Sächsische
Zeitung
19. August 2006
Moderner Anbau heftig kritisiert
Von Kay Haufe
Neumarkt. Der Investor Diakoniewerk Martinshof rekonstruiert das
Schütz- und das Köhlersche Haus. Umstritten ist der neue Verbindungsbau.
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) schlägt Alarm.
Der moderne Anbau, mit dem der Investor Diakoniewerk Martinshof aus
Rothenburg künftig das Heinrich-Schütz- und das Köhlersche Haus im
Quartier V/2 verbinden möchte, drohe die Gesamtästhetik des Gebäudekomplexes
und der Umgebung zu zerstören, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten
Presseerklärung. In der Kritik steht vor allem das Staffelgeschoss
des modernen Gebäudes. „Es beeinträchtigt die Harmonie des Platzes
erheblich und stellt einen krassen Stilbruch dar“, sagt Torsten Kulke,
stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt.
Eigenen Entwurf vorgestellt
Sein Verein hat deshalb einen eigenen Entwurf mit Mansarddach vorgestellt.
Doch der wurde abgelehnt. Kulke ärgert besonders, dass das Gestaltungskonzept
zum Neumarkt, das der Stadtrat 2002 verabschiedet hat, offenbar nicht
bindend ist. Denn darin seien Staffelgeschosse nicht zulässig. Katrin
Taube aus dem Stadtplanungsamt widerspricht dieser Aussage. „Diesen
Passus gibt es gar nicht im Gestaltungskonzept“, sagt sie.
Im Juni 2005 hat das Diakoniewerk seine Pläne erstmals vorgestellt.
Seitdem sei intensiv vor allem über die Ausweitung des Neubaus auf
den Platz sowie die Dachausformung diskutiert worden, so Taube.
Mansarddach abgelehnt
„Sowohl die Gestaltungskommission zum Neumarkt, eine unabhängige begleitende
Expertenkommission, als auch der Stadtentwicklungs-Ausschuss haben
die jetzige Fassadengestaltung aus mehreren Varianten favorisiert“,
sagt Taube. „Beim ebenfalls untersuchten Mansarddach würden viele
große Gaupen über die Linie der Dachtraufe herausragen. Das lehnte
die Kommission ab“, sagt Taube. Beim Investor Diakoniewerk sind die
Bedenken der GHND bekannt. „Vertreter der Gesellschaft waren ja bei
den Gesprächen immer dabei und haben unsere Gestaltung kritisiert“,
sagt Vorstand Hartmut Knippscheer.
„Aber unser Anliegen war es, mit dem in den Obergeschossen etwas filigraneren
Neubau eine Verbindung zwischen der historischen Bebauung und den
Wohnhäusern an der Wilsdruffer Straße zu schaffen“, sagt Knippscheer.
Außerdem orientiere sich der ovale Verbindungsbau an historischen
Straßenverläufen. „Wir legen beim Heinrich-Schütz- und beim Köhlerschen
Haus großen Wert auf die weitgehend originalgetreue Rekonstruktion
der Fassaden und orientieren uns auch im Inneren durch die Schaffung
kleiner Innenhöfe an historische Strukturen“, sagt der Diakoniewerk-Vorstand.
„Selbst die Keller beziehen wir in die Rekonstruktion mit ein. Noch
in diesem Jahr soll Baubeginn sein“, so Knippscheer. Im Komplex von
Schütz- und Köhlerschem Haus, die durch den Anbau verbunden werden,
sollen hochwertige Wohnungen für Senioren mit Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten
entstehen. „Das wird eine komfortable Wohnanlage mit dem Service eines
5-Sterne-Hotels, in dem auch die Pflege gewährleistet wird“, sagt
Knippschild. Zudem will die Heinrich-Schütz-Gesellschaft in das Schütz-Haus
einziehen.
Ab kommenden Montag bis zum 21. September liegt der Entwurf des Bebauungsplanes
im Technischen Rathaus auf der Hamburger Straße öffentlich aus. Bis
dahin können alle Bürger ihre Stellungnahmen einbringen. „Außerdem
gibt es am 5. September um 19 Uhr eine Bürgerversammlung im Plenarsaal
des Rathauses, in der wir auch ein Modell des Bauvorhabens präsentieren“,
sagt Taube.
Torsten Kulke hofft nun, dass möglichst viele Dresdner ihre Bedenken
gegen die moderne Bebauung äußern.
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