Sächsische Zeitung
12. Mai 2007

Stuttgarter Architekten: Gewandhaus ist gut für Dresden
Von Petra-Alexandra Buhl

Bis Ende 2009 soll am Neumarkt eine Sammlung für zeitgenössische Kunst entstehen. Gespräche mit privaten Sammlern aus München laufen bereits.

Mit vehementer Gegnerschaft war zu rechnen – wie immer, wenn es in Dresden um moderne Architektur geht. Der Plan, am Neumarkt für etwa 65 Millionen Euro ein Gewandhaus zu bauen und dort zeitgenössische Kunst zu zeigen, sorgt für heftige Diskussionen. Architekt Kai von Döring, der den Investor Kondor Wessels vertritt, aber meint gleichmütig: „In zehn Jahren werden alle diesen Bau lieben und verteidigen, er wird Dresden guttun.“

Entworfen hat den von einer Jury ausgewählten Bau das Stuttgarter Architektenpaar Peter Cheret & Jelena Bozic. „Wir sind immer noch trunken vor Glück, weil wir den Wettbewerb gewonnen haben“, sagt sie. Der Neumarkt sei „ein heißes Pflaster“, eine kontroverse und emotionale Diskussion habe sie erwartet. „Es geht an diesem Platz nicht nur um ein Gebäude, sondern um eine Stellungnahme, um die europäische Stadt. Außerdem muss das Haus in den Dialog mit der Frauenkirche und dem Johanneum treten“, sagt er.

Nach Meinung der Jury kann das der Entwurf von Cheret & Bozic am besten. Vier große Restaurants im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss werden sich zum Neumarkt hin präsentieren, die Gäste sollen darin wie aus einer Loge auf die Frauenkirche blicken. Zu den beiden oberen Etagen sollen Besucher über Treppen geleitet werden, die Ausblicke auf die Frauenkirche und das Johanneum zeigen. Auf dem Dach wird ein Café den Blick über den kompletten Platz erlauben.

Die beiden Obergeschosse sollen zeitgenössische Kunst präsentieren. Von Döring sagt, er habe mit zwei Privatsammlern aus München gesprochen, die sich vorstellen könnten, dort moderne Grafik und Skulpturen auszustellen. „Sie werden sich aber erst engagieren, wenn es zu dem Projekt einen Stadtratsbeschluss gibt, und wir werden weitere Sammler ansprechen“, sagt er. Ein Drittel der Ausstellungsfläche soll einer Wechselausstellung vorbehalten bleiben. „Wir müssen dort ständig Neues zeigen, damit das Haus interessant bleibt“, sagt von Döring. Er will nun mit Vertretern der Münchner Hypo-Kunsthalle reden, um sich Anregungen zu holen. Klar sei, dass die Sammler-Ausstellung nicht ohne Zuschuss möglich ist. Sponsoren oder Stiftungen könnten sich an der Finanzierung beteiligen. „Auch die Stadt könnte ein Signal geben und den Preis für ihr Grundstück relativ niedrig ansetzen“, sagt er.


Die Architekten Jelena Bozic und Peter Cheret aus Stuttgart haben mit ihrem Entwurf den Gestaltungswettbewerb zum neuen Dresdner Gewandhaus am Neumarkt gewonnen. In dem Bau gegenüber der Frauenkirche soll ab Ende 2009 zeitgenössische Kunst zu sehen sein.
Foto: André Wirsig




zurück zu News