Kulturpalast - Diskussion am 15.03.2004
 
Montag, den 15.03.04, 19.00 Uhr im Studiotheater des Kulturpalastes


Podium:
Wolfgang Häntsch (Architekt)
Gunter Just (ehem. Beigeordneter Stadtentwicklung)
Hr. Zumpe (Architekt und Moderator)
Hr. Naumann (Philharmonie)
Dieter Schölzel (Architekt, erarbeitete das Konzept zum Umbau des Kulturpalastes in einen Konzertsaal)


Rückblick:
Vor genau 10 Jahren!! nämlich 1994 verabschiedete der Stadtrat mit großer Mehrheit (auch der Opposition), unter Einbeziehung der Architektenkammer und der Denkmalpflege, das Umbauungskonzept für den Kulturpalast mit dem Ziel, einen Konzertsaal von internationalem Rang für Dresden zu schaffen. Dieses Ziel wurde erst 1999 erneut bestätigt. Wohlgemerkt die jetzt von der Sachsenbau vorgeschlagene Planungsvariante ging auf dieses einstimmige Konzept, insbesondere was die südliche Umbauung betrifft, zurück. Es ist also absurd dem Investor jetzt die Schuld dafür in die Schuhe schieben zu wollen.

Cirka 300 Zuhörer folgten am Montag der Einladung. Leider trug die Veranstaltung nicht zur Versachlichung des Themas bei. Die Organisatoren hielten es wohl nicht für erforderlich den sich um dieses Baufeld bemühenden jetzigen Investor (Sachsenbau Chemnitz) zu diesem Diskussionsforum einzuladen. Man blieb lieber unter sich. Damit ist wieder eine Chance vertan, um eine Annäherung zwischen den beiden verhärteten Positionen zu erreichen. Aber war und ist das von den Organisatoren überhaupt noch erwünscht? Der fast einstimmige Tenor des Abends, lieber gar keine Investition als den Kollhoff-Entwurf. Das von Wolfgang Häntsch vorgestellte Konzept fand in der von PDS-Anhängern dominierten Veranstaltung mehrheitlich Zustimmung.

Eine Art Nostalgiewelle erfasste die anwesenden Zuhörer, als ein Vertreter der PDS seine Chance erkannte und das Diskussionsforum in einer Art Vorwahlkampfrede missbrauchte, um mit der CDU und ihrem anwesenden Vertreter abzurechnen. Dabei wäre es doch besser für dieses Thema gewesen parteipolitische Ambitionen draußen zu lassen.

Es bleibt zu wünschen das man wieder auf eine sachliche Arbeitsebene zurückfindet. Die Sachsenbau Chemnitz hat angekündigt ihre Entwürfe bis Mai zu überarbeiten. Dann sollten diese einen tragfähigen Kompromiss enthalten.

Wir bieten beiden Parteien an, ihre Vorschläge in unserem Pavillon am Neumarkt (Galeriestraße) und in diesem Forum der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Kommen Sie und urteilen Sie selbst!

Torsten Kulke






Stimmen aus den Redebeiträgen:


Wolfgang Häntsch


Überarbeitung seiner 2. Variante

Der neueste Entwurf sieht vor den Kulturpalast in seiner jetzigen Kubatur zu belassen und nur im Norden des Kulturpalastes eine Neubebauung vorzunehmen. Der Eingangsbereich zum Kulturpalast soll mit einem vorgezogenen Dach überdacht werden, welches links und rechts auf Säulen ruht. Damit soll ein "erweitertes Foyer" entstehen. Der in dem 2. Entwurf noch vorgesehene vorgeschobene Riegel auf der Westseite soll zugunsten eines kleineren Platzes mit Wasserspielen entfallen und zurückgesetzt werden. An der Rückseite ist eine Passage vorgesehen.

Das Konzept sieht weiterhin vor, das der bisherige Mehrfunktionssaal erhalten bleibt und akustische Verbesserungen vorgenommen werden. Besonders im Bühnenbereich soll eine absenkbare oder verschiebbare Rückwand die Akustik deutlich verbessern (Dieter Schölzel).

