Sächsische Zeitung, 18. September 2010

Der Neumarkt – einer der schönsten Plätze Europas

Von Bettina Klemm

Nirgendwo in Dresden ist das Bauen umstrittener als rund um die Frauenkirche.


Bis zum Herbst 2010 soll gegenüber vom Dresdner Schloss das Schloss-Hotel entstehen. Das Fünf-Sterne-Haus mit 235 Zimmern und Suiten wird die Schweizer Kette Swissôtel betreiben und von der Firma Baywobau Dresden errichtet. Die baut dahinter zugleich auch die Wohnresidenz "Löwenhof" mit 23Wohnungen.

Das Schloßstraßen-Areal ist eines von acht großen Baufeldern am Dresdner Neumarkt. Die Kuppel der Frauenkirche prägt nicht nur die Stadtsilhouette, sondern auch jeden Winkel des sie umgebenden Neumarktes. Nachdem das wieder erbaute Gotteshaus 2005 geweiht wurde, soll nun auch der gesamte Platz möglichst nach historischem Vorbild gestaltet werden. Im 18.Jahrhundert zeigte er sich als ein geschlossenes barockes Ensemble. Das streben viele Dresdner auch heute wieder an.

Leitbauten nach dem Original

Da jedoch nicht jedes der einst 250 Häuser tatsächlich wieder nach altem Vorbild entstehen kann oder soll, versucht die Stadt den Spagat zwischen Rekonstruktion und zeitgenössischer Ergänzung. 60 Häuser wurden als Leitbauten ausgewiesen, das bedeutet, sie sollen originalgetreu errichtet werden. Bei den Neubauten fordert die Stadtverwaltung Architekturwettbewerbe. Eine von der Stadt berufene Gestaltungskommission entscheidet bei der Auswahl maßgeblich mit. Doch ihr Urteil sorgt regelmäßig für Aufregung und Diskussion.

Vier Quartiere bereits gebaut

So sollte etwa in der Platzmitte das 1791 abgerissene Gewandhaus wieder aufgebaut werden – allerdings in moderner Form. Aber der ausgezeichnete Entwurf der Stuttgarter Architekten Peter Cheret und Jelena Bozic ließ die Wogen hoch schlagen und führte letztlich dazu, dass sich der Stadtrat von den Gewandhausplänen zumindest für die nächsten zehn Jahre verabschiedet hat. Das hat wiederum die Investoren für die Fläche neben dem einstigen Gewandhaus verunsichert.

Vier Quartiere rund um die Frauenkirche sind bereits ganz oder teilweise errichtet. Der Neumarkt ist inzwischen bei Investoren so beliebt, dass Quadratmeterpreise über 4000 Euro erzielt werden. Besonders heiß umkämpft ist eine kleine Fläche zwischen dem Hotel de Saxe und der Heinrich-Schütz-Residenz. Hier soll das einstige Hotel de Saxe wiederentstehen.

Im nächsten Jahr werden sich die Kräne nicht nur an der Schloßstraße, sondern auch für den Bau des British Hotel an der Landhausstraße drehen. Schon jetzt wird der Neumarkt als einer der schönsten Plätze Europas gehandelt.

eine Visualisierung


Anmerkung:
In der letzten Zeile des vorletzten Abschnitts hat sich ein Fehler im Artikel eingeschlichen. Es müsste heißen: "Hier soll das einstige Hotel Stadt Rom wiederentstehen."

 

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