Sächsische
Zeitung
12. April 2008
Vor dem
Schloss entstehen bis 2010 Wohnungen und ein Hotel
Von Andreas Rentsch
Das Baywobau-Projekt für das Quartier VIII geht voran: Erste Entwürfe
für einen Teilkomplex liegen am Dienstag vor, der Bau soll im Herbst
beginnen.
Mit einem symbolischen Handschlag haben Vertreter des Freistaats gestern
das Neumarkt-Grundstück Quartier VIII an Investoren übergeben. Damit
ende ein fast dreieinhalbjähriger Verhandlungsmarathon, sagte Volker
Kylau vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement
(SIB). Auch Geschäftsführer Berndt Dietze von der Baywobau Dresden,
zeigte sich zufrieden. Der Grundstücks-Deal für die rund 5700 Quadratmeter
ist perfekt, Archäologen haben die Fläche in der letzten März-Woche
übergeben. Im September soll mit dem Bau eines Fünf-Sterne-Hotels,
Büros und Eigentumswohnungen begonnen werden. Geschätzte Gesamtkosten
inklusive Grunderwerb: 85 bis 90 Millionen Euro.
Hohen Verkaufserlös erzielt
Wie hart die Verantwortlichen des SIB und des Bauträgers bis Dezember
2007 verhandelt haben, deuteten die Geschäftspartner nur an. Der Baywobau-Chef
sei „kein einfacher Partner gewesen“, sagt SIB-Bereichsleiter Kylau.
Mit dem Kaufpreis, über den Stillschweigen bewahrt wird, sei er aber
zufrieden.
Dem Vernehmen nach sollen pro Quadratmeter mehr als 4000 Euro geflossen
sein. Der Erlös wird anteilig auf die Eigentümer verteilt. Der Freistaat
Sachsen erhält drei Viertel, die übrigen 25 Prozent teilen sich der
Bund und die evangelische Kirche. Man werde den Mietern viel abverlangen
müssen, damit sich die Investition rechne, sagt Berndt Dietze. Ebenso
wichtig sei aber ein Lückenschluss im benachbarten Quartier IV – durch
ein wie auch immer gestaltetes Gewandhaus. Dass die Fläche in den
nächsten Jahren bebaut wird, hat der Stadtrat allerdings abgelehnt
(s. Kasten).
Für die Dresdner Baywobau geht es nun zügig voran. Am Dienstag werden
Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs ausgewertet, der Entwürfe
für den Komplex neben dem Johanneum beinhaltet. Dort sollen zwei Dutzend
Eigentumswohnungen entstehen. Zwanzig Büros haben Pläne eingereicht.
Kellergewölbe erhalten
Wo die Bauplaner heute das „Quartier VIII“ ausweisen, standen früher
das gräflich Hofmannseggsche und das Zechsche Haus. Laut SIB sollen
deren historische Leitfassaden wiedererrichtet werden. Auch ein Teil
der von Archäologen freigelegten Keller bleibt erhalten. Die Baywobau
plant, in den spätgotischen und mittelalterlichen Gewölben einen Wellness-Bereich
für das Hotel einzurichten. Die Latrine des Wohnhauses von Barock-Architekt
Matthäus Daniel Pöppelmann (1662–1736) ist dagegen wieder verfüllt
worden. „Sie befindet sich unterhalb der Baugruben-Sohle, bleibt also
für die Nachwelt erhalten“, sagt Thomas Westphalen vom Landesamt für
Archäologie.
Wenn der Bau des Hotels ab Herbst planmäßig läuft, sollen die Bauten
im Quartier VIII im Juni 2010 bezugsfertig sein. Damit schließt sich
eine Lücke, die seit der Bombennacht des 13. Februar 1945 in der Dresdner
Altstadt klafft.
Zwei
Fotos
Was passiert wo
am Neumarkt
Quartier V: In der Heinrich-Schütz-Residenz, einem Komplex für altersgerechtes
Wohnen, ist Ende Februar Richtfest gefeiert worden. Bezugsfertig soll
das Haus noch in diesem Jahr sein.
Quartier III: Das „Juwel an der Frauenkirche“, ebenfalls ein Bauvorhaben
der Baywobau Dresden, wird am 23. Mai um 19Uhr offiziell eröffnet.
Quartier VI: Die Fläche des Gewandhauses soll nach dem Votum des Stadtrats
am Donnerstag zehn Jahre lang unbebaut bleiben. Dies ist zuallererst
eine Entscheidung gegen moderne Bauten an dieser Stelle des Neumarkts.
Baywobau-Chef Dietze fordert dagegen ein Gewandhaus – damit der Platz
sich schließt.
British Hotel: zwischen dem Hotel de Saxe und der Heinrich-Schütz-Residenz
möchte der Investor Hapimag Ferienwohnungen bauen. Ursprünglich befand
sich hier das Palais der Brüder Beichlichingen.
Hotel Stadt Rom: Hier laufen noch die Verhandlungen zwischen der Stadt
und dem potenziellen Investor. Beworben haben sich für das Grundstück
unter anderem die Baywobau und der Investor Arturo Prisco.
Quartiere VI/VII: Auch hier soll in diesem Jahr der Bau beginnen.
Eines der Leitbauten dort ist das Regimentshaus (Jüdenhof 1).
Es fehlen Bänke
und Bäume
Am Neumarkt wird weiter kräftig gebaut. Auch wenn der Stadtrat den
Bau des Gewandhauses ausgesetzt hat, entstehen ab Herbst beispielsweise
an der Schloßstraße weitere Gebäude.
Einen großen Nachteil jedoch hat der Neumarkt nach wie vor. Er ist
kahl und es gibt viel zu wenige Möglichkeiten, sich zu setzen. Es
fehlen Bäume und Bänke. Und, so kritisieren viele Wirte und Ladenbesitzer,
es fehlt eine gute Vermarktung des Platzes, der viel mehr ist als
der Standort der Frauenkirche.
Das neue Zentrum der Stadt braucht ein Konzept, wie sich sowohl Dresdner
als auch Touristen zwischen Schloss und Brühlscher Terrasse wohlfühlen.
Sowohl die Gewerbetreibenden, die Stadträte, als auch die Verantwortlichen
im Rathaus sollten darüber nachdenken, wie der Platz das Herz der
Stadt werden kann. Endlich mehr Grün und mehr Bänke wäre ein erster
Schritt.
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