Donnerstag, 06.Januar 2011
(Sächsische Zeitung)

Aus für das Hotel Stadt Rom am Neumarkt

Von Bettina Klemm

Der historische Wiederaufbau des Hotels Stadt Rom zwischen dem Hotel de Saxe und der Heinrich-Schütz-Residenz am Neumarkt ist gescheitert. Die Stadt gibt den Plan auf, die Fläche zu bebauen. Gestern hat Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann eine entsprechende Vorlage an die Stadtratsfraktionen verteilt, wonach diese die Entscheidung zur Kenntnis nehmen sollen. Damit will die Stadt einen jahrelangen Streit um das Bauprojekt beenden und die Bebauung langfristig ausschließen.

Zuschlag für Günter Blobel

Der Stadtrat hatte im April 2007 beschlossen, dass das Grundstück ausgeschrieben wird. Es gab sieben Bewerber. Den Zuschlag erhielt schließlich im Sommer 2008 Günter Blobel. Der Nobelpreisträger für Medizin von 1999 hatte mit rund 1,36 Millionen Euro das höchste Gebot für die 283 Quadratmeter große Fläche abgegeben. Das soll rund eine halbe Million Euro mehr als der Verkehrswert gewesen sein.

"Wir haben im Auftrag der Stadt eine Bauvoranfrage mit umfangreichen Zeichnungen gestellt und mit künftigen Nachbarn gesprochen. All das ist mit Kosten und Zeitaufwand verbunden", sagt Michael Kaiser. Der Dresdner Architekt übernimmt für Blobel die Planungen. Doch er wusste bis gestern nichts davon, dass die Stadt das Grundstück nun nicht mehr verkaufen will. "Darüber hätte man Herrn Blobel vorher informieren sollen", bedauert er.

Durch die Wohnbauten aus den 1960er-Jahren an der Wilsdruffer Straße ist es in den nächsten Jahrzehnten nicht möglich, das Hotel Stadt Rom in seiner ursprünglichen Größe zu errichten. Deshalb hatte die Gestaltungskommission Neumarkt auch einen schnellen Wiederaufbau des Hotels abgelehnt. Das sah Berndt Dietze von der Baywobau Dresden anders. Ende 2006 hatte er den Vorschlag unterbreitet, den in den Platz ragenden Gebäudeteil als Torso zu bauen. "Mit dem geschichtsträchtigen Bürgerhaus würde der Platz abgerundet werden und die Moritzstraße erst einen Sinn erhalten", sagt er.

Das Hotel Stadt Rom wurde ursprünglich um 1740 gebaut. Bis zur Zerstörung im Februar 1945 galt es als eines der prägenden Neumarkt-Gebäude. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden und schließlich auch die Mehrheit des Stadtrates unterstützten die Pläne für den Wiederaufbau.

Daraufhin schrieb die Stadt das Grundstück zum Verkauf aus und stellte das Projekt auf der Expo Real 2007 in München vor, ohne jedoch vorher Baurecht zu schaffen. Neben Blobel wollten auch die Neumarkt-Investoren Berndt Dietze und Arturo Prisco das barocke Gebäude errichten. Nachdem Blobel den Zuschlag erhalten hatte, meldeten sich die Eigentümer der benachbarten Heinrich-Schütz-Residenz. Sie protestierten, weil der Abstand zu ihrem Gebäude sehr gering wäre. So würde in die Wohnungen der Heinrich-Schütz-Residenz nicht genügend Licht fallen.

Ausschreibung ohne Baurecht

"Als wir das Grundstück im Februar 2006 gekauft haben, war vom Bau des Hotels Stadt Rom noch keine Rede", sagt Hartmut G. Knippscheer, Geschäftsführer vom Martinshof Rothenburg Diakoniewerk, das die Residenz gebaut hat und betreibt. Um weniger Schatten zu haben, hatte Knippscheer deshalb den Vorschlag unterbreitet, das Stadt Rom um fünf bis zehn Meter zu verschieben. Das wiederum passt nicht zu den städtischen Plänen, am Neumarkt auf den alten Grundrissen zu bauen.

Schlechte Erfahrungen mit Abstandsflächen hatte die Stadt schon beim British Hotel am Neumarkt gemacht. Hier hatte das Oberverwaltungsgericht nach Klagen der Nachbarn einen Baustopp verhängt. Das Ganze hat für die Stadt ein teures Nachspiel, wie Vorjohann in dem Papier für den Stadtrat erklärt. So musste die Stadt ein Grundstück kaufen. Zudem habe der Käufer des British Hotels Schadenersatzforderungen wegen des Baustopps geltend gemacht. Damit sich das alles beim Stadt Rom nicht wiederholt, verzichtet die Stadt auf den Verkauf des Grundstücks.


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