In den beiden Bildern
die Situation vor Beginn der archäologischen Grabungen (vor 2006):
(rechtes Foto:) Grabmal des unbekannten Soldaten im verbliebenen Mittelteil
des 1944 von der deutschen Wehrmacht zerstörten Sächsischen Palais.
Im linken Foto sieht man auch den verbliebenen Park des Sächsischen
Palais. Im Hintergrund: Hochhaus des Kulturpalastes.
Geplanter Wiederaufbau vom Sächsischen Palais und dem Brühlschen
Palais.
In den 1930ern war das Sächsische Palais (und die Kollonaden des
Mittelteils) "home to the military General Staff, and Brühl Palace
housed the Ministry of Foreign Affairs"
(Foto und Bildunterschrift: http://www.um.warszawa.pl/wydarzenia/wp2020/3_04_en.php)
Bauschild für
das Brühl'sche Palais
Auch der Garten des
Sächsischen Palais' soll z.T. in französischen Formen rekonstruiert
werden.
Hintergründe
http://www.e-warsaw.pl/inwestycje/rewitalizacja.htm
http://www.um.warszawa.pl/wydarzenia/wp2020/3_04_en.php
Foto: 25.11.06 -
Bildquelle und mehr Fotos von den kompletten Ausgrabungen bzw. dem Modell:
www.flickr.com/photos/lemarcin/sets/72157594390937299/
Baunetz-Meldung
vom 21.12.04
Lückenfüller
Sächsisches Palais in Warschau wird wieder aufgebaut
Für den Wiederaufbau des Sächsischen Palais’ auf dem Pilsudski-Platz
in Warschau hat das Innenministerium am 21. Dezember 2004 grünes Licht
gegeben. Mit der Rekonstruktion des Barockschlosses von August dem Starken
soll eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen
werden. In den Diskussionen um den Wiederaufbau der Schlösser in Berlin,
Potsdam oder Braunschweig wird die Rekonstruktion Warschaus oft als
mustergültiges Beispiel herangezogen. Der Wiederaufbau der Hauptstadt
war für Polen von nationaler Bedeutung und der Aufwand, der hierfür
betrieben wurde, war immens. Die Rekonstruktion der durch die deutsche
Wehrmacht fast vollständig zerstörten Stadt war mit dem Wiederaufbau
des Königsschlosses in den 80er Jahren abgeschlossen. Zwar sind die
einzelnen Gebäude trotz teilweise originalgetreuer Rekonstruktion nicht
mehr authentisch, aber die Ensembleleistungen sind wiederhergestellt
und geben ein „Bild“ der früheren Stadt. Nun soll in Warschau das Sächsische
Palais aufgebaut werden, von dem ein Fragment aus drei Arkadenbögen
als Denkmal für den Unbekannten Soldaten dient.
Der Dresdner Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann hatte zusammen mit
Joachim Daniel Jauch das Palais entworfen (1724), das Teil der „sächsischen
Achse“ war. Zusammen mit dem Sächsischen Park und dem Opernhaus hatte
der Sachsenkönig auch hier eine Art Leistungsschau der Künste initiiert.
Allerdings ist um die Rekonstruktion ein Streit entstanden, da die Stadt
den Zustand vor der Zerstörung wiederherstellen möchte.
Zu dieser Zeit stand anstelle eines abgetragenen Seitenflügels die russisch-orthodoxe
Alexander-Newski-Kathedrale. Diese soll zwar nicht wiederaufgebaut werden,
doch sollen in dem Südflügel Luxusapartments entstehen. Eine Gruppe
von Professoren hat gegen diese Pläne protestiert und eine Rekonstruktion
der ursprünglichen Planung von van Gameren gefordert. Mit der Entscheidung
des Innenministeriums wurde diesen Einwänden jedoch nicht stattgegeben.
Ende Februar 2005 sollen die Bauaufträge ausgeschrieben werden.
So sah das Sächsisches
Palais in Warschau ursprünglich aus. Hofansicht 1740, Stich
"Eine wichtige Rolle in den polnischen Bauangelegenheiten spielte
Carl Friedrich Pöppelmann, der zweite Sohn Matthäus
Daniel Pöppelmanns, dem Erbauer des Dresden Zwingers. C.F. Pöppelmann
begann seine Laufbahn 1714 als Kondukteur im Dresdner Bauamt und parallel
dazu 1715 als Leutnant im Ingenierukorps. 1724 wurde der junge Pöppelmann
zur Begleitung des Königs nach Warschau befohlen. CF. Pöppelmann
bestimmte zunehmend die stilistische Entwicklung der sächsischen
Architektur in Polen. (..)
