Sächsische
Zeitung
16. November 2006
Keller vom Hotel
Stadt Rom werden beseitigt
Von Bettina Klemm
Neumarkt. Die Stadt schafft Tatsachen – mit der Zustimmung des
Landesamtes.
In den 1920er Jahren hat Fritz Treu als Page im Hotel Stadt Rom gearbeitet.
Der heute 98-Jährige erinnert sich noch gut, wie die Kellner seinerzeit
im Frack servierten und Prinz Max von Sachsen zu Mittag speiste. „Wenn
ich es noch erleben könnte, wie das Hotel wieder aufgebaut wird, wäre
ich glücklich“, sagt er.
Die Firma Baywobau Dresden würde dies gern tun und hat schon entsprechende
Pläne erarbeitet. Die Hotelgruppe Steigenberger würde das Haus gern
gemeinsam mit dem benachbarten Hotel de Saxe betreiben. Aber der Platz
reicht für die einstige Größe des Gebäudes nicht aus. Die Woba-Häuser
an der Wilsdruffer Straße stehen dazu im Weg. Deshalb haben die Planer
einen Kompromiss vorgeschlagen. „Das Gebäude wäre in der Länge ein
Drittel kürzer“, sagt Dietze.
Gebäude wichtig für den Platz
Ein Vorschlag, den auch die Gesellschaft Historischer Neumarkt akzeptieren
kann. „Wir halten es für die Gestaltung des Platzes wichtig, dass
zwischen dem Hotel de Saxe und dem Martinshof das Hotel Stadt Rom
wieder entsteht“, sagt Vorstand Trosten Kulke.
Doch mit Entsetzen hat er jetzt entdeckt, dass die Stadt die Keller
des einstigen Hotels beseitigt. „Das erinnert an die Nachkriegspolitik
in Dresden“, sagt er. Damit seien die Chancen vergeben, die Keller
in das künftige Bauwerk zu integrieren. Grünen-Sprecherin Eva Jähnigen
zieht gleich Parallelen zum Abriss der mittelalterlichen Frauentor-Anlage
am Neumarkt. Das sieht Christoph Heiermann vom Landesamt für Archäologie
anders: Es handele sich bei den Kellern vom Stadt Rom um neuzeitliche
Mauern aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Das Landesamt
und das Regierungspräsidium haben sie nicht unter Schutz gestellt.
Bis zu einer Tiefe von 1,50 Metern könnten die Keller ausgegraben
werden. Die Argumente haben Eva Jähnigen gestern im Ausschuss nicht
überzeugt.
Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) verweist auf
Beschlüsse des Stadtrates. Um die Straßen für den Martinshof zu bauen,
müsste die Fläche geschlossen werden. „Allerdings werden wir vorerst
keine Bäume pflanzen, sondern erst über den Wiederaufbau des Hotels
Stadt Rom beraten“, sagt er. Es gebe, so heißt es in Baukreisen, neben
der Baywobau einen weiteren Interessenten. Auch das Seniorenprojekt
Martinshof könne sich vorstellen, den historischen Bau zu errichten.
„Wenn wir bauen, schreiben wir die Fläche aus“, kündigt Feßenmayr
nun an.
So könnte das Hotel Stadt Rom einmal aussehen. Es steht in der Mitte
zwischen dem künftigen Martinshof (r.) und dem Hotel de Saxe. Weil
der Platz nicht reicht, hat die Firma Baywobau einen Kompromiss vorgeschlagen.
Foto: Andreas Hummel / Baywobau
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