Sächsische Zeitung
10. September 2008


Fassade aus barocken und modernen Teilen
Von Bettina Klemm

Das künftige „Innside Premium Hotel“ am Dresdner Neumarkt wirbt mit der Ansicht von der Salzgasse. „Es wird ein modernes Haus und es bekommt ein modernes Antlitz“, sagt Investor Jürg E. Köllmann von der Fibona Beteiligungsholding aus Taunusstein.

Die Fenster der Hotelzimmer würden, so wie einst ihre barocken Vorgänger, zum wesentlichen Gestaltungsmittel. Anstelle der profilierten und mit Stuck verzierten Gewände gebe es einen zurückgesetzten, breiten Natursteinrahmen um die eigentliche Fensteröffnung. An der Salzgasse befindet sich die Hotelvorfahrt, die Fahrzeuge fahren direkt ins Gebäude hinein. Heftig diskutiert wird jedoch über die Seite Rampische Straße. Hier erhält das Gebäude Nummer 9 eine Leitfassade, und das Haus Nr. 19, das Pöppelmannsche Haus, wird weitgehend originalgetreu wieder errichtet. Die Gebäude 17 und 21 dazwischen und daneben werden jedoch in einer angepassten modernen Architektursprache gestaltet.

„Wir haben dazu mit der Stadt angesichts der sensiblen städtebaulichen Situation einen Architektenwettbewerb veranstaltet“, erläutert Köllmann. Dem Preisgericht wurden zwei historisierende Lösungen sowie die Arbeit des Dresdner Büros Wörner und Partner vorgelegt. Nach mehrstündigen Diskussionen entschied sich das Preisgericht einstimmig für den Wörner-Entwurf.

In folgenden Detailabstimmungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Stadtplanern, der Gestaltungskommission Neumarkt und dem Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung und Bau seien die Fassadengestaltung, die Traufhöhen und die Dachformen nochmals überarbeitet worden. Es habe sehr intensive Gespräche vor der Baugenehmigung gegeben. „Ich respektiere – gerade in der Architektur – Kritik und andere Meinungen. Aber wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, da sind auch Beschlüsse zu akzeptieren“, sagt Köllmann. Der Hotelkomplex, zu dem auch zwei Wohnhäuser (Rampische Straße 23 bis 27) gehören, erhält einen offenen Innenhof mit einer Größe von rund 160 Quadratmetern. Die Haupttreppe im Pöppelmannschen Haus orientiere sich an den barocken Treppenhäusern, erklärt Architekt Martin Richter von Wörner und Partner.

Die Fibona-Holding gibt für das Bauprojekt rund 33 Millionen Euro aus. Sie will das fertige Haus in ihrem Besitz halten. Das Hotel mit 180 Zimmern und Suiten wird von der spanischen Hotelkette Sol Meliá betrieben. Sie hat nach eigenen Angaben über 300 Hotels in 30 Ländern in vier Erdteilen. Köllmann will sein Bauprojekt Ende 2009 abschließen. Das Grundstück hat er aus Privathand erworben – neun Teilflächen von 265 Erben.





Ein Foto auf die Baustelle


Neumarkt-Verein übt heftige Kritik an der Hotelfassade

Es sollten nicht so viele Fassaden zusammengefasst und die Häuser 17 und 21 historisch gebaut werden.

Am Bauzaun für das Innside-Hotel hängt ein handgeschriebener Zettel. „Dresdner Bürger fragen, wo bleibt die Visualisierung zur Rampischen Straße? Soll hier etwa was verheimlicht werden?“ Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden möchte einbezogen werden und fordert ein öffentliches Vorstellen der Pläne.

Die Stadt könne das aus Datenschutzgründen nicht, sagt Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Sie habe im konkreten Fall auch kein Grundstück mit Vorschriften für den Bau verkauft. Der Investor habe sich freiwillig an die Regeln gehalten, einen Wettbewerb veranstaltet, in der Gestaltungskommission und im Ausschuss für Stadtentwicklung seine Pläne vorgestellt. Für das private Vorhaben auf privatem Grund wurde eine Genehmigung nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches erteilt. Das bedeutet, die Neubauten müssen sich der umgebenden Bebauung anpassen.

Die Neumarkt-Gesellschaft kritisiert, dass die ursprünglichen Fassaden der Häuser 17 und 21 in der Rampischen Straße nicht wieder errichtet werden. „Früher gab es 14 Fensterachsen, jetzt sind es nur noch sechs, das ist zu großflächig“, erklärt Torsten Kulke, stellvertretender Vorstandschef der Gesellschaft Historischer Neumarkt. Er fordert, die Gestaltungskommission für den Neumarkt neu zu besetzen, da sie sich nicht an die vorgegebenen Richtlinien für die Bebauung des Platzes rund um die Frauenkirche halte.

Drei Häuser neben dem Hotel, Rampische Straße 29, baut die Gesellschaft selbst ein Bürgerhaus. Es soll den Maßstab für die künftigen Rekonstruktionen am Neumarkt vorgeben, steht auf dem Bauschild. Allerdings ist der Verein auf Spenden angewiesen und kommt nur sehr langsam voran. (SZ/kle)



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