Matthäus Daniel Pöppelmann war 1713 und 1715 nachweislich
und um 1720 wahrscheinlich in Warschau, wobei dieser letzte Aufenthalt
mit der Erweiterung und Ausgestaltung des Sächsischen Gartens sowie
der Anlage der Sächsischen Achse in Zusammenhang stehen dürfte.
Eine beständige künstlerische Verbindung mit Dresden war allein
durch die Person des Königs gegeben.
Die Situation änderte sich, nachdem Carl Friedrich Pöppelmann
nach Warschau gekommen war. Obwohl gleichfalls Ingenieuroffizier, war
er doch auch Kondukteur im Dresdner Oberbauamt. In der Auseinandersetzung
mit der sehr rationellen Gestaltungsweise des 1722 zum Oberlandbaumeister
ernannten Franzosen Zacharias Longuelune hatte der junge Pöppelmann
offenbar gemeinsam mit dem nur wenig älteren Johann Christoph Knöffel
gegen Mitte der Zwanziger Jahre zu der auf Longuelunes Lisengliederung
aufbauenden Formensprache gefunden, die sich nachgehend in der sächsischen
Barockarchitektur durchsetzen sollte. Pöppelmanns Verbindungen
mit der Dresdner Entwicklung rissen nicht ab, zumal er die Korrespondenz
mit dem Grafen Wackerbarth, dem Chef des sächsischen Bauwesens
, in den Bauangelegenheiten August des Starken zu führen hatte.
Durch C.F. Pöppelmann wurde ein enger Kontakt zur Dresdner Architektur
herbeigeführt, wie sich insbesondere an den Planungen für
das Sächsische Palais und den Umbau des Schlosses Ujasdów
ablesen läßt.
Da das Königl. Schloß in Warschau Eigentum der polnischen
Adelsrepublik und dem jeweiligen König nur zur Nutzung überlassen
war, hatte August der Starke 1713, um über einen eigenen Besitz
zu verfügen, das 1661-67 von Tylman van Gameren erbaute Morsztynsche
Palais erworben. Erste Entwürfe für eine Erweiterung des nunmehr
Sächsischen Palaiss und die Anlage des Gartens fertigte bis 1715
Johann Christoph Naumann, wovon jedoch nur der Garten in Angriff genommen
und nach einer - vielleicht von Matthäus Daniel Pöppelmann-
überarbeiteten Planung kontinuierlich ausgeführt wurde. Dieser
auch der Öffentlichkeit zugängliche Sächsische Garten
wurde das Kernstück der Sächsischen Achse. Nach den Feierlichkeiten
anläßlich der kurprinzlichen Hochzeit 1719 in Dresden setzten
in den zwanziger Jahren wieder umfangreiche planerische Aktivitäten
ein, die beim Sächsischen Palais in Projekten für einen Neubau
an der Westseite des Gartens gipfelten. Dabei trat seit 1717/ 28 Carl
Friedrich Pöppelmann in den Vordergrund. Seine Entwürfe reflektierten
die gestalterischen Themen und Motive, mit denen sich die Dresdner Planungen
beschäftigten. Eines der Projekte entstand, entsprechend dem gleichzeitigen
Vorgehen am Japanischen Palais in Dresden, in gemeinschaftlicher Arbeit
von Pöppelmann, Jauch und Deybel. Zu Lebzeiten August des Starken
blieb es jedoch bei Entwürfen, es wurden lediglich geringfügige
Um-und Anbauten an dem bestehenden Palais vorgenommen.
August III. ließ
1734 noch einmal eine großzügige Erneuerung des Sächsischen
Palais in Warschau planen, begnügte sich dann aber damit, das alte
Palais nach und nach zu erweitern. Sowohl Jauch wie Pöppelmann
waren daran beteiligt. Pöppelmann war es auch, der in demselben
Zeitraum 1735- 45 dem Vorhof des Palais die bauliche Fassung gab und
dadurch die Sächsische Achse direkt an die Krakauer Vorstadt anschloss.
Das ausgedehnte, aber unsystematisch gewachsene Sächsische Palais
erfuhr 1838 - 42 einen klassizistischen Umbau, der alte Name blieb jedoch
bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahrt."
aus: Walter May: Das sächsische Bauwesen unter August II. und August
III. in Polen, in: Dresdner Hefte 50 (Polen und Sachsen. Zwischen Nähe
und Distanz) 2/1997, hrsg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V.
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