Sächsische Zeitung,
05. Juni 2010


Arturo Prisco: Endlich eine Entscheidung zum Gewandhaus

Nach dem Ratsbeschluss beraten die Investoren in der nächsten Woche über das Neumarktprojekt.

Mit Erleichterung hat Arturo Prisco den Stadtratsbeschluss zur Gewandhausfläche am Neumarkt aufgenommen. Mit knapper Mehrheit waren die Stadträte dem CDU-Antrag gefolgt. Danach soll die Gewandhaus-Fläche nicht bebaut werden. Stadtplaner hatten dies zuvor als „Jahrhundertfehler“ bezeichnet. „Jetzt gibt es endlich eine Entscheidung. Die Dresdner von heute haben sie getroffen. Ob sie richtig ist oder sich als falsch erweist, werden sicher unsere Enkelkinder entscheiden“, sagt Arturo Prisco, der zu den Investoren des QF-Quartiers am Neumarkt gehörte.

Am Donnerstag sitzt Prisco mit den Investoren Kondor Wessels in Berlin zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Schon seit Jahren ist die holländische Investorengruppe bereit, auf der Neumarktfläche zu bauen. Sie hat auch die Ausgrabungen und den inzwischen verworfenen Wettbewerb für ein neues Gewandhaus bezahlt. Seit über einem Jahr reist Prisco auf eigene Kosten in der Welt umher, um geeignete Mieter zu finden. Einige namhafte seien durch das Hickhack in der Stadt aber schon abgesprungen.

„Der Neumarkt funktioniert nicht, wenn er nicht vollendet wird“, warnt Prisco. Er hofft, dass es keine neuen Verzögerungen mehr gibt und die Leitbauten im hinteren Teil des Gewandhaus-Quartiers schnell entstehen können.

Große Hoffnung knüpft er an die Neumarkt-Umfrage. Ein roter Container ist dazu schon aufgebaut. Ab Dienstag ist hier die Meinung der Dresdner gefragt. (SZ/kle)

 

DNN-Online,
04. Juni 2010

Gewandhaus-Areal bleibt Freifläche

Ralf Redemund

Eine Wiederkehr des 1791 abgerissenen Gewandhauses auf dem Dresdner Neumarkt wird es nicht geben. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend mit 39 Ja- bei 32-Nein-Stimmen auf Antrag von CDU, FDP und Bürgerfraktion beschlossen. „Das Gewandhausgrundstück bleibt unbebaut", sagte Hans-Joachim Brauns, der baupolitische Sprecher der CDU. Damit behalte der Platz seine Seele, so wie es die Mehrheit der Dresdner wünsche. Außerdem füge sich die Bebauung im Umfeld künftig dann so ein, wie es bis zur Zerstörung am 12. Februar 1945 gewesen sei, so Brauns.

Da halfen auch die Worte von Gerhard Glaser, Landeskonservator a.D., nichts, der sich vor Jahren noch für die CDU im Stadtrat für eine Bebauung des Gewandhaus-Areals eingesetzt hatte und gestern für die BündnisGrünen in die Stadtrat-Bütt ging. Das frühere Gewandhaus stehe für den Sprung der Stadt aus dem Mittelalter in die Renaissance, würde das geschichtliche Werden der Stadt anschaulich machen, doch dazu bedürfe es eben der Platzkanten des Ex-Gewandhauses.

Der Stadtrat fälle eine Grundsatzentscheidung, betonte Axel Bergmann (SPD). Es handele sich um eine der wichtigsten Fragen der Stadtentwicklung in Dresden. Die früheren Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) und Gunter Just (SPD) hätten auch für eine Bebauung plädiert. Die Vorteile: Der Platz werde maßstäblicher, kleinteiliger und erlebbarer. Der Jüdenhof erhalte eine Fassung. Und die Frauenkirche erhalte gegenüberliegend eine Bühne. Wer die Weite am Neumarkt zulasse, vermindere die Attraktivität, proklamierte der SPD-Stadtrat. Dresden verpasse hier eine Jahrhundertchance, wenn der Platz nicht bebaut werde.

Holger Zastrow (FDP) drohte mit Bürgerbegehren für den Fall, dass der Stadtrat eine Bebauung entscheide. Der Liberale erinnerte an den futuristischen Siegerentwurf von Cheret & Bozic (Stuttgart) im Wettbewerb für die Bebauung der Gewandhausfläche. Auch Bürgerhäuser lehnte Zastrow ab. Das wollte die Mehrheit der Bürger so, sagte der FDP-Stadtrat unter Beifall von Mitgliedern der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) auf der Tribüne im Plenarsaal des Dresdner Rathauses.

„Wir heben den Baustillstand auf - im Sinne der Bürger", sagte Christoph Hille (Bürgerfraktion) mit Bezug auf das nun nicht mehr geltende 10-Jahre-Moratorium, das vor zwei Jahren im Stadtrat beschlossen wurde. Der Vertagungsantrag der Linken fand keine Mehrheit. Thomas Löser (BündnisGrüne) hielt ein Plädoyer für einen Kompromiss: eine Gasse ziehen zwischen Gewandhaus und westlicher Bebauung, keinen Solitärbau an der Gewandhausstelle, dafür kleinteilig gestaltete Bürgerhäuser. Das sei neu, reizvoll, erinnere an Italien - und konnte die Mehrheit im Stadtrat nicht überzeugen.


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