Sächsische
Zeitung
Freitag, 12. März 2004
Neuer Streit um den Kulturpalast
Behutsamer Umbau oder Neubau? Ein Investor
steht in den Startlöchern und Bürgerinitiativen protestieren
Von Bettina Klemm
Die Firma Sachsenbau hofft, noch in diesem Jahr den Bau einer Tiefgarage
am Altmarkt und den Umbau des Kulturpalastes beginnen zu können. Doch
gegen diese Pläne gibt es heftigen Protest.
Dieter Füsslein, Chef der Chemnitzer Firma Sachsenbau, ist ein unverbesserlicher
Optimist. Seit über drei Jahren will er am Kulturpalast kräftig anbauen
und an der Neumarkt-Seite Gebäude mit historischen Fassaden errichten.
„Ich hoffe, dass wir Mitte des Jahres Planungsrecht haben. Dann könnte
noch in diesem Jahr der Bau einer Tiefgarage unter dem Altmarkt beginnen“,
sagt er. 16 Millionen Euro soll sie kosten und 540 Fahrzeugen Platz
bieten.
Füsslein sieht die Tiefgarage nur in engem Zusammenhang mit seinen
Kulturpalastplänen. Die Entwürfe dazu stammen vom Architekten Hans
Kollhoff. Danach soll vom bisherigen Kulturpalast nicht viel übrig
bleiben. Dafür sind Einkaufs- und Büropassagen, ein Hotel und Gaststätten
geplant. Füsslein rechnet mit 158 Millionen Euro für das Gesamtprojekt.
Er habe eine Fondsgesellschaft zur Finanzierung an seiner Seite. Da
die Stadtkassen leer sind, wolle er jetzt den Saalumbau nur aus dem
Verkaufserlös der Grundstücke hinter dem Kulturpalast bewerkstelligen.
Ursprünglich hatte er von der Stadt 15 Millionen Euro, aufgeteilt
auf drei Jahre, für den fast 57 Millionen Euro teuren Konzertsaal
erwartet. Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) sieht
die Angelegenheit skeptisch. Versprechungen habe die Stadt dazu wiederholt
gehört. Nach einer Bürgerversammlung im Herbst seien wesentliche Auflagen
zu den Füsslein-Vorstellungen erfolgt. Das betreffe beispielsweise
die Fassade zum Altmarkt und die Form der Einkaufspassage. Vor weiteren
Planungsschritten warte die Stadt auf entsprechende Änderungen.
„Außerdem wird der Saalumbau immer Sache der Stadt bleiben. Aber wir
können uns den einst geplanten großen Konzertsaal für die Philharmonie
nicht leisten“, sagt er und plädiert für kleine Schritte. Das wiederum
dürfte in den Ohren der Kritiker wie Musik klingen. „Wir gehen davon
aus, den Kulturpalast als Baukörper zu erhalten. Aber er sollte mit
heutigen Mitteln saniert werden“, sagt Thomas Löser. Mit vier jungen
Architekten hat er die Bürgerinitiative Kulturpalast Dresden erhalten
ins Leben gerufen.
Löser möchte das Bauwerk aus den 60er Jahren unter Denkmalschutz wissen.
Es sei eine architektonische Leistung der Nachkriegsmoderne. Das schließe
nicht aus, die Rückseite zum Neumarkt zu bebauen. Auch eine Gruppe
von Architekten mit Wolfgang Hänsch, Heinrich Magirius, Peter Kulka,
Ulf Zimmermann und Dieter Schölzel, geht jetzt in die Offensive. Sie
kritisieren die Füsslein/Kollhoff-Pläne. Sie laden am Montag die interessierte
Öffentlichkeit zu einer Informationsveranstaltung ein. Die Architekten
sind nur für einen behutsamen Umbau. „Die architektonischen Fehler
aus den 50er Jahren am Altmarkt sollten wir nicht zementieren“, sagt
Architekt Werner Bauer. Zudem sei die Akustik im Saal in den vergangenen
Jahren immer schlecht geredet worden. Das habe zu einem Imageverlust
geführt. Relativ kleine Umbauten könnten Abhilfe schaffen.
www.kulturpalast-dresden-erhalten.de
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