Sächsische
Zeitung
20. November 2009
Aus
fürs Gewandhaus am Neumarkt
Von
Bettina Klemm
Die
Blockade am Neumarkt soll aufgehoben werden. Die CDU schlägt vor,
aufs Gewandhaus zu verzichten und die anderen Gebäude historisch zu
errichten.
Der Stillstand auf dem Gewandhausareal am Neumarkt soll ein Ende haben:
„Wir wollen, dass die Westseite historisch wie vor der Zerstörung
aufgebaut wird. Auf einen Gewandhaus-Neubau soll endgültig verzichtet
werden“, sagt CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns. Seine Fraktion hat
eine entsprechenden Vorlage für den Stadtrat vorbereitet. Zur gestrigen
Ratssitzung versuchte Brauns die Vertreter anderer Fraktionen dafür
zu gewinnen, um möglichst einen gemeinsamen Antrag zu stellen.
Baurecht wird geschaffen
Stimmt der Stadtrat zu, würde er seinen Beschluss vom April 2008 korrigieren.
Der Siegerentwurf der Stuttgarter Architekten Cheret & Bozic für
ein modernes Gewandhaus führte zu Aufruhr und heftigem Streit im Stadtrat
und unter den Dresdnern. Damit das Thema den Oberbürgermeister-Wahlkampf
nicht überschattet, hatte der Stadtrat einen Kompromiss gefunden:
Die Gewandhausfläche soll in den nächsten zehn Jahren unbebaut bleiben.
Doch das blockierte alles. Denn damit war unklar, ob die Gebäude zur
Neumarktseite eine historische Fassade oder eine Brandwand erhalten
sollten. Investoren benötigen eine langfristige Sicherheit.
Investoren stehen bereit
Die holländische Investorengruppe Kondor Wessels will das Grundstück
erwerben und bebauen. Sie hat bereits die Kosten für die archäologischen
Grabungen übernommen. „Selbstverständlich sind wir weiterhin interessiert“,
sagt Manager Jost Hegeman von Kondor Wessels. Wie auch schon beim
Quartier QF arbeitet er mit Arturo Prisco zusammen. Dieser hält schon
seit einem Jahr künftige Mieter bei Laune. „Auch für den gesamten
Neumarkt ist es enorm wichtig, wenn diese Fläche endlich bebaut wird“,
sagt Prisco.
Regimenthaus kommt wieder
In dem Gebiet gibt es gleich mehrere historisch besonders wertvolle
Häuser. So sollen beispielsweise das Regimenthaus am Neumarkt15, das
Dinglinger-Haus und das Chabonische Haus in der Frauenstraße 9 bzw.
7 möglichst originalgetreu wieder entstehen. Auch die von Gottfried
Semper entworfene Ladenfront für das Geschäft des Juweliers Moritz
Elimeyer an der Seite zum Jüdenhof soll rekonstruiert werden. „Ich
bin sicher, dass beispielsweise auch Herr Blobel auf seinem Grundstück
das Haus originalgetreu errichtet“, sagt Torsten Kulke von der Gesellschaft
Historischer Neumarkt. Sein Verein kämpft seit seiner Gründung vor
zehn Jahren für den Aufbau dieser Häuser ohne Gewandhaus.
Bäume sollen Kontur zeigen
Das historische Gewandhausareal sollte begrünt werden und Bänke erhalten.
„Bäume könnten die Kontur der früheren Gebäude markieren“, schlägt
Stadtrat Brauns vor. Zudem sollte geprüft werden, die Kellergewölbe
auf der Fläche öffentlich zugänglich zu mache
Fotogalerie
(vier Bilder)
Neumarkt
jetzt vollenden
Denni
Klein
zu
den Plänen für das Gewandhausareal am Neumarkt
Der
Vorstoß für die weitere Entwicklung des Neumarkts ist längst überfällig
gewesen. Unverständlich war der Sieger-Entwurf für ein modernes Gewandhaus
an einem nach historischem Vorbild wieder entstehenden Platz. Noch
unverständlicher war es dann, sich zehn Jahre Bedenkzeit zu gönnen
und die Fläche als Brache stehen zu lassen.
Niemandem kann der aktuelle Zustand gefallen: Bau-Container, Absperrzäune,
Baugruben, Wildwuchs und Unrat prägen das Areal derzeit. Händler,
Hotels und Gastwirte sind über diesen Zustand ohnehin nicht glücklich.
Dresdnern und Touristen lässt sich ein zehnjähriges Schweigen zur
Zukunft des Areals auch nicht erklären.
Was aber noch viel wichtiger ist: Es gibt gute Alternativen zum Gewandhaus
und für diese gibt es auch bereits Investoren. Zum angestrebten historischen
Wiederaufbau des Neumarkts passen die Alternativen sehr gut. In zehn
Jahren wären diese Investoren weg und Geld für ein Gewandhaus ist
ohnehin ungewiss.
So sollte jetzt keine Zeit verstreichen und der Weg für die Vollendung
des Neumarkts mit großer Mehrheit geebnet werden.
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