DNN vom 04.09.2007

„Stadt spielt mit falschen Karten“

Morgen soll der Bauausschuss über ein begehbares Raumgerüst mit textiler Bekleidung am Standort des geplanten Gewandhaus-Neubaus entscheiden (DNN berichteten). Doch dazu wird es nicht kommen. Denn Stadtrat Christoph Hille (Bürgerfraktion) will das Thema am 20. September im Stadtrat behandelt wissen. Hilles Vorwurf: „Die Stadt spielt mit falschen Karten.“
Das temporäre Raumgerüst soll zeigen, wie der Entwurf der Stuttgarter Architekten Cheret & Bozic wirkt. Doch die Verwaltung schreibt in der Vorlage (Poststempel 22. August 2007) von 3,5 Millionen Euro Grundstückserlös bei Bebauung. Und fügt hinzu: Wird nicht bebaut, verliert die Stadt nicht nur 3,5 Millionen Euro, sondern muss auch noch rund 460 000 Euro für archäologische Grabungen sowie den Architekturwettbewerb berappen.
Weit gefehlt, sagt eine Stellungnahme von Rechtsamtsleiter Martin Weber (Poststempel 21.August, Bearbeitungsdatum 14.August, Frau Rößler). Der mögliche Verlust der Stadt liege „nur“ bei 1,182 Millionen Euro plus rund 235.000 Euro archäologische Grabungen und rund 225 000 Euro für den Architektenwettbewerb, also insgesamt 1,6 Millionen Euro. Der Grund: Die alte Gewandhausfläche gilt als „wenig rentierlich“, mindert den Verkehrswert der gesamten Fläche des Quartiers VI am Neumarkt. Fällt aber die Gewandhausfläche aus dem Gesamtpaket heraus, klettert der Verkehrswert pro Quadratmeter. Klar: Die dann frei liegende Sempersche Ladenfront hat Blick auf die Frauenkirche. Und die dann wegfallende Kunsthalle schmälert den möglichen Miet-Ertrag nicht.
Doch darum geht es Hille nicht. Er fühlt sich zu sehr unter Verkaufsdruck gesetzt. „Ich fordere Sachlichkeit und ein faires Abwägen von Argumenten“ so der Stadtrat. Heute schon wird sich der Ortsbeirat Altstadt mit dem Thema beschäftigen.

zurück zu News