Freitag, 02. September 2011
(Sächsische Zeitung)


Wohnen am Neumarkt teuer, aber gefragt

Von Bettina Klemm

Rund um die Frauenkirche gibt es kaum noch freie Wohnungen. Die Kaltmieten liegen bei zehn Euro, die Kaufpreise bei 4500 Euro je Quadratmeter.


Immobilienmaklerin Angelika Barie hat derzeit wenig Mühe, Wohnungen am Neumarkt zu vermieten. "Sie sind heiß begehrt, wird eine Wohnung frei, ist sie schnell wieder weg", sagt sie.


So hat Barie alle sechs Wohnungen in den Häusern An der Frauenkirche 16/17 vermietet. Sie sind zwischen 94 und 137 Quadratmetern groß und wurden von dem Privatmann Peter Zeibig errichtet. Etwa zehn Euro plus 2,30Euro Betriebskosten sind pro Quadratmeter zu zahlen. Die Durchschnittsmiete in Dresden liegt bei rund sechs Euro. Den Häuserkomplex daneben errichtete die Baywobau Dresden ebenfalls 2008. Die zehn Wohnungen An der Frauenkirche 18 hat der Axa-Immobilienfonds und die acht Wohnungen mit der Anschrift Neumarkt 16 der Volkwohl-Bund vermietet gekauft.


Das QF, das Quartier an der Frauenkirche, bietet im Internet eine freie Wohnung an. Sie hat fünf Zimmer, fast 247Quadratmeter und bietet einen direkten Blick auf die Frauenkirche. Hier wollen die jetzigen Mieter im November ausziehen. "Alle anderen 27 Wohnungen im QF sind vermietet", sagt Neumarkt-Investor Arturo Prisco. Die Mieten seien angesichts der Lage und im Vergleich zu München ausgesprochen günstig.

Nichts für Familien

Bedingt durch historische Grundrisse sind die meisten Wohnungen relativ groß und haben zumindest zum Neumarkt kleine Fenster. Dort, wo es möglich ist, wurden zur Hofseite Balkons und Terrassen geschaffen. Die meisten Mieter sind alleinstehend oder Paare, Zugezogene oder Dresdner über 70 Jahre, die ihre Häuser beispielsweise auf dem Weißen Hirsch oder in Blasewitz verkauft haben. Sie ziehen es nun vor, mitten im Trubel zu leben, die Kultur zu genießen und kurze Wege zu haben. "Ich habe nicht eine Wohnung an Familien vermietet", sagt Angelika Barie. Die gutbetuchten Älteren hätten auch gern die Heinrich-Schütz-Residenz. Sie hat darauf ihr Konzept ausgerichtet. Doch hinter den liebevoll rekonstruierten Fassaden der einstigen Wohnhäuser vom Musiker Heinrich Schütz und vom Böttgermeister Köhler herrscht gähnende Leere. "Wir haben 16 Wohnungen von 49 vermietet", sagt Hartmut G. Knippscheer vom Martinshof Rothenburg Diakoniewerk, das die 20 Millionen Euro teure Immobilie gebaut hat. Seit Herbst 2008 ist sie fertig. Doch für die Wohnungen und dem damit verbundenen Betreuungskonzept müssen zwischen 2000 und 6000 Euro pro Monat bezahlt werden.

Knippscheer ist dennoch zuversichtlich und hält an dem Konzept weiter fest.

4500 Euro fürs Wohneigentum

Sehr gefragt sind Eigentumswohnungen am Neumarkt. So verkauft Dirk Antrak von Immovista für das Dresdner Unternehmen USD Wohnungen an der Rampischen Straße. "Es läuft sensationell: 26 sind verkauft und nur noch drei im Angebot", sagt er. Auch für den Kopfbau, Rampische Straße 29, sind fast alle der neun Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 944 Quadratmetern verkauft. In diesem Monat sollen die archäologischen Grabungen auf dem Grundstück beginnen. Die Quadratmeterpreise für die hochwertig ausgestatteten Eigentumswohnungen liegen um die 4500 Euro. Ein Großteil der Käufer sind hier Anleger.

Gut nachgefragt sind die Wohnungen im Löwenhof, einem kleinen Wohngebiet an der Schlossstraße. "Zehn Wohnungen sind verkauft. Zu den meisten der noch verbliebenen neun führen wir Gespräche mit Interessenten", sagt Schloss-Hotel-Prokurist Claus Fiebiger. Für neugebaute Eigentumswohnungen in Dresden müssen die Käufer die höchsten Preise im Vergleich der Großstädte der neuen Bundesländer zahlen, Das geht aus dem gestern vorgelegten Report der TLG Immobilien zum "Immobilienmarkt Ostdeutschland" hervor.

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