Sächsische Zeitung
23. August 2008


Nobelpreisträger will das „Stadt Rom“ bauen

Von Bettina Klemm

Günter Blobel ist bereit, fast den doppelten Verkehrwert zu zahlen. Für die Fläche am Neumarkt gibt es sechs weitere Bieter.

Nobelpreisträger Günter Blobel möchte gern am Neumarkt das Hotel „Stadt Rom“ bauen. Sein Unternehmen, das Howard Hughes Medical Institute in New York, hat mit 1,36 Million Euro das höchste Angebot abgegeben, bestätigt Norbert Olbrich, Leiter des Dresdner Liegenschaftsamtes. Neben dem Kaufpreis zahlt Blobel 350000 Euro für Leitungen und Stellplätze.

Das „Stadt Rom“ zählte zu den bedeutendsten Dresdner Bürgerhäusern aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Blobel will es wieder zu Wohnzwecken nutzen. Ins Erdgeschoss sollen Läden.

Der Stadtrat entscheidet

Der Dresdner Architekt Dieter Schölzel verhandelt in Blobels Auftrag mit der Stadt. In der nächsten Woche gibt es einen weiteren Termin. Werden sich dann Stadt und Blobel einig, spricht der Stadtrat das letzte Wort über den Grundstücksverkauf. Stimmt dieser zu, nimmt die Stadt deutlich mehr als den Verkehrswert des Grundstückes ein. Der liegt bei 880.000 Euro.

Ursprünglich wollte die Stadt die Fläche gar nicht bebauen, da das „Stadt Rom“ wegen der Wohnhäuser an der Wilsdruffer Straße nicht in voller Länge errichtet werden kann. Die Stadtplanung hatte schon Bäume geordert, die an dieser Stelle gepflanzt werden sollten.

Doch Berndt Dietze, Geschäftsführer der Baywobau Dresden, legte 2006 Pläne zu einem Wiederaufbau des Gebäudes vor. Er überzeugte zunächst die Gesellschaft Historischer Neumarkt, anschließend viele Stadträte. Schließlich hat der Stadtrat beschlossen, das „Stadt Rom“ kann gebaut werden. „Wir haben daraufhin die Immobilie im Oktober 2007 bei der Expo Real in München ausgeschrieben“, sagt Olbrich. Zum Bieterschluss im Dezember war Jürgen Jörg aus St. Augustin der Erstplatzierte.

Da jedoch mehrere Interessenten angeboten haben, nachzubieten, ging die Stadt darauf ein. So wurde der Preis immer höher geschraubt. Im Juni habe dann die Rathausspitze beschlossen, die Interessenten in einem „Last-Call-Verfahren“ nochmals um Angebote zu bitten, erläutert Liegenschaftsamtschef Olbrich. Der Freistaat habe mit diesen Verfahren am Neumarkt gute Erfahrungen gesammelt. Nach Ansicht von Olbrich sei alles sauber und transparent verlaufen.

Ob das andere Beteiligte auch so sehen, bleibt abzuwarten. Nicht nur Jürgen Jörg, sondern auch die Baywobau und Arturo Prisco hatten sich Hoffnung auf das kleine, aber feine Neumarkt-Grundstück gemacht. Sie planen alle, einen originalgetreuen Wiederaufbau, hochwertige Wohnungen und im Erdgeschoss Läden.

Fläche am Gewandhaus

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt, deren Mitglied Blobel ist, unterstützt die Wiederaufbaupläne. „Herr Blobel steht für einen originalgetreuen Aufbau“, sagt Vizechef Torsten Kulke. Blobel hat bereits vor zwei Jahren das Eckgrundstück Neumarkt 13/Frauenstraße erworben. Da es im Quartier VI liegt, sicherte er sich damit eine Mitsprache in Sachen Gewandhausbau. Blobel lehnte dies von Anfang an ab. Derzeit steht auf seinem Grundstück ein Welterbe-Pavillon, denn Blobel will auch die Waldschlößchenbrücke verhindern.




Zwischen Hotel de Saxe (l) und Heinrich-Schütz-Residenz (r.) soll das „Stadt Rom“ nach historischem Vorbild entstehen. Visualisierung:Arte4D/Andreas Hummel

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Am Neumarkt soll Leben einziehen
Bettina Klemm

Von Klemm.Bettina@dd-v.de

über Bodenpreise und Nutzung am Neumarkt

Fast 4900 Euro pro Qudratmeter zahlen inzwischen Investoren freiwillig für ein Grundstück am Neumarkt. Die noch verbliebenen Flächen werden immer wertvoller. Vor vier, fünf Jahren waren sie noch für die Hälfte zu haben.

Besonders begehrt sind Gebäude, die nach historischem Vorbild errichtet werden können. Jetzt tritt ein, was die Stadt und die Gesellschaft Historischer Neumarkt immer wollten. Künftig werden sich auch kleinere Grundstücke verkaufen lassen, sodass nicht nur große Unternehmen zum Zug kommen.

Doch das Geld sollte nur ein Faktor bei der Bewertung sein. Genauso wichtig ist es, dass wirklich individuelle Nutzer in die schicken Häuser ziehen, denn nur so kann am Neumarkt tatsächlich Leben einziehen.



 

 

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