienbad.
Das Ziel seiner neugierigen Forschung: eine wissenschaftlich exakte Nachbildung von natürlichem mineralhaltigen Wasser mit exakter Ermittlung der Quellenbestandteile (u.a. Magnesium, Natrium, Kalium, Calcium, Zink, Jodid und Fluorid). Sogar der Geruch und Geschmack des jeweiligen Wassers sollte nachgeahmt werden. Eine geniale Geschäftsidee!

Theodor Fontane schrieb später in seinem Buch „Von Zwanzig bis Dreißig“ über Friedrich Adolf Struve: „Struve gilt als die absolute Nummer eins in Deutschland, ich möchte fast sagen in der ganzen Welt.....“.
Für seine unermüdliche Arbeit auf dem Gebiet der heiltätigen Trinkanstalten, wie z.B. dem Aufbau seiner "Königlich Sächsischen concessionierten Mineralwasseranstalt" 1820 erhielt Struve Senior vom sächsischen König den Verdienstorden. Sogar eine Straße wurde nach ihm benannt. Der sächsische Staat wußte beweglichen Unternehmergeist und Innovationen zu würdigen.

Seine Idee machte schon bald in ganz Europa Schule. Unter Struves Einfluss entstanden in Leipzig, Warschau, Brighton, Königsberg (heute Kaliningrad), Kiew , Moskau und vielen anderen Städten Europas Mineralwasseranstalten, die von seinen Schülern geleitet wurden. Auch Kureinrichtungen fanden "wohlgelungene Nachahmungen" mit dem Theresienbrunnen, Mühlbrunnen, Emser, Achener, Selterser oder Geilnauer Mineralwässer uvm.
Eine große sächsische Erfolgsstory aus der Mitte des 19. Jahrhundert, die eben auch mit dem Wiederaufbau des Quartier IV am Neumarkt 2005 in Zusammenhang steht. Denn hier begann 1820 die erste Produktion des weltweit erstmalig gelungenen künstlichen Mineralwassers.

Literatur: Richter,Hermann Eberhard, Zur Jubelfeier der Struve'schen Mineralwasser-Anstalten. Dem Andenken von Friedrich Adolf Struve gewidmet. Dresden 1871


Struve beschäftige sich als großer Tüftler, laut Wilhelm Kügelgen, auch
"mit Versuchen einer Zuckerbereitung aus Kartoffeln, um den immer teurer werdenden Rohrzucker zu ersetzen." aus: Jugenderinnerungen eines alten Mannes.
Was für ein Komet an wissenschaftlicher Kreativität und spielerischer Experimentierfreude!




Neben der Nachbildung der Salomonisapotheke, hinter der sich - wie im gesamten Quartier IV - Hotelzimmer befinden werden, ist auch die Neuanlage der Moritzstraße von hohem historischen Wert.



Eine Straße kehrt ins Dresdner Stadtbild zurück: die Moritzstraße.

Seit 1557 als Naugasse bekannt. Ab 1560 zu Ehren des 1553 im Feldlager nach der Schlacht bei Sievershausen verstorbenen Kurfürst Moritz benannt als Moritzgasse. (siehe auch: Moritzmonument an der Jungfernbastei, Sgraffitos im großen Innenhof des Residenzschlosses). Seit 1945 war diese Straße im Dresdner Stadtkern nicht mehr präsent und mit Grünanlagen bzw. einem Kinderspielplatz überbaut.
Hier auf diesem Foto: Blick in die Moritzstraße, rechts vom Hôtel de Saxe.
In diesen Gebäude wird die Steigenberger Hotelkette im April 2006 ein neues Vier Sterne-Plus-Hotel eröffnen.

 

Text: Th. Kantschew (28.04.05)