Sächsische
Zeitung
13. August 2008
Schloßstraße bekommt ein Schlosshotel
Von Bettina Klemm
Häuser mit historischen Fassaden sollen an die Schloßstraße zurückkehren.
Auf dem Areal zwischen Renaissanceschloss, Kanzleihaus und Johanneum
(Quartier VIII) beginnt im Herbst der Bau. Hier entsteht das Fünf-Sterne-Schlosshotel
mit 235 Zimmern. Es wird von der Swissôtel-Gruppe betrieben. Im Erdgeschoss
sind Läden und Gaststätten vorgesehen.
„Die Gebäude an der Schloßstraße werden nach historischem Vorbild
errichtet. Lediglich das Eckgebäude zur Sporergasse muss aus baulichen
Gründen neu gestaltet werden“, kündigt Berndt Dietze, Chef der Dresdner
Baywobau, an. Für die gesamte Gestaltung hat er die Dresdner Ipro
Planungs- und Ingenieuraktiengesellschaft verpflichtet. Der Hotelkomplex
besteht aus zwölf Einzelfassaden.
Tanzende Frauen
Davon werden vier modern gestaltet. Mit einem kleinen Wettbewerb wurde
jeweils um die beste Gestaltung gerungen. Die Auswahl der Sieger erfolgte
in enger Beratung mit der Gestaltungskommission Neumarkt. Bisher liegen
noch keine druckfähigen Ansichten der modernen Fassaden vor.
So schlagen die Dresdner Architekten Matthias Horst und Falk Schubert
für das Haus Sporergasse1 Fenstereinfassungen in einem Goldbronzeton
vor. Die Fassade neben dem Hoffmannseggschen Haus, dem Wohnhaus des
Architekten Johann Christoph Knöffel, haben die Ipro-Architekten Sabine
Schlicke und Ulrich Schönfeld entworfen. Das Zechsche Haus am Kanzleigässchen
kann aufgrund von Durchfahrten nicht mehr originalgetreu errichtet
werden. Hier hat Tobias Hoyer von Zinnober Architekten den Wettbewerb
gewonnen. Etwas Besonderes wird die Fassade mit einer Betonmatrizentechnik
daneben sein. Sie wurde von Heike Böttcher entworfen. In den Rillen
lassen sich Tänzerinnen erkennen – eine Hommage an die große Dresdnerin
Gret Palucca. Rund 50000 Euro wird diese Gestaltung teurer sein als
eine normale Fassade, doch die Gestaltungskommission begrüße den Entwurf
sehr, sagt Dietze. Eine weitere moderne Fassade gibt es in dem benachbarten
Büro- und Appartementkomplex. Sie wurde von der Architektin Canan
Rohde-Can entworfen.
Modernes im Löwenhof
22 Wohnungen mit je zwei bis fünf Zimmern entstehen im Löwenhof neben
dem Johanneum. Dietze stellt sich mitten im Großstadttrubel eine Wohnoase
nach italienischem Vorbild vor. Rund zehn Millionen Euro kosten der
Wohnkomplex, 80 Millionen Euro das Hotel und der Bürokomplex. Zurzeit
laufen die Ausschreibungen, dafür wird ein Musterzimmer gebaut.
So soll das Schlosshotel an der Schloßstraße aussehen. Das gelbe Hoffmannseggschen
Haus ist der einzige Leitbau in dem Komplex. In ihm werden auch die
Treppenanlagen und der Innenhof nach historischem Vorbild gestaltet.
Zeichnung: Baywobau Dresden
Wer
entscheidet über die Neumarkt-Bauten?
Das
moderne Bauen rund um die Frauenkirche ist heiß umstritten. Die Gestaltungskommission
berät Stadt und Bauherren.
Die
Gesellschaft historischer Neumarkt wacht mit Argusaugen über alle
Projekte. „An dieser Stelle soll so viel wie möglich nach historischem
Vorbild entstehen“, fordert Vorstand Torsten Kulke.
Die
Stadt geht etwas anders an die Neumarkt-Gestaltung heran. In den 90er
Jahren wurden sogenannte Leitbauten bestimmt, Gebäude, zu denen es
ausreichend Material für einen originalgetreuen Wiederaufbau gibt.
Der erste Leitbau war das Kanzleihaus. Es folgten das Hotel de Saxe
mit der Salomonis-Apotheke und das Quartier Frauenkirche mit dem Weigelschen
Haus. Glocke und Schwan heißen Leitbauten im V.V.K-Quartier II. Im
Quartier III, dem Juwel an der Frauenkirche, ist jeweils ein Fassadenteil
historisch und einer modern. Nach Ansicht der Stadt sollten Gebäude,
für deren Wiederaufbau nicht ausreichend Dokumente existieren nicht
historisierend, sondern in heutiger Architektursprache entstehen.
Der Stadtrat hat die Grundsätze für den Wiederaufbau des Neumarktes
gebilligt, aber nicht zur Satzung erhoben. Stadtentwicklungsbürgermeister
Herbert Feßenmayr (CDU) ist davon überzeugt, dass eine hohe Qualität
nur in dem Miteinander von Stadt und Bauherren und in geduldiger Überzeugungsarbeit
zu erreichen ist. Vorschriften lasse das Baugesetzbuch in vielen Fällen
gar nicht zu.
Eine 1998 gebildete Gestaltungskommission aus Architekten, Historikern
und Denkmalschützern soll sowohl die Verwaltung als auch die Bauherren
beraten. Doch Gestaltungskommission und Neumarkt-Verein haben oft
entgegengesetzte Auffassungen. (SZ/kle)
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