Leider ist in diesem Entwurf nicht die städtebauliche Situation berücksichtigt. Wie soll der Kulturpalast mit der kleinteiligen Bebauung Neumarkt verbunden werden? Auch sind die Anlieferungen für den Kulturpalast noch unklar. Mit dem Erhalt des Ostflügels ist ein toter Stadtraum, durch den Erhalt der nordöstlichen Ecke des Kulturpalastes (Galeriestraße), vorprogrammiert (siehe Beitrag der Gewerbetreibenden auf der kleinen Brüdergasse).



Gunter Just

Er stellte den Gesamtumfang der Arbeiten und die eventuelle Finanzierung vor:

Die Gesamtkosten für die vorgeschlagene Variante betragen 30 Mio. Euro. Darin enthalten sind die Erneuerung der Fassade, Erneuerung der gesamten Installationstechnik (Heizung, Sanitär, Elektro), das vorgezogene Dach auf der Südseite (Altmarkt) und die akustische Verbesserungen im Innenraum. 

Finanzierung

Von den 30 Mio. Euro erhofft man sich 24 Mio. Euro durch eine erneute Ausschreibung und den Verkauf der nördlichen Quartiere hinter dem Kulturpalast. Die fehlenden 6 Mio. Euro sollen von der Stadt in 3 Jahresscheiben von a´ 2 Mio. Euro aufgebracht werden.

Herr Gunter Just fordert die Stadt auf eine Änderung des Bebauungsplanes vorzunehmen, damit der Kulturpalast nicht mehr von der Südseite umbaut werden darf. Des weiteren fordert er eine erneute Ausschreibung der Flächen westlich und nördlich des Kulturpalastes und einen Architekturwettbewerb.




Anmerk.: Es ist kaum vorstellbar das sich ein Investor bereiterklärt die Grundstücke zu kaufen, solange noch nicht abschließend geklärt ist, wie der Kulturpalast auch von der Rück-und Westseite aussehen soll und wie die Andienung des Kulturpalastes erfolgen wird. Auch ist zu klären, ob die Sachsenbau in so einem Fall dann Ansprüche auf Schadensersatz hat.


Hr. Naumann/Philharmonie Dresden

Legte noch einmal dar, warum die Dresdner Philharmonie um im internationalen und nationalen Wettbewerb bestehen zu können, unbedingt eine andere Spielstätte benötigt.
Er benannte noch einmal die 3 Varianten die da sind:

Variante 1: Umbau und Umbauung Kulturpalast nach dem Entwurf der Sachsenbau
Diese Variante wird in der Zwischenzeit von der Philharmonie abgelehnt.

Variante 2: Sanierung und Erhaltung des vorhandenen Kulturpalastes
Herr Naumann hält dies für eine Zwischenlösung und fordert daher nunmehr seinerseits als einzige Lösung einen Neubau an anderer Stelle. Für die Zwischenlösung appelliert er an eine enge Zusammenarbeit zwischen Philharmonie und Architekten.

Variante 3:
Umbau des vorhandenen Kulturpalastes zum Konzerthaus Dresden
Das ist auf Grund der sich divergierenden Nutzungen zwischen "Philharmonie" und "Leichter Muse" nicht umsetzbar. Damit würden ca. 1000 Sitzplätze verloren gehen.

Zwischenzeitlich hat die Philharmonie 80.000,- Euro durch ihren Förderverein durch Klein-spenden gesammelt. Herr Naumann kann sich größere Spenderbeträge vorstellen, wenn der Stadtrat einen Beschluss zu einem Neubau fällt.



Hermann Henke (Stadtrat)

Es wird keinen städtischen Neubau für die Philharmonie geben. Die Nutzungszeiten des Kulturpalastes durch die Philharmonie betragen ca. 100 Tage und für die "leichte Muse" 150 Tage im Jahr.

Anmerk.: Ist ein 100 Tage genutzter Neubau durch die Philharmonie oder ein nur 150 Tage im Jahr genutzter Kulturpalast überhaupt finanziell tragbar?


Eberhard Pfau (Architekt)

Er sprach von einem sogenannten Ankermieter den die Sachsenbau benötigt und dieser soll mittels des Hotelkomplexes gefunden werden. Er forderte die Stadt auf sich endlich zu entscheiden. Sie soll den Bebauungsplan ändern, damit kein neuer Hotelkomplex vor den Kulturpalast gebaut werden kann, denn das würde einem Abriss des Kulturpalastes gleichkommen.