Kulturpalastumbau - W. Hänsch


Vorschlag vom ehemaligen Kulturpalast-Architekt Wolfgang Hänsch
zum Umbau des "geistig- kulturellen Zentrums der Stadt und des Bezirkes Dresden"


Häntzsch-Vorschlag vom 01.11.2003 zur Umbauung des Kulturpalast
Häntzsch-Vorschlag vom 01.11.2003 zur Umbauung des Kulturpalast

Gegenentwurf zu Sachsenbau-Plänen:
Nach dem Vorschlag des Dresdner Architekten Wolfgang Hänsch, einem der ursprünglichen Erbauer des Architektenkollektivs 1969, würde über den Vorplatz des Kulturpalastes ein großes von Säulen getragenes Dach gezogen. Damit entstünde ein neuer Stadtraum. Die gläserne Front bliebe zum Altmarkt hin offen. Um den Palast sind an drei Seiten Neubauten vorgesehen, vom alten Teil durch schmale Gassen getrennt. An der östlichen und der westlichen Seite würden Teile des Kulturpalastes abgetrennt, so dass nur noch der (neue) Saalkörper und das charakteristische gefaltete Kupferdach erhalten bliebe.
In Hänsch's modifizierten Entwurf gegenüber dem vor 2 Jahren fällt auf, daß ein neuer Baukörper an der Schloßstraße bis zur alten Höhe des ehemaligen Altmarktes vor 1945 herangezogen und mit einem Arkadengang versehen wird, der mit der Westseite des jetzigen Altmarktes korrespondiert und sich an Kollhoffs Entwurf anlehnt.
Das Symphatische am neuen Entwurf ist, daß die gewaltige Wucht des breiten Kulturpalast quasi "verschlankt" und gemildert würde, gleichzeitig jedoch dem Wunsch nach einem Heranziehen bis zum Altmarkt ein Stück weit entsprochen wird. Trotzdem erhielte man eine Art Rumpf-Kulturpalast als Kerngehäuse, insbesondere die offene Glasfassade zum Altmarkt hin.
Ein neuer, differenzierter Stadtplatz würde die monumentale, ehemalige Aufmarsch-Achse der Ernst-Thälmannstraße auflockern. Allerdings würde die entstehende riesige Beton-Dachfläche von allen Dresdner Türmen einen zwiespältigen Eindruck von kalter ungegliederter Masse in der angestrebten Kleinteiligkeit der künftigen Altstadt bewirken - megamonströs! Zudem wäre das letzte charakteristische Merkmal des sozialistischen Kulturpalastes, seine markante gefaltete Kupferkuppel vom Altmarkt durch das vorgezogene Dach nicht mehr erkennbar.

Wolfgang Hänsch (geb. 1929) leitete u.a. den Wiederaufbau der Semperoper 1985, entwarf 1959 die neue Borsbergstraße in Dresden- Striesen und 1961 das "Haus der Presse" (jetzt Verlagshaus der Sächsischen Zeitung) an der Ostraallee, welches im Herbst. 03 frisch saniert wurde. (siehe: "Maßgeschneidertes Buchstabenkleid" SZ vom 12.12.03) - "45 Jahre Bauen für Dresden"

Siehe auch: www.kulturpalast-erhalten.de

zum Vergleich: moderne Interpretationen von Säulen


Bundeskanzleramt Berlin von Axel Schultes (1995- 2001)

Aufnahme: T. Kantschew (Okt. 2003)

   
Stefan Braunfels
Stefan Braunfels - Parlamentsneubau (Paul Löbe Haus) für Bundestagsabgeordnete am Berliner Reichstag - Fertigstellung 2001
Ähnliche Architektursprache: monumentales vorgezogenes Dach und schlanke Betonsäulen. Kühler Pathos und strenge Ernsthaftigkeit werden inszeniert, um dem Bundestag Würde zu verleihen. Glas soll die übliche "Transparenz" und einsehbare Demokratie veranschaulichen.
Der Architekt Braunfels mit Büros in München und Berlin war ab 1991 Berater der Landeshauptstadt Dresden: Mitglied des Arbeitskreises für das Leitbild der Innenstadt, Auftrag für die stadträumliche und stadtgestalterische Konzeption des Leitbildes

Aufnahme: T. Kantschew (Dez. 2003)
   


oder Pinakothek der Moderne in München




Leibnitz-Kollonaden in Berlin-Charlottenburg 2001
Architekt: Hans Kollhoff / Timmermann



zum Vergleich: Dresdner Nachkriegsplanung für den Neuen Altmarkt


Das Kulturhochhaus von Herbert Schneider im ekklektizistischen Zitatenstil - 1953.
Die Wohngebäude am Platz haben ringsherum Arkadengänge - ein klassisch-traditionelles Architekturelement, wie es oft noch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit verwendet wurde.
Der öffentliche Raum des Altmarktplatzes war nicht für parkende Autos vorgesehen sondern zur menschlichen Begegnung.


Geplant wurde nicht ein Einzelgebäude, sondern ein Gesamtensemble - quasi das "Altmarktforum" mit einer korrespondierenden Architektursprache.
Kernstück des Neuen sozialistischen Stadtraums sollte darin das zentrale Kulturhaus mit einer eindeutig herausgehobenen vertikalen Dominante sein.
Diese 3. Fassung von 1956 erinnert an Verwaltungsgebäude vor dem 1. Weltkrieg, wie z.B. das Schöneberger Rathaus in Berlin oder das Neue Stadthaus in Berlin.
Es ist deutlich von historisierenden Zitaten reduziert worden, besitzt jedoch immer noch den alle Dresdner Türme überragenden Mittelturm als machtvolles Zeichen der neuen sozialistischen Zeit.


"Haus der Kultur" mit Ernst Thälmannstraße und wiederaufgebauter Frauenkirche 1956. Das Wohnhaus östlich davon besitzt immer noch Rundbogen-Arkaden.



Plan zur Neugestaltung des Altmarktes
Umgearbeitete Fassung der Altmarktplanung mit einer immer noch deutlich sichtbaren Höhendominante in Form eines schlanken Turmes (erinnernd an den Campanile in Venedig) und einem freistehenden Kulturgebäude in entschieden moderneren Formen als die erste Planung. Auch dieser Entwurf fand in der SED-Parteiführung keine Mehrheiten.
Die Häuser aber rechts neben dem Kulturhaus wurden dann doch in dieser Form gebaut- unter Aufgabe der Rundbögen.



"Haus der sozialistischen Kultur" 1962
Mit der Abkehr der Architektursprache von der "Nationalen Tradition" und der Öffnung zum internationalen Stil der abstrakten Moderne gelangte das neue Baumaterial Glas im großen Stil zum Einsatz. Ein letztes traditionelles Element kommt in Form eine neuen Kuppel zum Einsatz.


siehe auch: Dieter Schölzel Kulturpalast Dresden
Baugeschichte und Umbauvorschläge zur Dresdner Philharmonie
Überarbeitetes Manuskript zum
Vortrag am 29.10.2003 in der Sächsischen Akademie der Künste
http://www.kulturpalast-dresden-erhalten.de/content_de/DieterSchoelzel.html